Geschwister-Streit: Wie Sie richtig damit umgehen

Ist ein Streit unter Geschwistern entbrannt, brauchen gerade kleinere Kinder noch die Hilfe der Eltern, um ihren Konflikt gewaltfrei zu lösen. In leichteren Fällen oder bei Kindern über fünf Jahren hilft es dagegen oft, sich gar nicht um den Streit unter den Geschwistern zu kümmern. Wir zeigen Ihnen hier ganz konkret, wann Sie wie reagieren sollten. 

Inhaltsverzeichnis

Geschwister erziehen

Die Anlässe, worüber Geschwister streiten, sind oft nur Kleinigkeiten: eine herausgestreckte Zunge oder dasselbe Spielzeug, das plötzlich beide haben wollen. Der Beweggrund dahinter ist immer derselbe: das Tauziehen um die Liebe der Eltern.

Jedes Kind hat Angst, nicht genug geliebt zu  werden, gegenüber seinem Bruder oder seiner Schwester ins Hintertreffen zu geraten. Da hat das ältere Kind das Gefühl, immer vernünftig sein zu müssen und die meiste Arbeit im Haushalt aufgebrummt zu bekommen. Und das kann ja wohl nur bedeuten, dass die Eltern das jüngere Kind bevorzugen. Das jüngere Kind hingegen ist eifersüchtig auf das große, da es gewisse Vorrechte wie länger aufbleiben hat, deshalb haben es die Eltern bestimmt lieber.

Kinder streiten um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. um Privilegien und Besitz. Sie wollen ihr eigenes Terrain abstecken, möglichst etwas vom anderen dazuerobern und Überlegenheit demonstrieren.

Geschwister erziehen: Geschwister-Streit ignorieren oder einschreiten?

Da Streit in den meisten Fällen darauf abzielt, die Aufmerksamkeit der Eltern zu erlangen, ist es am besten, die Streithähne bei kleineren Streitereien oder gar reinen „Schaukämpfen“ zu ignorieren.

Einschreiten sollten Sie hingegen in folgenden Situationen:

  • wenn ein Kind das andere körperlich oder mit Worten (z. B. schwere Beleidigung) misshandelt,
  • wenn das Problem, um das gestritten wird, weitere Familienmitglieder betrifft,
  • wenn das Problem trotz aller Versuche der Kinder, es zu lösen, immer wieder auftaucht,
  • wenn die Kinder sich über eine längere Zeit nicht einigen können und der Streit kein Ende nimmt,
  • wenn die Kinder jünger als drei Jahre sind, denn dann brauchen sie konstruktive Vorschläge zur Konfliktlösung von den Eltern.

Streit unter Geschwistern: Spiel oder Ernst?



Streit unter Geschwistern: Spiel oder Ernst?

Gar nicht so selten kommt es vor, dass Kinder ernsthaft miteinander streiten, die Eltern die Situation jedoch falsch einschätzen. Speziell unter Brüdern werden Rangeleien oft als normal betrachtet, obwohl der Schwächere darunter leiden kann, immer als „Sandsack“ für den Stärkeren herhalten zu müssen. Die Grenze zwischen einem Gerangel im Spiel und einem echten Kampf im Geschwister-Streit ist oft sehr schmal und für Eltern nicht immer klar erkennbar.

Sind Sie unsicher, fragen Sie Ihre Kinder: „Ist das Spiel oder ist das jetzt Ernst?“ Betrachten alle Kinder es einhellig als Spiel, können Sie den Schauplatz wieder verlassen. Sobald Sie jedoch hören, dass eines der Kinder zu weinen beginnt, sollten Sie zurückkommen und sagen: „Wie ich sehe, ist es nun doch Ernst geworden. Ich möchte nicht, dass ihr euch gegenseitig verletzt. Jetzt ist Schluss!“ Versuchen Sie jedoch nicht zu ermitteln, wer denn nun angefangen hat oder „schuld“ ist.

