Großeltern: So klappts mit Oma und Opa

Kinder genießen die Zeit mit Oma und Opa, denn Großeltern sehen vieles einfach gelassener. Sie haben oft mehr Zeit für ihre Enkel und verwöhnen die Kleinen gerne. Wir verraten Ihnen, wie der Kontakt zu Eltern und Schwiegereltern klappt und wie Sie Knackpunkte im Miteinander entschärfen 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungs-Tipps

In dem Statement „So richtig genießen kann man erst seine Enkel“ steckt viel Wahrheit. Für die eigenen Kinder haben Eltern viel Verantwortung zu tragen, und so manche durchwachte Nacht zerrt an den Nerven. Gut, dass es Oma und Opa gibt, die einspringen und mit viel Engagement den Nachwuchs hüten, stundenlang Bilderbücher vorlesen und vieles nicht so eng sehen wie Mama und Papa.

Doch nicht immer verläuft der Kontakt so, wie Sie als Eltern sich das wünschen. Denn je häufiger Oma und Opa einspringen, umso mehr Konfliktpotenzial besteht. Weil Kinder sehr von den Großeltern profitieren, lohnt es sich in jedem Fall, Streitpunkte anzusprechen und Kompromisse zu schließen, damit ein entspanntes Miteinander möglich ist.

So profitiert Ihr Kind von Oma und Opa

  • Weil Großeltern meist weniger Verpflichtungen haben als Eltern, können sie sich in der Zeit, die sie für die Enkel da sind, ganz intensiv auf die Kleinen einlassen. Während es bei Mama mittags oft schnell gehen muss, können z. B. Oma und Enkel in Seelenruhe zusammen kochen – da ist es gleichgültig, ob die Suppe erst eine halbe Stunde später fertig ist.
  • Großeltern sind gelassener. Sie haben mit ihren eigenen Kindern all das schon erlebt, womit Eltern heute zu kämpfen haben. Ihr Kind hat hohes Fieber? Oma und Opa bringt das nicht aus der Ruhe – das hatten ihre Kinder früher auch oft, und sie wusste sich mit Hausmitteln zu helfen. Eine bestimmte Marotte Ihres Kindes macht Ihnen Sorgen? Fragen Sie Ihre Eltern, und Sie werden vielleicht zu hören bekommen: „Das hat du in dem Alter auch gemacht und das hat sich gelegt, als du in den  Kindergarten gekommen bist.“
  • Bei Oma und Opa gibt es mehr Freiheiten. Da dürfen die Kleinen vielleicht länger aufbleiben, mehr Süßigkeiten naschen oder Dinge tun, die zu Hause verboten sind. Weil Großeltern sich nicht um Alltagsdinge kümmern müssen, können sie großzügiger und toleranter sein – die Erziehungsverantwortung tragen schließlich die Eltern. Ein bisschen Ferien vom Alltag und besondere Aufmerksamkeit tun Kindern gut – ganz besonders dann, wenn Mama und Papa einmal weniger Zeit haben, weil z. B. gerade ein Geschwisterchen geboren wurde.
  • Großeltern können Dinge vermitteln, die sonst in Vergessenheit geraten würden. Niemand kann so leckere Bratäpfel oder Marmelade machen wie Oma – und Ihr Kind darf mithelfen. Der besondere Reiz dabei sind auch die Geschichten von früher, als Oma und Opa noch klein waren und wie es bei ihnen war, als es Bratäpfel gab. Geschichten von früher faszinieren alle Kinder. Wie war das, als Papa noch ein Kind war? Damals, als er vom Schlitten gefallen ist und sich ein Bein gebrochen hat? Wie hat Papas Familie Weihnachten gefeiert? Alte Familienbräuche können so wieder aufleben und vermitteln Ihrem Kind Geborgenheit.
  • Kinder lernen, Rücksicht auf Oma und Opa zu nehmen und andere Ansichten zu akzeptieren. Opa macht einen Mittagsschlaf. Da ist es selbstverständlich, dass der Enkel so lange etwas leiser ist und sich mit Unternehmungen gedulden muss, bis Opa wieder wach ist. Sind die Großeltern gesundheitlich eingeschränkt, lernen Kinder, darauf Rücksicht zu nehmen. Sie werden vielleicht freiwillig auf dem Boden herumkriechen und Spielsachen aufheben, weil Oma und Opa sich schlecht bücken können, obwohl beim Aufräumen zu Hause immer erst debattiert wird.

