Meine Tochter zickt beim Lernen rum

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Liebe Frau Reimann-Höhn,

sobald ich das Thema „Hausaufgaben“ oder „Üben“ bei meiner Tochter (10 Jahre) anspreche, wird sie direkt sehr zickig und ist genervt. Ich bin allein erziehende Mutter und halte das kaum noch aus, bin ausgepowert. Ich will meinem Kind doch nur Gutes. Ich selbst habe als Kind und Jugendliche wenig für die Schule getan und es später sehr bereut. Aber wie kann ich ihr das Lernen besser schmackhaft machen, wie kann ich mich ausdrücken, um sie mehr zu motivieren?

von Anonym

Antwort von: Dipl.-Päd. Uta Reimann-Höhn

Liebe Leserin,

so wie Ihnen und Ihrer Tochter geht es sehr, sehr vielen Kindern und Eltern. Die Situation ist festgefahren, das Thema Lernen längst negativ besetzt und die emotionale Lage stets kurz vor einer Explosion. So weiterzumachen bringt weder Ihnen noch Ihrer Tochter etwas, da helfen auch keine noch so tollen Motivationstipps. Ihre Tochter muss ja lernen, dass sie selber verantwortlich ist für ihre schulischen Leistungen. Machen Sie jetzt einen Einschnitt, und verändern Sie etwas Grundlegendes. Betrachten Sie in Ruhe die drei Komponenten, die zu der Gesamtsituation gehören. Wo lässt sich etwas verbessern?

  1. Schule/Lehrer: Stimmt das Verhältnis zum Lehrer, fühlt sich Ihre Tochter in der Klasse wohl, geht sie gerne zur Schule, ist die Schulform angemessen? Machen Sie einen Termin in der Schule aus, und fragen Sie die Lehrkraft, was sie empfiehlt und wie Ihre Tochter zu neuen Erfolgserlebnissen (Referat, Projekt, Aufgabe in der Klassengemeinschaft) kommen kann.
  2. Sie selbst: Sind Sie mit der täglichen Kontrolle der Verantwortung körperlich und seelisch überfordert, reagieren Sie zu heftig, zu emotional? Fehlen Ihnen der nötige Abstand und die Gelassenheit, um mit dem oft provokanten, aber ganz normalen Verhalten einer 10-Jährigen umzugehen?
  3. Ihre Tochter: Ist sie generell überfordert mit den Leistungsanforderungen und braucht sie vielleicht eine außerschulische Förderung? Steckt sie schon in der Pubertät und hat anderes im Kopf, als zu lernen? Hat das Verhalten Ihrer Tochter andere Gründe, will sie sich beispielsweise gegen ihre Mutter abgrenzen?

Jeder dieser Punkte hat Einfluss darauf, wie die Situation verbessert und entspannt werden kann. Sehr ernst sollten Sie Ihre Erschöpfung nehmen. Ein Kind allein zu erziehen ist eine große Anstrengung. Jede Entscheidung muss allein getroffen werden, jede Auseinandersetzung wird allein geführt. Das strengt an und führt zu enttäuschten Erwartungen. Eine Mutter möchte ihre Tochter doch als Verbündete haben, nicht als Gegnerin. Nutzen Sie auch die Möglichkeit eines kostenlosen Gesprächs in einer Erziehungsberatungsstelle.

Ich wünsche Ihnen gute Nerven und einen klaren Blick

Ihre Uta Reimann-Höhn