Welche Werte braucht Ihr Kind?

Die Werteordnung Deutschlands ist in unserem Grundgesetz festgelegt. Menschenwürde, individuelle Freiheit, Frieden, Bildung und Kultur sind die Eckpfeiler unseres Zusammenlebens. Doch wie sieht es in der Familie aus? Die hohen Ideale müssen Kindern ganz praktisch vorgelebt werden, damit die sie auch verstehen können. Welche das sind und wie Sie Ihrem Kind diese Werte am besten vermitteln, erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Starke Eltern – starkes Kind

Für Kinder stehen Freundschaft und Familie an erster Stelle. Das stellt der Kinderwertemonitor Geolino in seinen regelmäßigen Untersuchungen immer wieder fest. Aber auch Werte wie Vertrauen, Zuverlässigkeit und Geborgenheit sind für die befragten Kinder im Alter von 6 bis 14 Jahren sehr wichtig. Hingegen bedeuten Wörter wie individuelle Freiheit oder Menschenwürde ihnen nicht viel, denn ihr Lebensmittelpunkt beschränkt sich auf die Familie, die Schule und den Freundeskreis. Bei der Vermittlung von Werten ist daher der direkte Bezug zum Alltag des Kindes unverzichtbar. Doch wie werden Werte weitergegeben? Und welche sind wirklich wichtig?

Eltern vermitteln ihre Werte vom ersten Tag an

Sobald Kinder mit ihren Eltern oder der Umwelt interagieren, stoßen sie auf Werte. Freundlichkeit, Höflichkeit, Respekt vor anderen und Zuverlässigkeit werden belohnt, Unfreundlichkeit, Respektlosigkeit und Gewalt negativ bewertet oder sogar bestraft. Das ist Learning by doing – und diese gelebten Werte prägen sich ein und wirken sich positiv auf das Zusammenleben aus. Doch nicht nur in der Familie, sondern auch im späteren Leben können Werte sehr hilfreich sein.

Werte machen stark!

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Kinder, die mit bestimmten Werten großgeworden sind, während ihres weiteren Lebens glücklicher sind. Sie erleben mehr Herzlichkeit oder sind bei Problemen oder Misserfolgen belastbarer und oft insgesamt optimistischer.

10 zeitlose Werte, von denen Ihr Kind lebenslang profitiert

Der Psychologe und Religionswissenschaftler Wayne Dosick nennt zehn wichtige Werte, die Kindern auch im späteren Leben Halt und Orientierung geben.

10 zeitlose Werte

1. Wahrhaftigkeit

2. Respekt

3. Fairness

4. Verantwortungsbewusstsein

5. Hilfsbereitschaft

6. Mitgefühl

7. Dankbarkeit

8. Freundschaft

9. Friedfertigkeit

10. Streben nach persönlicher Reife

Bis zum Grundschulalter haben Kinder schon viele dieser Werte von ihren Eltern übernommen. Fairness und Hilfsbereitschaft sowie die Fähigkeit nachzugeben und freiwillig zu verzichten entwickeln sich erst jetzt durch neue Herausforderungen.

1. Wahrhaftigkeit

Wahrhaftigkeit ist die Fähigkeit, ehrlich und echt zu sein. Ein Säugling hat kein Problem damit, wahrhaftig zu sein. Doch wenn Kinder älter werden, orientieren sie sich an den Eltern. Wenn die nicht authentisch sind, eine Rolle spielen oder sich außerhalb der Familie anders verhalten als intern, beginnen Kinder dieses Verhalten zu kopieren. Nehmen Sie die Gefühle Ihres Kindes ernst, akzeptieren Sie ein Nein, und bestärken Sie Ihr Kind darin, Hobbys und Freundschaften aus persönlichem Interesse auszuwählen.

