Was tun gegen Fingernuckeln?

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Mein Sohn Adrian (vier Jahre und vier Monate alt) nuckelt seit frühester Babyzeit an seinen zwei „Lieblingsfingern“, dem rechten Zeige- und Mittelfinger. Er tut dies nachts und oft auch tagsüber. Kann das zu einer Verformung seines Gebisses führen? Wenn ja, wie kann ich ihm das abgewöhnen? Meine Bemühungen, ihm gut zuzureden, schlagen fehl.

von Isabelle J.

Antwort von: Dr. med. Andrea Schmelz

Liebe Isabelle,

wenn Ihr Sohn sehr häufig nuckelt, kann das wie das Daumenlutschen zu Gebissveränderungen führen. Ich schlage vor, Sie gehen mit Adrian zur Kontrolluntersuchung zum Zahnarzt. Dieser kann einerseits genau beurteilen, ob bereits eine Fehlstellung der Zähne besteht, und andererseits Ihren Sohn auch darauf ansprechen und ihm erklären, warum das Fingernuckeln so schlecht für seine Zähne ist. Vielleicht hat der Zahnarzt auch ein Modell oder Bilder von Zähnen, die durch das Nuckeln ganz schief geworden sind. Der Zahnarzt könnte Ihrem Sohn als Hilfe, um sich das Fingernuckeln abzugewöhnen, auch eine Mundvorhofplatte verordnen (genaue Beschreibung im Artikel zur Schnullerentwöhnung in Heft 7/04). Sie haben bereits – ohne Erfolg – mit Adrian darüber gesprochen, warum er mit dem Nuckeln aufhören sollte. Das Argument, er wäre schon zu groß dafür, zieht meist wenig – dann will er sicher lieber noch klein sein.Verzichten Sie besser auf dieses Argument! Falls Adrian mit den Fingern im Mund mit Ihnen spricht, sollten Sie darauf hinweisen, dass Sie ihn dann nicht verstehen können, und solange nicht auf das Gespräch eingehen, bis er ohne Finger im Mund mit Ihnen redet. Versuchen Sie Adrian abzulenken, wenn Sie sehen, dass er demnächst zu nuckeln anfängt, oder die Finger schon im Mund hat. Sehen Sie sich z. B. gemeinsam ein Buch an und sprechen Sie mit ihm darüber, was es zu sehen gibt – beim Sprechen stören die Finger im Mund ja. Oder beschäftigen Sie ihn, sodass er seine Hände anderweitig braucht! Falls er noch keines hat, sollten Sie ihm ein Kuscheltier oder ein Schmusetuch zum Einschlafen kaufen. Vielleicht hilft ihm dieser Tröster, dann weniger an den Fingern zu nuckeln. Unterstützen Sie Adrian mit dem Buch „Philip und der Daumenkönig“ von B. Spathelf und S. Szesny (Albarello 2003; 32 S.; 13,70 €). Der Junge in diesem Buch nuckelt am Daumen. Die Geschichte ist sehr einfühlsam geschrieben und oft recht erfolgreich. Vielleicht bringt auch ein Belohnungssystem Sie weiter, z. B. die im Artikel zur Schnullerentwöhnung genannten Geschenke (entweder ein kleines Geschenk für jeden Tag ohne Fingernuckeln oder Sammelpunkte, für die es bei einer bestimmten Anzahl einen Ausflug in den Zoo oder Ähnliches gibt). Von bitteren Tinkturen zum Auftragen auf die Finger rate ich hingegen ab – Zwang ist immer ungünstig und führt oft nur zu Widerstand und vermehrtem Nuckeln! Notfalls sollten Sie einfach ein bis zwei Monate abwarten und dann einen erneuten Vorstoß machen,mit Adrian über das Nuckeln zu sprechen und es ohne zu versuchen.

Ich hoffe, dass meine Ratschläge Adrian helfen!

Herzlichst Ihre Andrea Schmelz