So erziehen Sie Ihren Heranwachsenden zu einem selbstständigen Menschen

Viele Eltern sehen es als Idealbild an, mit Ihrem Kind sehr gut befreundet zu sein. Doch nur, wenn Sie und Ihr Kind sich emotional voneinander abgrenzen können und trotzdem wissen, dass Sie immer Unterstützung finden, kann das Kind in der Pubertät zu einem selbstständigen und respektierten Menschen werden. Machen Sie den Test, ob Sie mit Ihrem Harmoniestreben Ihrem Kind das Erwachsenwerden erschweren. 

Inhaltsverzeichnis

Test: Sind Sie der beste Freund oder eine wahre Unterstützung?

Es gibt viele Gründe, warum Eltern nicht die besten Freunde Ihres Kindes sein sollten. Ein paar davon sind, dass ein Jugendlicher sich an seinen Eltern reiben muss, um sich zu formen. Kann er das nicht, weil seine Eltern stets die „Kumpel“ sind, entwickelt der Heranwachsende ein falsches Loyalitätsgefühl seinen Eltern gegenüber. Das Kind in der Pubertät ist dann nicht mehr in der Lage, frei zu leben und zu sprechen, denn es muss immer Angst haben, dass seine Eltern von seinen Emotionen stark berührt werden oder dass es als Vernachlässigung durch das Kind aufgefasst wird, wenn der Teenager einen Teil seines Lebens nicht teilen oder mitteilen möchte.

Zwar ist es sehr positiv, wenn sich die Eltern mit Ihren Heranwachsenden gut verstehen, doch fehlt der Halt, den souveräne Eltern mit sich bringen. Jugendliche haben dann oft den Drang, Ihre Eltern in alles mit einzubeziehen, damit diese sich nicht „auf den Schlips“ getreten fühlen. Und so bleibt es im schlimmsten Fall auch in späteren Jahren in dieser Abhängigkeit zu seinen Eltern, die aus diesem verirrten Loyalitätsempfinden hinaus gewachsen ist, und der Jugendliche kann nicht zu einem selbstbewussten, selbstbestimmten und respektierten Erwachsenen werden. Aus diesem Grund sollten Sie sich positiv von Ihrem Heranwachsenden abgrenzen und ihm die Möglichkeit geben, sich ohne Rücksicht auf seine Eltern zu entfalten.

Checkliste: Wie positiv abgegrenzt sind Sie?

Haben Sie nur ein gutes Verhältnis zu Ihrem Kind oder überschreiten Sie die Grenze zum besten Freund, die es Ihrem Kind erschweren kann, erwachsen zu werden? Wie viele Begriffe können Sie bei den folgenden Aussagen ankreuzen?

  • Ich nehme die Meinung meines Kindes ernst, habe aber oft eine andere Auffassung.
  • Ich kann mich mit meinem Kind herzhaft streiten, ohne dass die Beziehung darunter leidet. Wir vertragen uns irgendwann ja auch wieder.
  • Ich kann es ganz gut aushalten, wenn mein Kind mich mal blöd oder peinlich findet. Das gehört einfach dazu.
  • Ich lasse mich von meinem Kind nicht verunsichern, wenn es meine Kleidung oder mein Auftreten „uncool“ findet.
  • Ich biedere mich den Freunden meines Kindes nicht an, indem ich besonders locker tue  oder mich einfach ungefragt dazusetze.
  • Mein Kind darf sich seine Kleidung beim Einkaufen selbst aussuchen. Ich sage ihm aber auch, wenn mir etwas davon nicht gefällt.
  • Ich kann es gut ertragen, dass mein Kind Geheimnisse mit Freunden oder Freundinnen hat. Ich habe ja auch „Geheimnisse“, von denen es nichts wissen soll.
  • Ich muss nicht alles wissen, was mein Kind so macht. Ich vertraue darauf, dass es sich mir mitteilt, wenn es das möchte, und dass es sich an mich wendet, wenn es Hilfe braucht.
  • Ich nehme die Stimmungen und Gefühle meines Kindes ernst, versuche aber, sie von meinen zu trennen. Nur weil mein Kind schlecht gelaunt ist, bin ich das nicht auch.
  • Wenn mein Kind Erfolge hat, freue ich mich sehr. Ich muss aber nicht vor anderen damit prahlen und demonstrativ „vor Stolz platzen“.
  • Wenn mein Kind Kummer hat, nimmt mich das zwar mit. Ich kann aber trotzdem präsent bleiben, ohne selbst in ein Stimmungsloch zu fallen.
  • Wenn es um meine Partnerschaft geht, bin ich zwar offen, aber ebenso diskret. Manches weiß mein Kind, anderes wiederum geht es nichts an.
  • Ich erwarte von meinem Kind nicht, dass es mich tröstet oder in Schutz nimmt, etwa gegenüber meinem Partner. Ich passe schließlich selbst auf mich auf.
  • Ich versuche, bei Streitigkeiten mit meinem Partner mein Kind nicht auf meine Seite zu ziehen. Das wäre unfair und würde mein Kind nur in Loyalitätskonflikte bringen.
  • Ich kann es ertragen, von meinem Kind kritisiert zu werden. Es ist zwar manchmal nicht angenehm, es haut mich aber auch nicht um. Damit kann ich leben.

Auswertung: Erziehen Sie Ihr Kind zu einem selbstbestimmten Menschen?

  • Mehr als 10 Häkchen: Sie sind positiv abgegrenzt und zeigen ein sehr erwachsenes, reifes Verhalten. Sie sind Ihrem Kind gleichermaßen zugewandt, stehen aber trotzdem zu sich und Ihren Wünschen. So kann sich Ihr Kind gut von Ihnen abgrenzen und Sie und sich selbst als selbstständige Menschen erleben.
  • 5 bis 10 Häkchen: Sie sind in manchen Punkten positiv abgegrenzt von Ihrem Kind, in anderen wiederum nicht so sehr. Überlegen Sie, woran das liegen kann. Trauen Sie sich mehr, Ihre eigene Meinung zu vertreten und sich auf sich selbst zu besinnen. Das tut Ihnen gut, aber auch der Beziehung zu Ihrem Kind.
  • 0 bis 5 Häkchen: Sie sind mit Ihrem Kind emotional noch sehr eng verwoben und machen Ihr Verhalten häufig von ihm und seiner Meinung abhängig. Arbeiten Sie an Ihrem Selbstbewusstsein! Und überlegen Sie, warum Ihnen die Bestätigung durch Ihr Kind so wichtig ist. Je weniger Sie darauf angewiesen sind, desto freier kann sich Ihr Kind weiterentwickeln.