Eine Blutvergiftung ist lebensgefährlich

Jedes Jahr fallen ihr 60.000 Deutsche zum Opfer! Die Zahlen sind erschreckend: Jedes Jahr erleiden hierzulande 150.000 Menschen eine Blutvergiftung (Blutvergiftung) – nahezu die Hälfte stirbt daran. Wie es zu einer Blutvergiftung kommen kann, wer besonders gefährdet ist, unter welchen Umständen die Infektionsgefahr besonders hoch ist und was Sie vorbeugend gegen diese heimtückische Vergiftung tun können, lesen Sie in diesem Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Einer Sepsis vorbeugen

Eine Entzündung ist eine völlig normale und sehr hilfreiche Abwehrreaktion des Körpers. Ganz gleich ob Sie eine Grippe haben, sich eine Harnwegsinfektion geholt oder sich mit einem Messer verletzt haben: Das Immunsystem setzt entzündungshemmende Substanzen frei, tötet eingedrungene Keime, sorgt für eine örtliche Begrenzung der Entzündung und die anschließende Heilung der Wunde bzw. Infektion. Bei einer Blutvergiftung läuft dieser normale Abwehrmechanismus aus dem Ruder: Die Erreger – meist Bakterien, seltener Pilze und Viren – breiten sich via Blutkreislauf innerhalb von wenigen Stunden über den ganzen Körper aus: Multiples (vielfältiges) Organversagen und Tod können die Folgen sein, die Ärzte sind dann oft machtlos.

Zu den häufigsten Ursachen einer Blutvergiftung / Sepsis zählen:

  1. ein geschwächtes Abwehrsystem,
  2. sehr aggressive Erreger, die alle Abwehrmaßnahmen überwinden, oder
  3. besonders viele Erreger, die schnell die Überhand gegen die körpereigene Abwehr gewinnen.

Gut zu wissen: In sechs von zehn Fällen tritt eine Blutvergiftung im Schlepptau einer Lungenentzündung auf.

Wer ist besonders durch eine Blutvergiftung gefährdet?

Neben Frühgeborenen sind es vor allem Ältere, die ein erhöhtes Risiko tragen – speziell dann, wenn ihre Gesundheit durch andere Erkrankungen angegriffen ist oder wenn ihr Abwehrsystem wegen einer Chemotherapie oder Kortisonbehandlung, wegen Fehlernährung bzw. aufgrund einer ungesunden Lebensweise geschwächt ist.

Auch Krankenhauspatienten, denen invasive Zugänge gelegt wurden (z. B. Katheter, Tubus), oder Frischoperierte tragen ein erhöhtes Risiko. Nach verlässlichen Untersuchungen infizieren sich jedoch nur zwei von zehn Patienten im Krankenhaus selbst. Die meisten bringen die Keime bereits von zu Hause mit.

Daran erkennen Sie eine Blutvergiftung. Was ist zu tun?

Die ersten Symptome einer Sepsis können denen einer Grippe ähneln: Fieber über 38 °C und starkes Krankheitsgefühl. Bei älteren Menschen tritt statt Fieber manchmal auch Untertemperatur (unter 36 °C) auf, oft begleitet von Abgeschlagenheit und Verwirrtheitszuständen. Puls- (über 90) und Atemfrequenz sind erhöht, das Befinden verschlechtert sich in Schüben.

Eine Blutvergiftung ist immer ein Notfall! Rufen Sie bei Verdacht sofort den Notarzt (112 oder 19222). Eine US amerikanische Studie, veröffentlicht in der Zeitschrift Critical Care Medicine, belegt, dass das Risiko, an einer Blutvergiftung zu sterben, mit jeder Stunde ohne gezielte Behandlung um 7,6 % zunimmt. Doch auch Genesende sind später erhöhten Risiken ausgesetzt. So berichtet das Journal of the American Medical Association, dass das Demenz-Risiko bei Patienten, die eine Blutvergiftung überstanden haben, um das 3,3-Fache höher liegt als bei Gesunden.

Gut zu wissen: Entgegen einer weit verbreiteten Meinung macht sich eine Blutvergiftung nicht durch einen roten Strich unter der Haut bemerkbar! Dabei handelt es sich vielmehr um eine Entzündung der Lymphwege, die ebenfalls in ärztliche Obhut gehört

Was vermag die Medizin?

Bei einer Blutvergiftung bleibt meist keine Zeit, eine Bakterien-Kultur anzulegen, um den Auslöser und damit das beste Antibiotikum gegen ihn zu ermitteln. Daher wird zunächst ein Breitband-Antibiotikum eingesetzt, von dem bekannt ist, dass es möglichst viele Erreger tötet. Blutvergiftung-Patienten werden zudem intravenös mit Flüssigkeit und blutdruckerhöhenden Substanzen versorgt, um einen Abfall des Blutdrucks und einen damit einhergehenden Blutvergiftung-Schock zu vermeiden. Sollte dieser dennoch eintreten, besteht die Möglichkeit, den Betroffenen in ein künstliches Koma zu versetzen, um die Organe zu entlasten. Der Kreislauf, die Atmung und die Ernährung werden in dieser Zeit maschinell aufrechterhalten.

So beugen Sie einer Blutvergiftung vor:

Seien Sie sorgsam im Umgang mit Wunden

Verschmutze Wunden mit viel sauberem, fließendem Wasser reinigen. Wunden, die nicht in einer normalen Zeitspanne heilen, die einen größer werdenden Hof bilden oder eitern, sollten Sie umgehend Ihrem Arzt vorstellen!

Wurden Sie kürzlich operiert?

Wenn bei Ihnen kürzlich ein Knieoder Hüftgelenk durch ein künstliches Gelenk ersetzt wurde, haben Sie ein überdurchschnittliches BlutvergiftungRisiko, da nicht auszuschließen ist, dass Bakterien aus dem Material in den Körper übertreten. Ihr Arzt wird Ihnen daher raten, in den folgenden zwei Jahren immer dann vorbeugend Antibiotika einzunehmen, wenn ein medizinischer Eingriff ansteht – z. B. eine Zahnbehandlung – , um eine Infektion auszuschließen.

Fragen Sie Ihren Arzt, ob er Ihnen zu einer jährlichen Grippeschutzimpfung rät

Speziell dann, wenn Sie älter als 65 sind oder chronische Erkrankungen haben (z.B. Diabetes, Asthma oder Herzschwäche) oder beruflich bzw. privat mit vielen Menschen umgehen oder im Gesundheitswesen arbeiten, sind Sie einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt, das Sie durch eine Grippeschutzimpfung minimieren können. Über 60-Jährige und chronisch Lungenkranke sollten sich zudem gegen Lungenentzündung impfen lassen. Die Kosten übernehmen die gesetzlichen Kassen.

Wenn Sie im Krankenhaus liegen müssen:

Bitten Sie Ärzte und Pfleger stets, sich die Hände gründlich zu waschen, bevor sie Sie untersuchen. Wenn Sie einen Katheter tragen müssen, sollte dies nur für eine kurze Zeit sein. Alles, was an Schläuchen und Zugängen Ihr Inneres mit der Außenwelt verbindet, kommt als potenzieller Infektionsweg in Betracht. Fragen Sie daher täglich nach, wie lange die Zugänge noch erforderlich sind. Achten Sie auf Körperhygiene und bewegen Sie sich – auch wenn Sie liegen müssen. Dazu gehören z. B. das Hochlagern des Oberkörpers, um die Atmung zu erleichtern, sowie regelmäßige Atem- und Krankengymnastik.