Richtig umgehen mit den Großeltern und deren unterschiedlichen Ansichten zur Erziehung

So schön es ist, wenn Oma und Opa sich um die Enkel kümmern: Selbst in den glücklichsten Familien gibt es immer wieder Konflikte über Erziehungsfragen, die das Verhältnis zwischen Eltern und Großeltern trüben können.

Natürlich hat eine Oma, die meist nicht nur ein, sondern häufig mehrere Kinder großgezogen hat, viel Erfahrung in Sachen Babypflege und Kindererziehung. Aber erstens stimmen diese häufig nicht mehr mit den heute gängigen Methoden überein, und zweitens wollen Eltern ihre eigenen Erfahrungen machen, sodass gut gemeinte Ratschläge der Großeltern schnell als unerwünschte Einmischung ankommen. Schließlich liegt die Erziehungsverantwortung bei Ihnen, den Eltern, und nicht bei den Großeltern.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie als Eltern Oma und Opa  den richtigen Umgang mit dem Sprössling bis ins kleinste Detail diktieren sollten. Denn schon Zweijährige können gut unterscheiden, dass bei Mama und Papa andere Regeln gelten als bei den Großeltern. Kinder lernen sehr schnell, bei wem was erlaubt ist und was nicht. Es erweitert ihren sozialen Horizont, wenn sie unterschiedliche Arten kennen lernen, mit dem Leben umzugehen. Sie sollten aber immer erleben, dass Eltern und Großeltern mit Zuneigung und Achtung voneinander sprechen.

Mein Tipp:
Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich Oma und Opa zu sehr in Ihre Erziehung einmischen, sollten Sie bedenken, dass das, was Sie als „nervige Einmischung“ empfinden, möglicherweise nur Ausdruck dafür ist, wie wichtig Sie und Ihr Kind den Großeltern sind. Oft fällt es der älteren Generation allerdings schwer, die eigenen Kinder nun selbst als Eltern zu sehen und sich daher selbst etwas zurückzunehmen.

Suchen Sie das Gespräch mit Ihren Eltern oder Schwiegereltern, sobald Konflikte auftreten. Wenn Sie Ärger anfangs herunterschlucken, kommen Sie häufig irgendwann an einen Punkt, an dem Sie bei einer Kleinigkeit explodieren und dann mehr Porzellan zerschlagen als nötig. Oder die Fronten sind bald so verhärtet, dass ein ruhiges Gespräch nicht mehr möglich ist. Gehen Sie selbst einem Streit nicht aus dem Weg. Das ist immer noch besser als völlige Funkstille. Beachten Sie dabei folgende Punkte:

  • So schwer es den Großeltern auch fallen mag: Sie müssen lernen, dass sich mit der Geburt Ihres Kindes die Gewichte innerhalb der Familie verschoben haben und Sie als Eltern die Verantwortung für Ihr Kind tragen. Stellen Sie trotzdem die Erziehungskompetenz der Großeltern nicht in Frage. Immerhin haben sie selbst ein oder mehrere Kinder großgezogen. Machen Sie ihnen jedoch klar, dass es verschiedene Methoden gibt, ein Kind zu erziehen, und dass Sie sich für eine entschieden haben, die die Großeltern zu akzeptieren haben.
  • Legen Sie den Großeltern dar, was Ihnen in der Erziehung Ihres Kindes wichtig ist und woran auch sie sich halten sollten. Seien Sie in Bereichen, die Ihnen nicht so wichtig sind, ruhig großzügig. Schließlich wird Ihr Kind keinen Schaden davontragen, wenn es einmal in der Woche bei Oma und Opa isst und die jedes Mal Spaghetti mit Tomatensoße serviert, weil das das Lieblingsgericht Ihres Kindes ist.
  • Setzen Sie Ihr Kind nicht als Druckmittel ein, indem Sie Besuche absagen. In dieser Situation gäbe es nur Verlierer: Ihr Kind würde leiden, weil der Kontakt zu Oma und Opa unterbrochen wäre. Die Großeltern wären der Freude beraubt, ihre Enkel heranwachsen zu sehen, und Sie selbst müssten auf engagierte Babysitter verzichten

