Die richtige Kindererziehung: 5 Geheimnisse von Erziehungsprofis

So unterschiedlich alle Menschen sind, so verschieden sind auch Familien mit Kindern. Das zeigt sich auch in den Erziehungsstilen. Hinter jeder Wohnungstür gelten andere Regeln und Umgangsformen, jedes Kind wächst nach den individuellen Regeln seiner Familie auf. Trotzdem gibt es auch Gemeinsamkeiten, die erfolgreiche Erziehungskonzepte ausmachen. 

Inhaltsverzeichnis

Eckpfeiler einer gelungenen Erziehung

Immer wieder forschen Erziehungswissenschaftler nach den Bausteinen für eine erfolgreiche Erziehung von Kindern. Viele unterschiedliche Aspekte des Familienlebens werden dabei untersucht. Die Ergebnisse zeigen übereinstimmend, dass nicht das Einkommen und/oder die Form des Zusammenlebens für eine positive Entwicklung ausschlaggebend sind, sondern die Qualität des gemeinsamen Alltags. Kinder können glücklich und zufrieden aufwachsen – ganz unabhängig davon, ob ihre Familie viel Geld hat oder vollständig ist. Eine gute Nachricht, auch wenn die Umsetzung der Erziehungstipps manchmal etwas anstrengend sein kann.

Die fünf Eckpfeiler gelungener Erziehung bestehen laut mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen aus folgenden Komponenten: Liebe, Respekt, Verbindlichkeit, Bildung und Kooperation. Wie das genau gemeint ist und im Alltag einer Familie umgesetzt werden kann, zeigen wir in den folgenden Beispielen.

1. Tipp: Geben Sie Liebe und emotionale Sicherheit

Kinder brauchen echte Zuneigung sowie die Gewissheit, dass sie von ihren Eltern angenommen und geliebt werden. Streit, Auseinandersetzungen und Konflikte gehören zum Leben dazu, sie dürfen aber nicht das Grundvertrauen eines Kindes erschüttern, wie es zum Beispiel der Liebesentzug tut. Je jünger Kinder sind, desto schneller muss ein Konflikt ausgeräumt werden. Grundschulkinder sollten nicht über Nacht mit der Sorge allein gelassen werden, ob die Eltern es noch lieb haben.

Beispiel zu Erziehungstipp 1: 

Alexander (9 Jahre) hat eine schlechte Note verschwiegen und das Klassenarbeitsheft selbst unterschrieben. Als seine Eltern das herausfinden, sind sie gekränkt und enttäuscht. Beim Abendessen gibt es einen Mordskrach, und Alexander geht weinend ins Bett. Er verspricht, so etwas nicht wieder zu tun.

  • Falsch: Trotz seiner Entschuldigung haben die Eltern sich nicht beruhigen lassen. Sie verweigern weitere, klärende Gespräche und schicken den Sohn verärgert ins Bett. „In meiner Familie macht man so etwas nicht!“ ruft der Vater ihm noch hinterher.
  • Richtig: Bevor Alexander schlafen geht, nehmen seine Eltern ihn noch einmal fest in den Arm. „Du hast etwas falsch gemacht, aber das kann jedem mal passieren“, beruhigt ihn sein Vater. „Mach es nicht wieder, und wir vergessen den Vorfall.“

2. Tipp: Haben Sie Respekt vor der Persönlichkeit Ihres Kindes

Kinder sind weder kleine Erwachsene noch das Abbild ihrer Eltern. Sie entwickeln eigene Persönlichkeitsmerkmale und individuelle Vorstellungen vom Leben. Diese Entwicklung sollen Eltern unterstützen, damit das Kind sich entfalten kann.

Beispiel zu Erziehungstipp 2: 

Leonie (11 Jahre) hat sportbegeisterte Eltern und beteiligt sich seit vielen Jahren an diesem Hobby. Alle Familienmitglieder sind in verschiedenen Vereinen organisiert und messen sich gerne in Wettkämpfen. Auch Leonie ist in einem Sportverein, sie spielt Hockey. Doch sie ist weder besonders erfolgreich, noch macht ihr der Sport richtig Spaß. Viel lieber würde sie Theater spielen oder malen.

