Wie Sie Jungen in der Schule richtig fördern

Aktuelle Untersuchungen bringen immer deutlicher ans Licht, dass Jungen im deutschen Bildungssystem schlecht abschneiden. Jungs werden häufiger vom Schulbesuch zurückgestellt, bleiben doppelt so oft sitzen wie Mädchen und erreichen generell seltener einen Schulabschluss. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie Ihren Jungen von Anfang an optimal fördern können. 

Inhaltsverzeichnis

Starke Jungs fördern

Woran kann es liegen, dass bis zum Abitur 21 % aller Jungen, aber nur 11 % aller Mädchen eine Klasse wiederholen müssen? Und warum sind nur noch 44 % aller Abiturienten männlich? Jungen haben es heute im Vergleich zu den 70er Jahren offensichtlich wesentlich schwerer als Mädchen, sich positiv zu entwickeln und im weiteren Ausbildungs- bzw. Arbeitsleben zu bewähren. Eine Studie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung aus dem Jahr 2008 kommt zu interessanten Ergebnissen über Jungs in der Schule.

1. Grund, Jungs zu fördern: Jungen schließen die Schule in der Regel später ab als Mädchen.

  • Es werden weniger Jungen als Mädchen frühzeitig eingeschult.
  • Es werden mehr Jungen als Mädchen vom Schulbesuch zurückgestellt.
  • Jungen entwickeln sich anfangs langsamer als Mädchen.

Es ist kein Geheimnis, dass Jungen in ihrer Entwicklung den Mädchen etwas hinterherhinken, zumindest bis ins Jugendalter. Daher ist es weder verwunderlich noch besorgniserregend, dass Jungen später eingeschult werden als Mädchen. Im Gegenteil! Vielen männlichen Erstklässlern tut es erstaunlich gut, wenn sie ein Jahr mehr auf die Schule vorbereitet werden. Wichtige schulische Fähigkeiten wie Konzentration, Feinmotorik oder das Eingliedern in eine Gruppe gelingt etwas älteren Jungen oft besser als den jüngeren.

Spätere Einschulung – wirklich immer ein Nachteil für Jungs?

Eine späte Einschulung kann oft die Wiederholung einer Klasse verhindern, weil das Kind inzwischen leistungsstärker geworden ist. Besonders mit dem Blick auf G8 bzw. die verkürzte Gymnasialzeit ist die verspätete Einschulung schnell wieder aufgeholt. Leider gehen die Tendenzen in allen Bundesländern in eine andere Richtung. Die Rückstellung vom Schulbesuch ist in den letzten Jahren immer weiter erschwert worden. Nur mit einem ärztlichen Attest, nicht mehr allein auf Wunsch der Eltern, lässt sie sich durchsetzen. Meiner Ansicht nach ist das ein Nachteil für die sich langsamer entwickelnden Jungen.

2. Grund, Jungs zu fördern: Es gibt immer weniger Jungen auf den Gymnasien

  • Jungen erhalten seltener eine Gymnasialempfehlung als Mädchen, auch bei gleichen Leistungen.
  • Jungen bekommen bei gleichen Kompetenzen häufig schlechtere Noten als Mädchen.
  • Jungen erfahren häufiger als Mädchen negative Sanktionen in der Schule.
  • Jungen sind konkurrenzorientierter als Mädchen, machen mehr Quatsch und haben weniger Sozialkompetenz.

Gibt es eine Ungleichbehandlung für Jungs in den Grundschulen?

Offensichtlich werden Jungen und Mädchen von vielen Lehrkräften, sicherlich unbewusst und unabsichtlich, unterschiedlich behandelt. Möglicherweise ist ein Grund dafür ihr Lern- und Arbeitsverhalten. Jungen verhalten sich dominanter, sind lauter, stören häufiger den Unterricht und nehmen das Lernen weniger ernst. Klug zu sein oder zu werden schätzen Mädchen als Wert sehr viel höher ein als Jungen, denen es, wie Befragungen zeigen, viel wichtiger ist, reich zu werden.

