Welche Zahnfüllung für Milchzähne?

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Sehr geehrte Frau Dr. Schmelz,

unsere Tochter ist zweieinhalb Jahre alt. Vor kurzem wurde festgestellt, dass einer ihrer Backenzähne von Karies befallen ist und eine Füllung braucht. Wir haben uns über die Vor- und Nachteile verschiedener Füllungsmaterialien informiert und gelesen, dass Zementfüllungen ungiftig, aber leider auch wenig belastbar sind. Bei den haltbareren Kunststofffüllungen können Monomere und Formaldehyd freigesetzt werden, sodass langfristig eine krebserregende Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann. Welches Material würden Sie uns empfehlen?

von Heike W.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Heike,

Sie haben sich bereits über die Vor- und Nachteile von Zement und Kunststoff informiert. Amalgam kommt wegen der Abgabe von Quecksilber bei Kindern ohnehin nicht in Betracht. Hier nochmal ein Überblick über die möglichen Füllungsmaterialien:

  1. Glasionomer-Zemente eignen sich vor allem für kleinere, so genannte „einflächige“ Füllungen und haben in der Regel nur eine Haltbarkeit von etwa zwei Jahren. Dann stünde bei Ihrer Tochter in jedem Fall die nächste Zahnbehandlung an, da sie die Milchzähne noch länger im Mund haben wird.
  2. Kunststofffüllungen, auch als Komposite bezeichnet, gibt es in unterschiedlichsten Zusammensetzungen. Sie gelten zwar im Allgemeinen als nichttoxisch (ungiftig), doch können – ja nach Zusammensetzung des Kunststoffes – Acrylate, Bisphenol A, Barium oder Strontium abgegeben werden. Ob dies gesundheitliche Folgen hat und wie verträglich die Kunststoffe auf Dauer sind, ist bisher noch unklar. Kunststofffüllungen sind aufwändig in der Verarbeitung. Zuerst muss der Zahn mit Säure angeätzt werden, damit die Füllung überhaupt hält. Dann wird – je nach Tiefe des Loches und damit Dicke der Füllung eventuell schichtweise – der Kunststoff eingebracht und durch Bestrahlung mit UV-Licht ausgehärtet. Problematisch ist, dass Kunststofffüllungen bei der Härtung schrumpfen: Zwischen Füllung und Zahn entsteht dadurch ein Spalt, sodass ein erhöhtes Risiko für erneute Karies besteht.
  3. Kompomere sind eine Mischung aus Kunststoff und Zahnzement, also den unter 1. und 2. genannten Komponenten. Sie gelten als biokompatibel und halten bis zu sechs Jahren. Daher sind sie auch zur Füllung größerer Defekte geeignet. Sie werden ebenfalls mit Licht gehärtet, doch muss der Zahn zuvor nicht mit Säure angeätzt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass Kompomere Fluorid an den kariösen Zahn abgeben und damit erneuter Karies vorbeugen.

Eine Kompomer-Füllung belastet Ihre Tochter kaum, hat eine lange Haltbarkeit und ist somit die beste Alternative. Zahnärzte empfehlen z. B. „Compoglass“ (wird von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet). Alles Gute für die Zahnbehandlung!

Herzliche Grüße

Ihre Andrea Schmelz