9 Tabusätze in der Kinderernährung: So verliert Ihr Kind garantiert die Lust auf gesunde Ernährung

Sie kennen sicher die Situation: Sie tischen Ihrem Kind gesunden Bio-Brokkoli auf, doch es will lieber Spaghetti, Ketchup und Nutella. Was tun? Erstmal tief durchatmen. Vielleicht haben Sie bisher einfach nur die falschen Formulierungen verwendet. Lesen Sie, welche neun Sätze Ihrem Kind garantiert die Lust auf Obst und Gemüse vermiesen und wie Sie ihm eine gesunde Ernährung schmackhaft machen. 

Inhaltsverzeichnis

Familie in Form

Wenn Sie Ihr Kind zwingen, Spinat zu essen, mag es ihn erst recht nicht. Auch der berühmte „Löffel für die Oma“ hilft da sicherlich nicht weiter. Mein Tipp: Kinder sollten selbst bestimmen dürfen, wie viel sie sich auf den Teller tun und wie viel sie essen. Nur so bekommen Sie ein Gefühl für Hunger und Sättigung

2. „Wenn du das Gemüse isst, bekommst du als Nachspeise ein Eis.“

Diese Belohnungstaktik schadet mehr, als sie nützt. Denn sie macht das Gemüse für Ihr Kind noch unattraktiver und das Eis noch reizvoller. Mein Tipp: Versuchen Sie lieber, ein Vorbild zu sein. Wenn die Kinder sehen, mit wie viel Genuss Sie den Möhrensalat verputzen, verbinden sie den Geschmack mit positiven Gefühlen.

3. „Lass mich das Gemüse schneiden!“

Kinder, die aktiv miterleben, wie das Essen zubereitet wird und wie es schmeckt, probieren gerne Neues und ernähren sich automatisch gesünder. Mein Tipp: Es ist ganz wichtig, Kinder in der Küche mitschnippeln zu lassen – es muss ja nicht gleich das scharfe Japanmesser sein. Mit einem kleinen Gemüsemesser können schon jüngere Kinder sicher schneiden. Aber Achtung: Je stumpfer das Messer, desto größer ist die Verletzungsgefahr, weil man eher abrutscht.

4. „Nein, du kannst nicht schon wieder Nudeln mit Tomatensauce essen!“

Fast alle Kinder mögen irgendwann nur Nudeln oder Pommesfrites essen. Eine gewisse Einseitigkeit ist normal. „Neophobie“ – also Angst vor Neuem – heißt der Fachbegriff. Für Eltern eine nicht ganz einfache Situation, denn sie wollen bestimmt nicht jeden Tag Nudeln essen. Mein Tipp: Kochen Sie normal und abwechslungsreich. Wenn dem Kind das Essen nicht schmeckt, darf es sich ein Butterbrot schmieren. Früchte gibt es zur freien Verfügung. Auf keinen Fall sollten Sie sich angewöhnen, für Ihr Kind extra zu kochen. Gerade bei wählerischen Essern verkommt der Familientisch sonst zum „Restaurant Mama“.

5. „Jetzt probier das doch wenigstens mal!“

Gerade bei unbekannten Lebensmitteln ist Geduld angesagt. Kinder scheuen sich, Neues auszuprobieren. Bevor sie freiwillig zugreifen, müssen sie bis zu 35-mal etwas angeboten bekommen, zeigen Experimente. Mein Tipp: Um diesen sensiblen Prozess der Annäherung nicht zu gefährden, empfehlen Experten, möglichst unverkrampft mit dem Essen umzugehen: nichts erzwingen, die Wahl lassen und mit kleinen Portionen beginnen. Sein Sie flexibel: Vielleicht mag Ihr Kind die Paprika ja lieber roh als gegrillt? Oder es löffelt die Tomatensuppe mit größtem Genuss, obwohl es Tomatensalat seit Monaten vehement verweigert?

6. „Gemüse enthält viel Vitamin C, das braucht dein Körper, um die Abwehrkräfte zu stärken.“

Sparen Sie sich Vorträge über den gesundheitlichen Wert eines Lebensmittels: Kinder können sich darunter nämlich nichts vorstellen, wittern die Absicht und schalten den Rückwärtsgang ein. Mein Tipp: Besser ist auch hier, mit gutem Beispiel voranzugehen und ganz nebenbei zu erwähnen, dass beispielsweise das Beta-Carotin in den Möhren gut für ihre Augen ist. Das macht Ihr Kind neugierig, und irgendwann wird es vielleicht von allein probieren wollen.

7. „Du hast heute noch gar nichts gegessen!“

Keine Sorge! Kinder haben ein natürliches Gefühl für Sättigung und verhungern nicht. Verweigerung ist meist ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung. Mein Tipp: Warten Sie ab, bis Ihr Kind sich meldet, dass es hungrig ist. Studien belegen: Kinder wissen selbst am besten, was ihr Körper braucht, und verspüren dann automatisch ein Bedürfnis nach Lebensmitteln, die die fehlenden Nährstoffe enthalten.

8. „Finger weg von Schokolade: Die macht dick und ist ungesund!“

Noch schwieriger, als Kinder an gesunde Speisen zu gewöhnen, ist es, sie davon abzuhalten, Ungesundes zu essen. In einem Experiment verglichen Forscher die Vorlieben von Kindern aus verschiedenen Haushalten, in denen Süßes kaum oder gar nichterlaubt war, mit denen von Heranwachsenden, deren Eltern den Verzehr von Zuckerreichem weniger streng handhabten.

Das Ergebnis:

Kinder aus restriktiven Haushalten griffen überdurchschnittlich häufig zu besonders zuckerhaltiger Limonade. Mein Tipp: Ich rate Ihnen deshalb zu einer Strategie, die auf Toleranz und Vertrauen aufbaut. Sie treffen beim Einkauf eine gesunde(!) Vorauswahl, und Ihr Kind darf zuhause selbst bestimmen, was und wie vieles isst.

Für Süßes gilt allerdings: maximal eine Handvoll pro Tag.

9. „Jetzt ist aber genug, du musst doch schon lange satt sein!“

Es gibt Kinder, die neigen dazu, das Essen runter zu schlingen. Bevor der Bauch melden kann, dass er eigentlich satt ist, haben sie schon zwei oder drei Portionen gegessen – eine Menge, die weit über ihrem Bedarf liegt.

Mein Tipp: In jedem Fall ist es wichtig, Ihrem Kind Grenzen aufzuzeigen. Doch gerade wenn sie etwas größer sind, brauchen sie eine Erklärung für das „Nein“. Dann begreifen sie, dass zu viel Essen nicht gut für ihren Körper ist und dass überschüssige Energie in den Fettpolstern gespeichert wird. Aber bitte nicht zu viele Erklärungen. Konzentrieren Sie sich besser darauf, Ihrem Kind beizubringen, wie sich Hunger und Sättigung anfühlen. Langsam zu essen ist für manche Kinder eine echte Herausforderung, die sie jedoch mit ein wenig Übung bewältigen können.