  • Falsch: Leonies Eltern bestehen darauf, dass ihre Tochter eine Sportart im Verein ausübt, solange sie noch nicht volljährig ist. Sie betrachten Sport als Bestandteil ihrer Familie, können sich nicht vorstellen, dass Leonie sich nicht dafür begeistern lässt.
  • Richtig: Leonie teilt offensichtlich weder das Interesse noch das Talent ihrer Eltern für den Sport. Nach vielen Versuchen sollten die Eltern das einsehen und ihr ein Hobby erlauben, das es begeistert. Die Akzeptanz der eigenen Interessen des Kindes und die Anerkennung seiner persön lichen Talente gehören zum Entwicklungsprozess dazu.

3. Tipp: Stellen Sie Regeln auf und halten Sie sie ein

Kinder brauchen klare Richtlinien, an denen sie sich orientieren können. Die Regeln können sich von Familie zu Familie unterscheiden, sie unterliegen auch einem Veränderungsprozess.

Beispiel zu Erziehungstipp 3: 

An Weihnachten sind Clara (7 Jahre) und Tom (9 Jahre) immer sehr aufgeregt. Sie können es kaum erwarten, die Geschenke auszupacken.

  • Falsch: Der Weihnachtstag ist jedes Jahr anders, sodass Clara und Tom nicht zur Ruhe kommen. Von morgens an löchern sie ihre Eltern, wann sie endlich ihre Geschenke bekommen. Oft gibt es dann Streit und alle sind genervt.
  • Richtig: Das Weihnachtsritual folgt einer festen Regel. Erst geht die Familie gemeinsam spazieren, dann gibt es ein leckeres Abendessen, und vor dem Nachtisch dürfen die Kinder ihre Geschenke auspacken. Später sind dann die Erwachsenen an der Reihe.

4. Tipp: Bieten Sie Anregungen und fordern Sie Ihr Kind

Kinder lernen durch ihre Eltern viele Aspekte des Lebens kennen. Durch Ausflüge, gemeinsames Lesen und Basteln, Gespräche und Urlaube wird ihr Interesse geweckt. Erhalten sie solche Anregungen nicht, fehlen ihnen wichtige intellektuelle, sprachliche, motorische und sinnliche Erfahrungen.

Beispiel zu Erziehungstipp 4:

Luke (12 Jahre) ist in den Ferien viel allein zu Hause, weil seine Eltern arbeiten und keine Zeit haben. Oft bekommt er Ärger, weil er schon wieder die ganze Zeit am PC gesessen hat, anstatt ein Buch zu lesen.

  • Falsch: Luke beschäftigt sich die meiste Zeit mit den Medien. Computer und/oder Fernseher bieten leicht zugängliche Unterhaltung, bei der die Wartezeit am schnellsten vergeht. Bewegung, Kommunikation, Wissensvermittlung und Erlebnisse in sozialen Zusammenhängen finden in dieser Zeit nicht statt.
  • Richtig: Für die Ferien organisieren Lukes Eltern ein abwechslungsreiches Beschäftigungsangebot. Luke nimmt vormittags an einem Ferienkurs im Kampfsport teil und verbringt die meisten Nachmittage bei einem Freund, dessen Mutter zuhause ist. Nur ganz selten ist er allein zu Hause.

5. Tipp: Reden Sie miteinander und klären Sie Fragen gemeinsam

Im gemeinsamen Gespräch werden Standpunkte geklärt. Erwachsene vermitteln ihre Sicht der Dinge – und die Kinder tun das ebenfalls.

Beispiel zu Erziehungstipp 5:

Es geht um die Urlaubsplanung. Amelie (10 Jahre) verträgt Wind nicht gut und mag deswegen nicht ans Meer. Sie schlägt stattdessen einen Besuch im Disneyland Paris vor.

  • Falsch: Amelie wird aus der Urlaubsplanung komplett ausgeschlossen. „Wer bezahlt, bestimmt auch den Urlaubsort“, verkündet ihre Mutter und bucht kurz entschlossen eine Ferienwohnung an der Nordsee.
  • Richtig: Amelies Meinung zum gemeinsamen Urlaub wird eingeholt. Die Idee vom Disneyland findet jedoch keinen Anklang. Das Problem mit dem Wind nehmen die Eltern ernst: Anstatt windiger Nordsee geht es nun in ein Strandhotel auf Mallorca mit einem Kinderanimationsprogramm.