Doch was tun, wenn ein Kind den Kampf als Spiel sieht, das andere jedoch sagt „Das ist Ernst. Er/Sie hat mir weh getan“? Hier sollten Sie die Regel aufstellen, dass Kämpfe zum Spaß nur in beiderseitigem Einverständnis ausgetragen werden dürfen. Sobald eines der Kinder die Rangelei nicht mehr mag, muss sie beendet werden.

Der Geschwister-Streit-Stufenplan

Je nachdem, ob ein Geschwister-Streit gerade erst ausgebrochen oder aber schon eskaliert ist, erfordert er eine unterschiedliche Reaktion von Ihnen. Ein typisches Beispiel und wie Sie am besten damit umgehen, zeigt Ihnen der Streit-Stufenplan. 

Der Streit-Stufenplan
BeispielSo sollten Sie reagieren
Stufe 1: Geplänkel (reine Wortgefechte)
  • Erich nimmt Paul einen von beiden heiß begehrten blauen Ritter weg.
  • Paul: "Du Blödmann, gib mir den blauen Ritter wieder, der ist der Anführer von meinen Rittern!"
  • Erich: "Selber Blödmann! Den brauch ich jetzt, weil der gegen Drachen kämpfen muss!" usw.
  • Ignorieren Sie die Streitigkeit. Betrachten Sie daws Wortgefecht Ihrer Kinder als wichtige Übung für Konfliklösungen
  • Wenn Ihnen das schwer fällt, denken Sie an erwas Schönes (vielleicht an den letzten Urlaub?) oder vertiefen Sie sich in eine ARbeit. Ziehen Sie sich ggf. mit einem Buch oder einer Zeitrschrift auf die Toilette oder ins Badezimmer zurück.
Stufe 2: Verschärfung der Situation (wütendes Anschreien)
  • Paul nimmt Erich den Ritter wieder ab mit den Worten: "Ich hab zuerst damit gespielt, deswegen bekomme ich ihn jetzt!"
  • Erich schriet: "Es ist aber mein Ritter, den hab ich zum Geburtstag gekriegt! Gib den sofort wieder her"
  • Paul (schadenfroh): "Neihein! Fang mich doch, wenn du den Ritter haben willst!" (und läuft mit dem Ritter davon)
  • Erich (sehr wütend) rennt hinter Paul her, kann ihn aber nicht einholen : "Du Doofkopp! Gib mir meinen Ritter wieder! Das sag ich der Mami!"
  • Beschreiben Sie, was Sie wahrnehmen:"Das hört sich an, als wärt ihr furchtbar sauer aufeinander!"
  • Fassen Sie den Standpunkt jedes Kindes in Worte: "Erich, du bist wütend, weil Paul deinen Ritter genommen hat. Und du, Paul, glaubst, dass du auf den Ritter einen Anspruch hast, weil du zuerst damit gespielt hast:"
  • Bennen Sie das Problem: "Hmm, das ist schwierig: Nur ein blauer Ritter und jeder von euch will ihn haben "
  • Vermitteln Sie den beiden Streithähänen das Gefühl, dass sie selbst eine Lösung findne können: "Ich bin mir sicher, dass ihr zwei es schafft, eine Lösung zu finden, die beiden fair erscheint:"
  • Verlassen Sie das Zimmer
Stufe 3: Eskalation (Tätlichkeiten drohen oder sind schon im Gange)
  • Erich nimmt aus Rache gerade ein Lego-Auto von Paul auseinander und wirft mit den Legosteinen nach ihm.
  • Paul steht mit hochrotem Gesicht und geballten Fäusten da und ist im Begriff, sich im nächsten Moment auf Erich zu stürzen.
  • Beschreiben Sie, was Sie sehen: "Oh, ich sehe zwei sehr wütende Kinder, die sich gleich gegenseitig wirklich weh tun:"
  • Trennen Sie die Streithähne: "Jetzt ist es viel zu gefährlich, wenn ihr in einem Zimmer bleibt! Wir brauchen Zeit zum Abkühlen. Du geht in dein Zimmer und du in deins! Wenn ihr euch beruhigt habt, könnt ihr wieder rauskommen."