Bei wichtigen Erziehungsfragen sollten Sie keine Kompromisse machen

Natürlich sollten Sie es eher entspannt sehen, dass für Ihr Kind bei Oma und Opa die Uhren anders gehen. Doch gibt es Themen, bei denen Sie den Großeltern klar machen dürfen, dass es für Sie keine Kompromisse gibt. Überlegen Sie mit Ihrem Partner, was Ihnen in der Erziehung wichtig ist und worauf Sie deshalb in jedem Fall bestehen. Seien Sie dabei großzügig und konzentrieren Sie sich vor allem auf Dinge, die Ihrem Kind schaden.

Sprechen Sie mit den Großeltern darüber und bestehen Sie  im Gespräch freundlich, aber bestimmt darauf, dass bestimmte Absprachen eingehalten werden, z. B.:

  • Sie möchten nicht, dass die Großeltern Ihr Baby schreien lassen, auch wenn das früher so üblich war.
  • Ihr Kind sollte nicht mit Süßigkeiten überschüttet werden. Eine Süßigkeit pro Tag ist genug, und danach werden die Zähne geputzt. Süße „Betthupferl“ nach dem abendlichen Zähneputzen sind absolut tabu.
  • Auch bei Oma und Opa gibt es eine bestimmte Bettgehzeit, weil Ihr Kind ansonsten mit dem Schlafrhythmus durcheinander kommt. Am Wochenende darf es ein wenig später sein als unter der Woche.
  • Auch wenn Ihr Kind noch so bettelt, darf es nicht länger als eine bestimmte Zeit vor dem Fernseher sitzen. Nur kindgerechte Sendungen sind erlaubt.
  • Sie bestehen darauf, dass Ihr Kind unter keinen Umständen ohne Kindersitz im Auto mitfährt, auch wenn es bloß zum Supermarkt um die Ecke ist.

Hilfe, Oma und Opa verwöhnen mein Kind maßlos!

Natürlich wollen Großeltern für ihre Enkel immer nur das Beste. Doch das ist manchmal zu viel des Guten: Sie bringen z. B. bei jedem Besuch ein kleines Spielzeug mit und können nicht widerstehen, wenn die Kleinen ein Stück Schokolade haben möchten.

Werden die Kleinen mit Geschenken überhäuft, verlieren sie schnell die Relationen. Ihr Kind sollte sich jedoch auch in späteren Jahren noch an kleinen Dingen erfreuen können. Außerdem sollte es sich wirklich auf die Großeltern als Person freuen und nicht nur auf die Geschenke, die es bei jedem Besuch gibt. Das sollten Sie Oma und Opa in einem Gespräch klar machen.

Bieten Sie Kompromisse an, um den Wunsch der Großeltern, ihren Enkeln etwas Gutes zu tun, in vernünftige Bahnen zu lenken:

  • Vereinbaren Sie, dass es Spielzeug nur zu bestimmten Anlässen wie etwa Weihnachten und Geburtstag gibt, aber nicht bei jedem Besuch. Nennen Sie den Großeltern Dinge, die Sie als Mitbringsel bei Besuchen akzeptieren können, etwa ein Paar lustige Socken, ein kleines Badetier oder eine Seife in Tierform (sehr beliebt auch die Tinti Badewasserfarben, erhältlich in Drogerien und Reformhäusern), Seifenblasen oder Haarspangen.
  • Bitten Sie die Großeltern, lieber einmal etwas zum Anziehen oder eine hübsche Kinderbettwäsche mitzubringen. Kleidung braucht Ihr Kind immer wieder, weil es ja aus der jeweiligen Garderobe schnell herauswächst. So schonen Sie Ihren Geldbeutel und können das gesparte Geld z. B. für einen Familienurlaub verwenden.
  • Eröffnen Sie ein Sparkonto für Ihr Kind, auf das Oma und Opa etwas einzahlen können, statt schon wieder ein Spielzeug mitzubringen. Von dem gesparten Geld kann sich Ihr Kind später einen größeren Wunsch erfüllen, etwa ein (neues) Fahrrad oder einen Computer.