Jungs fördern: Wie können Sie gegensteuern?

  • Machen Sie sich ein möglichst genaues Bild von den Leistungen Ihres Sohnes, und vergleichen Sie seine Noten und Beurteilungen mit denen anderer Kinder.
  • Fallen Ihnen Ungereimtheiten bei ihrem Jungen auf, so sprechen Sie die Lehrkraft unbedingt darauf an. Noten müssen und können detailliert begründet werden.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr Sohn lernt, sich in Gruppen einzufügen. Mannschaftssportarten, gemeinsame Unternehmungen mit der Familie und Kommunikation helfen ihm dabei.

Zeigen Sie, was Ihr Kind kann!

Motivieren Sie Ihren Sohn, seine Interessen und Stärken in der Schule zu zeigen. Vielleicht ist Ihr Sohn ja im Unterricht unruhig und hat eine krakelige Handschrift? Dafür hat er andere Fähigkeiten. Sein Wissen über exotische Tiere, Sternzeichen oder das Mittelalter kann Ihr Junge sicherlich auch im Unterricht einbringen. Machen Sie der Lehrkraft klar, dass die Stärken Ihres Kindes vorhanden sind, und versuchen Sie gemeinsam, sie in das Schulgeschehen einzubringen.

Mein Tipp
Ein Wandertag oder Schulausflug bietet sich meistens an, um die besonderen Fähigkeiten Ihres Kindes zum Vorschein zu bringen und Ihren Jungen zu fördern. Der kleine Experte für exotische Tiere kann vielleicht im Zoo eine kurze Führung veranstalten? Beim geplanten Besuch der Sternwarte kann der Sternzeichenkenner schon im Vorfeld sein Wissen im Unterricht einbringen, und bei einer Waldwanderung sollte sich Ihr Naturkind nicht scheuen, den Klassenkameraden die Bäume und Gräser näherzubringen. Das beeindruckt sicher auch die Lehrkräfte und hilft beim Jungs fördern.

3. Grund Jungs zu fördern: Die Rechtschreibung fällt Jungen schon ab der ersten Klasse schwerer als Mädchen.

  • Jungen haben zwar einen gleich großen Wortschatz wie Mädchen, bei der Rechtschreibung und beim Formulieren freier Texte schneiden sie jedoch schlechter ab.
  • Jungen lesen wesentlich weniger als Mädchen (überwiegend Comics und Bauanleitungen).
  • Mit der Rechtschreibung haben Jungen schon ab Schulbeginn mehr Probleme als Mädchen.
  • Schlechte Noten im Fach Deutsch wirken sich negativ auf andere Fächer aus.

Der regelmäßige Griff zum Buch hilft beim Jungs fördern!

Eine Studie aus dem Jahr 2006 hat nachgewiesen, dass Jungen durchschnittlich weniger Leseförderung durch ihre Eltern erhalten als Mädchen. Jungen besitzen weniger Bücher, bekommen seltener vorgelesen und besuchen nicht so oft Büchereien. Dabei ist die Lesefähigkeit erwiesenermaßen eine Kernkompetenz für Schul- und Berufserfolg. Um Ihren Jungen für die Schulezu fördern, sollten Sie ihm die Liebe zu Büchern vermitteln.

Jungs fördern: Tipps zur Erweiterung der Schreibkompetenz

Durch das Lesen, also das häufige Ansehen von Wörtern, verbessert sich das Wortbildgedächtnis (und damit die Rechtschreibung) oft schon deutlich. Darüber hinaus ist es auch hilfreich, wenn Sie Ihren Sohn zum Schreiben motivieren.