2. Respekt

Kinder lernen Respekt am besten durch Vorbilder. Wenn sie im Alltag erleben, dass die Eltern sich miteinander und auch gegenüber ihren Kindern respektvoll verhalten, empfinden sie das Vorgehen als normal. Situationen, in denen die Kinder respektlos sind (und die kommen natürlich immer wieder mal vor), müssen angesprochen und diskutiert werden. Hier gilt der Grundsatz: „Behandele andere immer so, wie du selbst behandelt werden möchtest.“

3. Fairness

Faires Verhalten wird unter anderem im Sport groß geschrieben. Sprechen Sie mit Ihrem Kind über faires Verhalten. Übertragen Sie dieses Verhalten auf Ihren Lebensalltag. „Findest du es fair, wenn deine kleine Schwester Clara für das Lesen der Aufgabenkärtchen im Spiel genauso viel Zeit hat wie du?“ Drehen Sie die Situation auch um, und sprechen Sie über Situationen, in denen Ihr Kind sich selbst unfair behandelt fühlt

4. Verantwortungsbewusstsein

Kinder im Grundschulalter entwickeln ein immer stärkeres Verantwortungsbewusstsein. Sie übernehmen Aufgaben im Klassenzimmer, beispielsweise die Pflege von Pflanzen, und fühlen sich für schwächere oder jüngere Mitschüler verantwortlich. Appellieren Sie an das ältere oder stärkere Kind, seinen „Vorsprung“ positiv zu sehen. „Du weißt ja, dass Jens in der Pause immer allein ist. Vielleicht fragst du ihn mal, ob er sich eurer Clique anschließen möchte?“

5. Hilfsbereitschaft

Fordern Sie die Hilfe Ihres Kindes ab und zu ein, auch wenn es dazu keine Lust hat. Nach vollbrachter Hilfeleistung dürfen Sie kräftig loben, damit Ihr Kind für seine Unterstützung auch Anerkennung bekommt.

6. Mitgefühl

Der Fokus der meisten Kinder liegt nicht bei anderen, sondern bei sich selbst. Das ist (noch) normal. Um zu erkennen, dass es anderen Menschen nicht immer gutgeht, braucht Ihr Kind Denkanstöße. Dazu eignen sich beispielsweise Kindernachrichten wie LOGO, die über die Schicksale anderer Menschen berichten.

7. Dankbarkeit

Auch Dankbarkeit ist ein Wert, den Kinder erst lernen müssen. Es ist ganz natürlich, dass Kinder ihren Alltag als selbstverständlich ansehen. Erst im Vergleich mit anderen, schlechter gestellten Kindern, können sie erkennen, wie gut sie es haben. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass ein eigenes Zimmer, Weihnachtsgeschenke, Geburtstagsfeiern, Urlaube oder ein Haustier nicht selbstverständlich sind.

8. Freundschaft

Freundschaften sind für Kinder wertvoll, das betonen sie in allen Umfragen. Trotzdem streiten sich Kinder gerne und oft. Freundschaften zerbrechen an Kleinigkeiten, und da können Sie gegensteuern. Zeigen Sie Ihrem Kind, was Freundschaft bedeutet. Dem anderen zu helfen, aufeinander zuzugehen, ihm zu verzeihen und ihn zu verstehen sind wichtige Faktoren einer dauerhaften Freundschaft.

9. Friedfertigkeit

Bei der Friedfertigkeit geht es darum, Probleme ohne Gewalt zu lösen. Das ist im Erziehungsalltag jeden Tag gefragt. Versuchen Sie stets, Ihr Kind mit Worten zu überzeugen, nicht mit Drohungen oder Gewalt. Greifen Sie bei Bedarf zu logischen Konsequenzen. Weigert sich Ihr Kind beispielsweise, bestimmte Aufgaben zu erledigen, sollte es die Konsequenzen an diesem Verhalten direkt erleben. Beispiel: Wer den Käfig nicht sauber macht, darf mit dem Chinchilla auch nicht spielen.

10. Streben nach persönlicher Reife

Das Reifen einer Persönlichkeit hat viel mit der Fehlerkultur zu tun. Niemand ist perfekt, und jeder kann jeden Tag ein bisschen reifer werden. Doch dazu muss ein Kind einsehen, dass es Dinge besser machen kann. Greifen Sie also die Fehler Ihres Kindes auf und gehen Sie konstruktiv mit ihnen um. Zeigen Sie ihrem Kind, was in ihm steckt, und motivieren Sie es stets zu einem weiteren Versuch.