Sprechen und Vorlesen: Das „Erfolgsduo“ für das Sprechen lernen

Jedes Kind hat beim Sprechen lernen sein eigenes Tempo, doch können Sie Ihr Kind vielfältig dabei unterstützen. Ein wichtiger Baustein sind gute Bilderbücher, die Ihrem Kind gleichzeitig Wissen vermitteln und das spätere Interesse am Lesen fördern. Plus: Die Bilderbuch- Top-Ten für jede Altersgruppe. 

Inhaltsverzeichnis

Wie Bilderbücher die Babyentwicklung fördern

Schon mit zwei bis drei Monaten beginnt Ihr Baby, Laute zu produzieren, und führt bald richtige „Lall-Monologe“. Beim Plappern trainiert es spielerisch alle Muskeln, die es für das spätere Sprechen braucht. Mit etwa sechs bis neun Monaten beginnt es, Silben zu verdoppeln – und das erste „Da-da“ oder „Ma-ma“ entsteht. Um den ersten Geburtstag benutzt Ihr Kind schon zwischen 15 und 20 Schlüsselwörter (Ober- und Sammelbegriffe wie z. B. Wauwau für alle Tiere). Mit 18 Monaten ist sein Wortschatz auf etwa 50 Wörter angewachsen, und ein paar Monate später sind es sogar schon 200 Wörter. Gegen Ende des zweiten Lebensjahres wird es die ersten Zweiwortsätze sprechen wie „Mama Arm“ oder „Papa Auto“. Dann werden die Sätze immer länger, sodass Ihr Kind mit 30 Monaten in der Lage ist, bis zu 20 zusammenhängende Äußerungen zu produzieren. Mit vier Jahren sprechen die meisten Kinder in vollständigen und überwiegend grammatikalisch richtigen Sätzen.

Babysprache: Hilfreich oder schädlich?

Fast alle Eltern unterhalten sich mit ihrem Kind anfangs automatisch in der „Babysprache“. Sie sprechen in kurzen einfachen Sätzen, mit hoher Stimmlage, übertrieben deutlicher Betonung und vielen Wiederholungen. Außerdem verwenden sie lautmalende Worte wie „Wauwau“ statt Hund oder „Ticktack“ statt Uhr.

Diese Art der Babysprache ist optimal auf die Bedürfnisse Ihres Kindes abgestimmt. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Eltern über ein angeborenes Sprachlernprogramm für ihr Kind verfügen. Sprechen Sie also ruhig so, wie Ihnen der „Schnabel“ gewachsen ist. Im zweiten Lebensjahr sollten Sie allerdings damit anfangen, langsam wieder zur „normalen“ Erwachsenensprache zurückzukehren. Deutet Ihr Kind z. B. auf einen bellenden Hund und sagt „Wauwau!“, können Sie einen ganzen Satz daraus machen und bekräftigen: „Ja, der Hund bellt!“ Ist Ihr Kind etwa drei Jahre alt, sollten beide Seiten aus der Babysprache „herausgewachsen“ sein.

Mein Tipp für das Sprechen lernen Ihres Babys:
Sprechen Sie von sich selbst nicht zu lange in der dritten Person. Manche Mütter haben die Angewohnheit, z. B. „Mama geht einkaufen“ statt „Ich gehe einkaufen“ zu sagen. Das führt meist dazu, dass ihr Kind recht lange braucht, bis es sich selbst mit „ich“ bezeichnet. Bis zum zweiten Geburtstag ist es allerdings völlig normal, dass ein Kind „Lina will spielen“ statt „Ich will spielen“ sagt.

 Mundgymnastik fördert das Sprechen lernen Ihres Kindes

Bereits Zweijährige können eine Feder, ein Wattebällchen oder einen Tischtennisball vor sich her blasen. Auch Seifenblasen machen viel Spaß und fördern gleichzeitig Mundmuskulatur und Atemtechnik. Das hilft Ihrem Kind, so schwierige Laute wie „s“ und „sch“ zu bilden. Lassen Sie es auch öfter mit dem Strohhalm trinken, denn das Ansaugen kräftigt die Mundmuskeln. Besonders gut geht das mit den etwas dickeren Knickstrohhalmen.

Wichtig für das Sprechen lernen: Nennen Sie die Dinge beim Namen und denken Sie laut!

Wenn Sie viel mit Ihrem Kind sprechen, ihm zuhören und Fragen stellen, hat es den besten Sprachtrainer, den es sich wünschen kann. Am besten unterstützen Sie seine Sprachentwicklung, wenn Sie schon im ersten Lebensjahr beginnen, auf dem Spielplatz, beim Anziehen oder beim Einkaufen so viele Dinge wie möglich zu benennen und zu kommentieren, was Sie gerade tun.

 Sanfte Fehlerkorrektur hilft beim Sprechen lernen

Freuen Sie sich über kreative Wortneuschöpfungen Ihres Kindes, aber lachen Sie bitte nicht darüber. Wenn Ihr Kind Fehler macht, brauchen Sie es nicht zu verbessern. Wiederholen Sie das Wort oder den Satz einfach noch einmal richtig. Wenn Ihr Kind sagt „Die Tatze hat Milch desleckt“, wiederholen Sie lediglich „Ja, die Katze hat Milch geschleckt“. Keinesfalls sollten Sie von Ihrem Kind verlangen, das Wort oder den Satz noch einmal richtig nachzusprechen. Das würde ihm die Lust am Sprechen schnell vermiesen!

Sprechen lernen mit Reimen und Singen

Um Sprache richtig verstehen zu können, muss Ihr Kind nicht nur die einzelnen Wörter und deren Sinn erkennen, sondern auch die Sprachmelodie. Wenn Sie viel mit Ihrem Kind singen und reimen, begreift es Klang und Rhythmus der Sprache am einfachsten. Anregungen für Kinderverse und dazu passende „Handspiele“ für das erste und zweite Lebensjahr finden Sie z. B. in dem Pappbilderbuch „Und was kannst du? fragt die Kuh“ mit Kuh-Fingerpuppe von J.Volmert und M. Hanke-Basfeld (Albarello Verlag 2004; 24 Seiten; 9,90 €).

Mit Sprache spielen fördert die Sprachentwicklung

  • Erzählen Sie Ihrem Kind eine Hihi-Hoho-Huhu-Geschichte. Darin könnten z. B. ein Riese, der „hoho“ lacht, eine kichernde Hexe, die „hihi“ macht, und einer Eule, die „huhu“ ruft, vorkommen. Immer, wenn Sie eine dieser Figuren erwähnen, soll Ihr Kind (ab drei Jahren) das passende Lachen bzw. den Eulenruf dazu machen. Das stärkt die Lippen und fördert auch die Konzentration.
  • Spielen Sie das Spiel vom „naschhaften Mäuschen“. Stellen Sie eine Schale mit Rosinen, Sonnenblumenkernen oder Gummibärchen bereit. Ihr Kind (ab drei Jahren) ist nun ein Mäuschen, das gerne aus der Schale naschen möchte. Doch darf es sich nur dann etwas herausnehmen, wenn Sie ein bestimmtes Wort, etwa „pieps“, gesagt haben. Machen Sie dazwischen immer wieder die Stimmen anderer Tiere nach oder sprechen Sie Fantasiesilben wie „kieks“, „poops“, „tipps“ (je ähnlicher dem vereinbarten Wort, desto schwieriger wird es!). So lernt Ihr Kind, genau hinzuhören, und trainiert wiederum seine Konzentration.