Jungs fördern – So geht’s:

  • Beginnen Sie mit kleinen Aufträgen wie dem Verfassen des Einkaufszettels, einer Notiz an den Opa, einer Urlaubskarte aus den Sommerferien oder ein E-Mail-Kontakt zum entfernt wohnenden Freund/Cousin.
  • Fragen Sie Ihren Jungen um Rat bei eigenen Formulierungen, vielleicht bei einem Brief an einen Freund/Freundin oder bei einer Entschuldigung für die Schule.
  • Schreibspiele führen ebenfalls spielerisch zu einer Erweiterung der Schriftsprachkompetenz (beispielsweise aus den Buchstaben eines langen Wortes „KINDERGEBURTSTAG“ so viele neue Wörter wie möglich zu bauen „GEBURT – GERD – DIE – STUNDE“).
  • Wünschen Sie sich zum nächsten Anlass eine selbstgeschriebene Geschichte und würdigen Sie das Kunstwerk entsprechend.

Glotze aus – raus zum Spielen!

Übermäßiger Medienkonsum ist nachweisbar ein Grund für schlechte Schulleistungen von Kindern. Leider neigen auch hier wieder mehr Jungs als Mädchen zum Fernsehen oder Computerspielen. Die bewegten Bilder scheinen Jungen mehr zu faszinieren als Mädchen. Je länger Grundschüler jedoch ihre freie Zeit planlos vor einem Bildschirm verbringen, desto negativer wirkt sich das auf ihre schulischen Leistungen aus.

So steuern Sie zum Jungs fördern gegen!

  • Verteufeln Sie das Fernsehen nicht, sondern wählen Sie gezielt eine oder zwei Sendungen pro Tag aus, die Ihr Sohn anschauen darf.
  • Sehen Sie sich die Sendungen immer wieder mal gemeinsam mit Ihrem Jungen an und sprechen Sie darüber.
  • Vermeiden Sie den eigenen Fernseher im Kinderzimmer.
  • Bieten Sie Ihrem Jungen Alternativen zum Fernsehen an, etwa der regelmäßige Besuch eines Sportvereins.
  • Unterstützen Sie Ihren Sohn beim Aufbau und bei der Pflege seiner Freundschaften.
  • Lassen Sie den Fernseher beim Essen aus und unterhalten Sie sich lieber über die Ereignisse des Tages.
  • Ziehen Sie ab und zu einen Spieleabend dem Fernsehkrimi vor.

Jungs fördern durch eine männliche Bezugsperson

Leider ist es ein gewichtiges gesellschaftliches Problem, dass immer mehr Jungs ohne ihren Vater aufwachsen müssen. Kinder aus Trennungsfamilien leben häufig bei der Mutter und sehen den Papa nur am Wochenende, wenn überhaupt. Vielen Jungen fehlt daher das männliche Vorbild, die Identifikationsfigur auf dem Weg zum erwachsenen Mann. Und zwar gerade im Alltag, in Stress- oder Trauersituationen, wenn sie sich ärgern oder ungerecht behandelt fühlen, ist ein echtes männliches Vorbild (nicht Homer Simpson, Superman oder ein Power Ranger) enorm hilfreich.

So binden Sie Männer in die Erziehung und beim Jungs fördern ein:

  • Vereinbaren Sie einen Vatertag, an dem nur Vater und Sohn etwas gemeinsam unternehmen.
  • Stärken Sie den Kontakt zwischen Ihrem Sohn und seinem Opa. Gerade von der älteren Generation können sich Kinder viel abgucken.
  • Schenken Sie Ihrem Jungen Jungenbücher wie beispielsweise Manfred Mai: Eine Mannschaft für Paul (ab 7 Jahren), Arena Verlag, 6,50€.
  • In Sportvereinen finden sich häufig männliche Trainer, die für Jungen schnell zu einem Vorbild werden können.

Mehr Männer zum Jungs fördern in die Grundschule!

Auch im Bildungsapparat wimmelt es nur so von Frauen – für die kleinen Kerle ein echtes Problem. So sehr sich die weiblichen Pädagogen auch bemühen, den Jungen gerecht zu werden, so deutlich stoßen sie auch an ihre Grenzen. Doch die Ausgewogenheit in der Lehrerschaft ist und bleibt sicher in der Grundschule noch einige Zeit eine reine Wunschvorstellung. Mit dieser Realität müssen Jungen klar kommen.