Braucht Ihr Kind eine Zahnspange?

60 Prozent aller Kinder und Jugendlichen leiden unter einer Zahnfehlstellung. Manchmal ließe sich mit einer frühzeitigen Behandlung viel erreichen. Lesen Sie hier, wie Sie Fehlstellungen und eine Zahnspange bei Ihrem Kind von vornherein vermeiden können. 

Inhaltsverzeichnis

Tipps zum Thema Zahnspange bei Kindern

Im Idealfall stehen die Zähne lückenlos und gerade nebeneinander. Sie passen harmonisch in den gesamten Kiefer und in das Gesichtsbild. Allerdings hat nur jeder Zwanzigste ein perfektes Gebiss. Angeborene Zahnfehlstellungen sind dabei seltener als erworbene. Annähernd zwei Drittel sind durch äußere Faktoren bedingt! Dazu zählen bei Kindern Daumenlutschen, falsche Flaschen- und Beruhigungssauger, zu langes Nuckeln sowie frühzeitiger Milchzahnverlust (z. B. durch Karies).

Wie Sie Zahnfehlstellungen vorbeugen und eine Zahnspange bei Ihrem Kind vermeiden können

Das Stillen ist nicht nur wegen der gesundheitlichen Vorteile der Muttermilch so wichtig. Durch das Saugen werden Kiefer, Lippen, Zunge sowie die übrige Kopf- und Halsmuskulatur gekräftigt. Das beugt Zahnfehlstellungen bei Kindern vor. Falls Sie nicht stillen, sollten Sie einen kiefergerechten Sauger verwenden und die Saugeröffnung nicht vergrößern, sodass sich Ihr Kind beim Saugen auch etwas anstrengen muss. Versuchen Sie Ihrem Kind den Schnuller oder Daumen bis zum 3. Geburtstag abzugewöhnen. Verwenden Sie am besten einen zahnfreundlichen Schnuller.

So erkennen Sie, ob Ihr Kind eine Zahnspange braucht

Engstand: Der Engstand macht 50 Prozent aller Fehlstellungen der Zähne aus. Im Kiefer findet sich zu wenig Platz für die durchbrechenden Zähne, entweder weil der Kiefer zu klein oder aber die Zähne zu groß sind.

Kreuzbiss: Diese häufige Fehlstellung kann einzelne Zähne betreffen oder sich aus einem Missverhältnis der Kieferknochen entwickeln. Beim Zusammenbeißen sieht man, dass sich die betroffenen Zähne des Unterkiefers vor die oberen Zähne legen.

Offener Biss: Der offene Biss beruht meistens auf schlechten Angewohnheiten wie Daumenlutschen oder die Verwendung von Schnullern über das dritte Lebensjahr hinaus. Dadurch entsteht eine kreisförmige Lücke zwischen den oberen und unteren Frontzähnen.

Überbiss: Beim Überbiss (Prognathie) stimmt das Größenverhältnis des Ober- und Unterkiefers nicht. Der Oberkiefer ist im Verhältnis zum Unterkiefer zu groß, so dass die oberen Zähne weit vor den unteren liegen.

Vorbiss: Der Vorbiss oder auch verkehrte Überbiss (Progenie) stellt genau den Gegensatz des Überbisses dar. Hier ist der Unterkiefer relativ zu groß, und die unteren Zähne liegen vor den oberen.

Lückengebiss: Das Lückengebiss ist quasi das Gegenteil des Engstandes. Der Kiefer ist im Verhältnis zu den Zähnen zu groß, sodass die Zähne nicht dicht nebeneinander stehen, sondern sich große Zahnzwischenräume ausbilden.

Deckbiss: Der Deckbiss wird auch „tiefer Biss“ genannt. Hier besteht eine Steilstellung der Frontzähne im Oberkiefer. Diese führt dazu, dass beim Zusammenbeißen der Zähne die unteren vollständig von den oberen bedeckt werden.

Tiefbiss: Man bezeichnet es als Tiefbiss, wenn die unteren Zähne beim Zusammenbeißen in den Gaumen beißen.

Wann sollte Ihr Kind eine Zahnspange bekommen?

Wenn Sie mit Ihrem Kind regelmäßig zum Zahnarzt gehen, wird dieser Sie ansprechen, falls ihm an der Zahnstellung Ihres Kindes etwas auffällt. Manche Fehlstellungen lassen sich bereits im Alter von sieben Jahren mit einer Zahnspange korrigieren. Noch früher, nämlich schon im Kindergartenalter, sollte angesetzt werden, wenn es sich um nuckelbedingte Kieferveränderungen handelt. Diese können oft z. B. mit einer vom Zahnarzt verschriebenen Mundvorhofplatte gebessert werden. Durch eine Frühbehandlung kann man sich häufig spätere umfangreiche Maßnahmen ersparen. Grundsätzlich sollte mit einer kieferorthopädischen Korrektur mit oder kurz vor dem Wachstumsspurt gestartet werden. Dieser Wachstumsspurt beginnt bei Mädchen etwa im elften, bei Jungen im zwölften Lebensjahr. Ein erster Besuch beim Kieferorthopäden, bei dem die Planungsunterlagen erstellt werden, sollte ungefähr im zehnten Lebensjahr erfolgen. Die Behandlungsdauer ist sehr stark abhängig von der Art der Fehlstellung; sie variiert meist zwischen einigen Monaten und zwei bis drei Jahren. Einen kurzen Überblick über verschiedene Zahnspangenmodelle samt Foto bietet Ihnen diese Internetseite: www.kinder-zahnpflege.de/kinderzahnpflege/zahnspangen.htm.  . Auch auf www.zahnspangen.org finden Sie weitere Informationen.

Was zahlt die Krankenkasse, wenn Ihr Kind eine Zahnspange braucht?

Ist Ihr Kind gesetzlich krankenversichert, werden 80 Prozent der Kosten der Zahnregulierung sofort bezahlt (bei einem zweiten Kind sogar 90 Prozent). Die restliche Summe erhalten Sie erst nach erfolgreichem Abschluss der Zahnbehandlung. Allerdings gibt es Einschränkungen. Der Schweregrad der Zahnfehlstellung Ihres Kindes wird vorab vom Kieferorthopäden oder Zahnarzt von 0 bis 5 bewertet (0 = keine Fehlstellung bis 5 = extreme Fehlstellung). Die Krankenkassen übernehmen die Kosten der Zahnkorrektur erst ab Schweregrad 3. Trotzdem kann natürlich auch bei einer leichteren Fehlstellung eine Behandlung sinnvoll sein, die dann allerdings nicht erstattet wird. Private Krankenversicherungen übernehmen die Kosten einer Zahnregulierung in der Regel. Je nach Tarif kann es aber auch Ausnahmen davon geben. Deshalb sollten Sie vorher in jedem Fall nachfragen.