11 Tipps, wie Sie Jungen richtig fördern

Männliche Verhaltensweisen wie Machtkämpfe austragen, Kräftemessen, Geheimnisse lösen oder Imponiergehabe sind im Zeitalter von Kommunikation und Kooperation wenig gefragt. Folgerichtig entwickeln sich Jungen seit einigen Jahren mehr und mehr zu Sorgenkindern. Längst zählen sie beispielsweise zu den Verlierern unseres Bildungssystems.  

Inhaltsverzeichnis

7 Probleme, mit denen Ihr Sohn in der Schule umgehen muss

Jungen sind nicht dümmer als Mädchen, das ist statistisch klar erwiesen. Sie sind ebenso interessiert, wissbegierig und zu begeistern wie Mädchen, nur eben in anderen Bereichen sowie auf andere Art und Weise. Ihre angeborenen Verhaltensweisen und Vorlieben sowie ihre körperliche Entwicklung entsprechen oft nicht den Anforderungen und Angeboten, die ihnen die Schule macht. Die typische Schule und der klassische Unterricht sind meistens nicht jungengerecht gestaltet. Die Tabelle zeigt, wo Schule und Jungenentwicklung einander zuwiderlaufen.

Typisch SchuleTypisch Junge
1. Alter

Ihr Sohn wurde früh eingeschult, obwohl ihm ein weiteres Kindergartenjahr sicher gut getan hätte.

Die meisten Jungen entwickeln sich im klassischen Einschulungsalter langsamer als Mädchen. Eine spätere Einschulung wäre oft besser.

2. Feinmotorik

Die Schule stellt hohe Anforderungen an die Feinmotorik Ihres Kindes, hauptsächlich beim Schreiben und Basteln. Das hat Auswirkungen auf seine Heftführung.

Jungen sind stärker im Bereich der Grobmotorik, doch die ist im klassischen Unterricht unerwünscht. Stattdessen quälen sich viele Jungen mit ihrer Schrift und der ordentlichen Heftführung.

3. Still sitzen

Still sitzen und zuhören – schon ab der ersten Klasse werden von Ihrem Sohn im Unterricht lange Phasen von Konzentration, etwa beim Zuhören, erwartet.

Toben, springen, laufen und hüpfen: Die meisten Jungen haben einen starken Bewegungsdrang. Je länger der Unterricht dauert, desto schwerer fällt es ihnen, sich still zu verhalten.

4. Lesen

Lesen, lesen, lesen … ist die Kernkompetenz aller Schüler. Je besser Ihr Sohn liest, desto eher hat er Schulerfolg

Alles, nur kein Buch anfassen … ist das Credo vieler Jungen. Damit geraten sie schnell ins Hintertreffen, denn die Informationsaufnahme in der Schule geschieht in erster Linie über das Lesen.

5. Impulsivität

Reinreden und Dazwischenrufen mögen Lehrkräfte gar nicht – Ihr Sohn aber vielleicht schon.

Impulsivität ist ein Verhaltensmerkmal vieler Jungen, die gerne auch selbstbewusst ihren Standpunkt in die Klasse hineinrufen.

6. Kämpfchen

Konflikte und Streitereien werden in der Schule im Gespräch gelöst. Ihr Sohn, der sich gerne körperlich wehrt, erfährt hier Sanktionen.

Anstatt sich auszusprechen, messen sich Jungen lieber untereinander und tragen Streit körperlich aus.

7. Hausaufgaben

Hausaufgaben sind Bestandteil des Unterrichts und gehören jeden Tag ins Nachmittagsprogramm Ihres Sohnes

Wenn der Schulvormittag vorbei ist, wollen Jungen sich austoben und nicht noch mehr Zeit sitzend verbringen.

Haben Sie Ihren Sohn wiedererkannt?

Natürlich haben nicht alle Jungen in jedem der in der Tabelle genannten Punkte Schwierigkeiten. Bei den meisten trifft es aber zu, und das liegt nicht nur an der Erziehung. Für viele der typischen Jungeneigenschaften wird das Hormon Testosteron verantwortlich gemacht. Anders als Mädchen sind Jungen geradezu gierig nach Bewegung, wollen ihre Grenzen austesten, die Muskeln spielen lassen und ihre Kräfte mit Gleichaltrigen messen. Jungen provozieren und ärgern, sie sind laut, schießen Bälle durch die Gegend oder liefern sich Wettrennen auf Fahrrädern, Inlinern und Rollern – wenn man sie lässt!

Was die Schule nicht bietet, müssen die Eltern übernehmen.

In einigen Schulprojekten wird immer wieder versucht, durch alternative Unterrichtsmethoden besonders die Jungen stärker zu fördern. Leider handelt es sich um Einzelprojekte, die nicht generell in die Schulentwicklung übernommen werden. Deshalb müssen Sie als Eltern von Söhnen mehr Energie, Kreativität und Zeit aufwenden, um Ihr Kind zu unterstützen und ihm den Weg durch die Schulzeit zu erleichtern. Lesen Sie, wie Sie die Widersprüche zwischen Schulansprüchen und Jungenbedürfnissen am besten lösen und Ihren Sohn somit optimal fördern.

11 Tipps, wie Sie und Ihr Sohn typische Jungenprobleme meistern

  1. Alter: Sehen Sie genau hin!

    Sprechen Sie, soweit möglich, vor der Einschulung unbedingt mit den Erzieherinnen des Kindergartens, dem Kinderarzt und der Lehrerin, die Ihren Sohn vermutlich unterrichten wird. Fragen Sie genau nach, ob Ihr Kind intellektuell, emotional und körperlich der Einschulung gewachsen ist. Falls nicht, versuchen Sie über den Kinderarzt eine Rückstellungsempfehlung zu bekommen.
  2. Feinmotorik: Das lässt sich trainieren!

    Trainieren Sie unbedingt regelmäßig die feinmotorischen Fähigkeiten Ihres Sohnes. Das geht auch jungenfreundlich: mit Flugzeug-Bausätzen, beim Fahrradreparieren, beim Zubinden der Fußballschuhe, beim Entfernen von Zecken aus dem Hundefell, beim Notieren der Bowling-Ergebnisse oder beim Kartoffelschälen für selbst gemachte Chips zur Sportschau.
  3. Still sitzen: Muss ja nicht immer sein!

    Der Bewegungsdrang bei Jungen ist so groß, dass ihnen das lange Stillsitzen kaum gelingt. Suchen Sie einen Weg, die Bewegung zu kanalisieren, ohne andere zu stören oder das Arbeiten unterbrechen zu müssen. Zum Beispiel mit einem Knautschball, der bei Unruhe in der Hand gedrückt werden kann – sogar im Unterricht. Oder bei den Rechenaufgaben barfuß unterm Schreibtisch Nüsse aufheben. Kritisieren Sie Ihren Sohn nicht, wenn er unruhig wird, sondern loben Sie lieber lange Phasen von Konzentration und Ruhe.
  4. Lesen: Mit Tricks wird das Problem kleiner!

    Bieten Sie Ihrem Sohn unkonventionelle Orte zum Lesen an. Der Text aus dem Schulbuch liest sich leichter in einer Hängematte (= Bewegung), im Baumhaus oder auf dem Heimtrainer. Natürlich sind auch Comics, Fußballzeitungen oder ein Hiphop-Magazin als Lektüre erlaubt. Fragen Sie nach, und lassen Sie sich erzählen, was Ihr Sohn da so interessiert gelesen hat.