Hilfe, mein Kind isst fast nichts!

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Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Hilfe, mein Kind isst fast nichts!

von Nicole P.

Hallo,

was mache ich mit meinem Kind, wenn es nichts isst und das meiste nicht mag? Mein Sohn ist 4 Jahre alt und wiegt bloß 14 kg. Er isst nur ganz kleine Portionen und nur bestimmte Sachen, aber er kaut sehr lange. Nicht mal der Kinderarzt weiß Rat.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Frau P.,

Ihr Sohn ist sicher ein sehr schlankes Kind. Und genau bei diesen Kindern, die noch nie besonders gut gegessen haben, entwickelt sich schnell ein Kampf ums Essen, weil die Eltern in Sorge sind, wenn ihr Kind nicht richtig zunimmt. Ich vermute, der Kinderarzt hat Ihren Sohn schon daraufhin untersucht, ob es körperliche Ursachen für die mangelnde Gewichtszunahme gibt. Wahrscheinlich ist die schlechte „Esserei“ eher ein psychologisches Problem – das ist im Kleinkind- und Kindergartenalter häufiger, als man denkt!

Bei kleinen Kindern kann die täglich benötigte Nahrungsmenge starken Schwankungen unterliegen. Lernen Sie, Ihrem Sohn zu vertrauen: Bieten Sie ihm das Essen zu festen Zeiten an. Ihr Sohn darf selbst entscheiden, ob er hungrig ist und, wenn er essen möchte, wovon. Er isst einfach so viel oder so wenig er mag von dem, was es zu den Mahlzeiten gibt und bekommt kein Extra- oder Ersatzessen. Kein gesundes Kind wird freiwillig vor vollem Teller verhungern!

Geben Sie Ihrem Sohn Zwischenmahlzeiten, damit sein Blutzuckerspiegel zwischen den Hauptmahlzeiten nicht zu stark abfällt. Vermeiden Sie jedoch zu viele Süßigkeiten oder Knabbereien zwischen den Mahlzeiten. Besser sind etwas frisches Obst oder ein Stück Brot.

Hier noch einige Tipps für Ihren kleinen „Suppenkasper“:

  • Sorgen Sie für eine entspannte Atmosphäre bei Tisch. Sprechen Sie vor allem nicht über das Essproblem Ihres Sohnes! Wenn alle sich beim Essen gut unterhalten, schmeckt es auch gleich viel besser.
  • Füttern Sie nicht nebenbei. Essen Sie gemeinsam am Familientisch. Ihr Sohn sollte dabei nicht „bespaßt“ oder „bespielt“ werden, nur damit er noch ein Häppchen isst.
  • Servieren Sie kleine Portionen, denn ein zu voller Teller entmutigt ihn nur. Kleine Portionen, möglichst ansprechend arrangiert, laden zum Zugreifen ein. Besonders anregend sehen bunte Gemüse in allen Farben aus, aus denen Sie z. B. Muster oder Gesichter legen können.
  • Akzeptieren Sie, wenn er bestimmte Lebensmittel ablehnt. Bieten Sie diese einige Wochen später, eventuell anders zubereitet, wieder an.

Wenn Ihr Sohn auch mit diesen Ratschlägen keinen Appetit bekommt, brauchen Sie vermutlich spezielle psychotherapeutische Hilfe. Wenden Sie sich an Ihren Kinderarzt, der Sie an einen Experten für Ess- und Fütterstörungen überweisen kann. Adressen erhalten Sie z. B. über den Berufsverband der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen und Kinderund Jugendlichenpsychotherapeuten e.V. (www.bkj-ev.de). Hilfe bieten auch Sozialpädiatrische Zentren und Kinderzentren an, etwa im Rahmen von Spezialsprechstunden.

Alles Gute und herzliche Grüße

Ihre Andrea Schmelz