Wenn Oma und Opa „um die Ecke“ wohnen: 5 Tipps, wie das Miteinander klappt

Räumliche Nähe und häufige Kontakte fördern natürlich die Beziehung zwischen Enkeln und Großeltern, doch können Sie durch folgende Punkte den Kontakt sicher noch verbessern:

  1. Zeitliche Planung. Die „Einsätze“ der Großeltern sollten gezielt geplant werden. Oma und Opa dürfen, müssen aber nicht auf die Enkel aufpassen. Sie stehen nicht ständig zur Verfügung, sondern benötigen auch Zeit, ihren eigenen Interessen nachzugehen. Das sollten Kinder ab dem Vorschulalter lernen. Im Gegenzug sollten allerdings auch die Großeltern nicht nach Belieben ohne Absprache bei Ihnen hereinschneien.
  2. Betreuung wohl dosiert. Weil Kinder unter sechs Jahren sehr anstrengend sein können, sollten Sie Oma und Opa nicht zu viel zumuten, insbesondere wenn es nicht nur ein, sondern gleich mehrere Enkelkinder gibt.
  3. Zuständigkeiten abklären. Wenn die Großeltern gerne und regelmäßig helfen, können Sie vereinbaren, welche „Ressorts“ Oma und Opa übernehmen, etwa anfallende Friseurbesuche oder die Begleitung zum Kindergarten an bestimmten Tagen.
  4. Rituale schaffen. Wenn es feste Termine gibt, an denen Oma und Opa besucht werden oder zu Besuch kommen, stärkt dies das Familiengefühl, etwa einmal im Monat zusammen Mittag zu essen.
  5. Highlights nicht vergessen. Sorgen Sie dafür, dass die Großeltern Ihnen nicht nur die alltägliche Kinderbetreuung abnehmen, sondern auch gezielt etwas Besonderes mit den Enkeln machen, beispielsweise einen Ausflug in den Zoo oder einen Besuch im Kino.

So halten Sie Kontakt, wenn die Großeltern weiter weg wohnen

Wohnen Oma und Opa weit entfernt, ist es schwieriger, einen guten Kontakt aufrecht zu erhalten. Die folgenden 5 Tipps helfen Ihnen dabei:

  1. Kontakte im Alltag pflegen. Lassen Sie Ihr Kind häufig mit Oma und Opa telefonieren, sodass es von seinen Erlebnissen erzählen kann und erfährt, wie es den Großeltern geht. Ihr Kind kann für Oma und Opa Bilder malen oder ihnen kleine Bastelarbeiten schicken.
  2. Regelmäßige Besuche. Damit sich Enkel und Großeltern nicht zu fremd werden, sollten Ihre Kinder Oma und Opa mindestens zweimal pro Jahr sehen. Dafür sollte jeweils mindestens ein Wochenendbesuch eingeplant werden, denn seltene und zusätzlich auch noch kurze Kontakte reichen nicht aus, um eine Beziehung aufzubauen.
  3. Gemeinsame Zeit. Planen Sie bei Besuchen Zeiten ein, in denen Großeltern und Enkel wirklich unter sich sind und Sie sich als Eltern zurückziehen, sofern Ihr Kind dies toleriert. Lassen Sie Oma und Opa einen Spaziergang mit dem Enkel machen, einen Besuch im Kasperltheater oder – je nach Fitness der Großeltern – auch einen Schwimmbadnachmittag.
  4. Gesunde Abwechslung. Wenn Oma und Opa zu Besuch kommen, sollte der Tag weder mit lauter Highlights ausgefüllt sein noch ganz alltäglich verlaufen. Achten Sie auf einen gesunden Wechsel zwischen Alltagserfahrungen und besonderen Attraktionen, etwa einem Besuch im Freizeitpark.
  5. Vertrauen haben. Traut sich Ihr Kind im Vorschulalter (oder auch schon früher) zu, alleine bei Oma und Opa zu übernachten, sollten Sie das unbedingt unterstützen. Das fördert die Beziehung ungemein.