Die „Alternativ“- Methode: Ihr Kind hat die Wahl, Sie die Kontrolle

Sicher wollen auch Sie Ihr Kind mit möglichst viel Liebe, aber auch Konsequenz zu einem selbstbewussten und verantwortungsvollen Menschen erziehen. Allerdings ist das oft leichter gesagt als getan, weil der Sprössling längst nicht immer so will wie Sie! Bieten Sie Ihrem Kind geeignete Wahlmöglichkeiten an. Dadurch verbessern Sie die Zusammenarbeit, ohne es zu übergehen. Außerdem: Was Sie tun können, wenn es trotzdem mal nicht klappt.  

Inhaltsverzeichnis

Mit der „Alternativ“- Methode erziehen

Fallbeispiel

Ihr Zweijähriger „duftet“ verdächtig aus seinem Windelpaket, hat aber absolut keine Lust, sein Spiel zu unterbrechen und mit Ihnen zum Wickeln zu gehen. Die freundliche Aufforderung „Komm, wir machen ganz schnell deine Hose sauber und dann kannst du gleich wieder spielen gehen!“ wird mit einem energischen „Nein, will nicht!“ beantwortet und gleichzeitig flitzt der Kleine davon oder wirft sich schmollend in die nächste Ecke. Sicher kennen auch Sie ähnliche Situationen. Ihrem Kind in einem solchen Fall nachzugeben und es in der vollen Windel sitzen zu lassen, kommt für die meisten Eltern nicht in Frage. Also dann doch die autoritäre Methode mit dem Befehl „Du kommst jetzt sofort mit!“ oder das Kind einfangen und zum Wickeltisch tragen? Es gibt eine bessere Möglichkeit, bei der Sie Ihrem Kind die Wahl lassen können (und es dabei ernst nehmen!) und gleichzeitig das von Ihnen angestrebte Ziel (wahrscheinlich) erreichen.

Das Geheimnis: die „Alternativ“-Methode

Bieten Sie Ihrem Kind zwei Möglichkeiten zur Wahl an, die aber beide in Ihrem Sinne sind. Bezogen auf das obige Fallbeispiel, könnten die möglichen Alternativen so aussehen: „Möchtest du selbst ins Bad gehen oder soll ich dich ins Bad tragen?“ „Willst du deinen Teddy ins Bad mitnehmen oder setzen wir ihn hier in den Sessel, bis du vom Wickeln zurückkommst?“ Es ist erstaunlich, wie positiv Kinder auf diese Möglichkeit, selbst entscheiden zu können, reagieren. Sie sind dann bereit zur Zusammenarbeit, während ein Befehl nur zu einem Machtkampf geführt hätte. Natürlich funktioniert auch diese Methode nicht immer, und das Kind kann weiterhin seine Mitarbeit verweigern. Dies geschieht häufig dann, wenn Ihr Kind sehr in sein Spiel vertieft ist und Sie gar nicht hört. In solchen Fällen ist es sinnvoll, etwas abzuwarten oder erst einmal „vorzuwarnen“, in unserem Beispiel etwa: „Wenn du dein Bilderbuch angeschaut hast, gehen wir wickeln.“

Bei trotzenden Kleinkindern ruhig, aber bestimmt handeln

Bei Kleinkindern zwischen 1 und 3 (bis 4) Jahren ist es sinnvoll, eine der angebotenen Wahlmöglichkeiten herauszugreifen und entsprechend zu handeln. Also z. B.„Gut, wenn du nicht selbst ins Bad gehen möchtest, dann führe/trage ich dich!“ und mit diesen Worten nehmen Sie Ihr Kind bei der Hand oder auf den Arm und gehen ruhig, aber bestimmt in Richtung Wickeltisch. Schon bald wird Ihr Kind sich lieber selbst für eine der angebotenen Wahlmöglichkeiten entscheiden, da es gelernt hat, dass sich „Theater“ nicht lohnt und es wesentlich mehr Spaß macht, eine gewisse Entscheidungsfreiheit zu haben und selbst etwas bestimmen zu dürfen.

4 Beispiele für die „Alternativ“-Methode:

  • Ihr Kind weigert sich, die Zähne zu putzen: „Möchtest du dir selbst die Zahnpasta auf die Bürste tun oder soll ich das für dich machen?“
  • Ihr Kind will nicht in den Kindergarten: „Willst du lieber ein Käsebrot oder ein Schinkenbrot in den Kindergarten mitnehmen?“ oder „Wollen wir heute zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad in den Kindergarten fahren?“
  • Ihr Kind will sich nicht anziehen (lassen): „Willst du lieber den Pulli mit der Ente oder den Pulli mit dem Hasen drauf anziehen?“
  • Ihr Kind weigert sich aufzuräumen: „Möchtest du erst die Bauklötze in die Kiste räumen oder willst du mit den Bilderbüchern anfangen?“
  • Was tun, wenn Ihr Kind sich standhaft weigert?

    Auch Kinder, die sich nicht mehr im Trotzalter befinden, können sich trotz angebotener Wahlmöglichkeit weigern zu kooperieren. Um einen Machtkampf zu vermeiden, ist es am besten, die Weigerung anfangs zu „überhören“ und ruhig, aber bestimmt die bereits angebotenen Alternativen noch ein- oder zweimal zu wiederholen. Danach müssen Sie jedoch reagieren. Wenn ein Kind sich so hartnäckig weigert, eine bestimmte durchaus zumutbare Aufgabe zu erledigen, hat es entweder plausible Gründe dafür, die Sie vielleicht nicht erkennen können, oder es führt gerade einen Machtkampf mit Ihnen. Statt Ihr Kind nun mit Gewalt oder unter Androhung von Strafe zu zwingen, sollten Sie deutlich machen, wie Sie auf diese Weigerung reagieren werden.

    Fallbeispiel

    Ihre 5-jährige Tochter kommt mit schmutzigen Händen ins Haus und weigert sich, diese vor dem Abendessen zu waschen. Sie „überhört“ die Frage „Willst du dir die Hände gleich hier unten im Gästeklo waschen oder gehst du lieber ins Bad? Da hast du warmes Wasser.“ auch nach einer freundlichen, aber bestimmten Wiederholung. Stellen Sie möglichst ruhig und bestimmt Ihren Standpunkt klar, z. B.: „Ich möchte nicht mit jemandem am Tisch sitzen, der so schmutzige Hände hat. Du kannst in der Küche essen, da stören mich deine ungewaschenen Hände nicht.“