So entfaltet Ihr Kind sein Lernpotenzial mit Neugier

Der Schlüssel zum Lernen, das stellen Wissenschaftler in jeder Untersuchung aufs Neue fest, liegt in der individuellen Neugier und im persönlichen Interesse. Lesen Sie in diesem Beitrag, wie Sie Ihr Kind neugierig auf die jeweils aktuellen Schulthemen machen können und wie Sie Alltagssituationen dazu nutzen, seine Lernpotenziale zu aktivieren.  

Inhaltsverzeichnis

Neugierig zum Lernerfolg

Talente, Begabungen und auch Lernpotenziale brauchen einen Nährboden, auf dem sie sich entfalten können. Wenn es einem Kind nicht gut geht, es sich unverstanden, übergangen oder unwichtig fühlt, raubt ihm die Beschäftigung mit dem eigenen Unglück wichtige Energie, die es für das Lernen benötigt. Bevor Sie Ihr Kind also für ein Lernthema begeistern können, es darauf neugierig machen, muss die Lernatmosphäre stimmen. Ihren Vorschlägen und Anregungen wird Ihr Kind nur folgen können, wenn es offen dafür ist. Die wichtigste Leistung von Eltern im Erziehungsprozess ist es, den schmalen Grat zwischen Unterstützung, Fürsorge und Herausforderung zu finden.

Neugierig auf Bücher machen/Lesen fördern

Viele Eltern machen den gut gemeinten Fehler, ihren Kindern jede Anstrengung abzunehmen. Beim Thema Lesen führt das dazu, dass Eltern entscheiden, welche Bücher ihrem Kind gefallen könnten. Sie geben viel Geld aus, um sie zu kaufen und ihrem Kind als Geschenk mitzubringen. Aber anstatt großer Freude erhalten sie häufig nur freundliches Desinteresse. Auch beim Vorlesen wird die Motivation Ihres Kindes, selbst weiterzulesen, durch eine geschickte Textwahl geweckt.

Tipp zum Vorlesen
Lesen Sie immer nur bis zu einer besonders spannenden Stelle (Cliffhanger-Prinzip), und klappen Sie dann das Buch bedauernd zu. So bleibt der Spannungsbogen erhalten.

Beispiel: Neugierde erzeugen Sie, wenn Sie gemeinsam mit dem Kind eine Buchhandlung aufsuchen, aber nicht sofort etwas kaufen. Wecken Sie das Interesse Ihres Kindes für ein bestimmtes Buch. Blättern Sie ein wenig darin herum, loben Sie die Wahl Ihres Kindes, und stellen Sie es dann mit einem bedauernden Achselzucken wieder zurück ins Regal. Nun ist seine Neugierde mit großer Wahrscheinlichkeit geweckt. Erhält Ihr Kind zu einem späteren Zeitpunkt dieses Buch, wird es sich sehr darüber freuen und neugierig anfangen zu lesen.

Neugierig auf die Natur machen/Sachkunde fördern

Ausflüge, Erkundungen und Exkursionen jeder Art bieten eine Fülle von Möglichkeiten, das Interesse Ihres Kindes zu wecken. Nutzen Sie dabei die Äußerungen Ihres Kindes, die Ihnen ganz genau zeigen, womit es sich gerade beschäftigt. Besonders die Fragen, die Sie nicht beantworten können, sind spannend. Sie bieten nämlich Ihrem Kind die Gelegenheit, gemeinsam mit Ihnen oder anderen Kindern auf die Suche nach einer Antwort zu gehen. Das macht nicht nur Spaß, sondern generiert auch ein Glücksgefühl, wenn die Suche gelingt. Dieses Glücksgefühl, durch das Lösen eines Rätsels ausgelöst, motiviert zum Weiterlernen.

Tipp für Sachkunde
Transportieren Sie die Erlebnisse des Ausflugs auf die Sachkundethemen: vielleicht mit einem Quiz. Was könnte wohl ein gefällter Baumstamm im Wald wiegen? Wie viele Blätter mag ein Baum ungefähr haben? Zähle fünf verschiedene Baumarten auf.

Beispiel: Ihr Kind findet einen verletzten oder erschöpften Vogel. Überlegen Sie gemeinsam, was jetzt zu tun ist. Welche Möglichkeiten hat Ihr Kind? Warten Sie ab, bis es mindestens drei nennt, vielleicht: weitergehen, mit nach Hause nehmen oder zum Tierarzt ins Tierheim bringen. Fragen Sie geduldig nach, was die einzelnen Möglichkeiten bedeuten. Lassen Sie Ihr Kind entscheiden, und sprechen Sie möglichst lange und ausführlich über das Tier. Eine Vielzahl von Überlegungen kann sich anschließen: Was könnte die Ursache sein, welcher Vogel ist es, was fressen diese Vögel, wie viel Futter brauchen sie, welche Temperatur benötigen sie zum Überleben, was ist die normale Körpertemperatur, warum gibt es Kalt- und Warmblüter etc.?

Kochen und backen/Rechnen fördern

Kochen und Backen eignen sich immer, um Kinder zu begeistern. Lassen Sie das Mehl und den Zucker in Gramm abwiegen sowie die Milch in Milliliter. Erfinden Sie dazu lustige Kochgeschichten, in denen beispielsweise

Schleckermäulerwünsche in Erfüllung gehen. „In Milch in der Badewanne baden oder in einem Sandkasten voller Zucker spielen.“ Wie viel Milch passt in die Badewanne (ca. 140 Liter), wie viel Zucker passt in den Sandkasten (ca. 170 kg in einen 1,50 m · 1,50 m großen Sandkasten).

Tipps zum Rechnen mit Einheiten:

Kaufen Sie gemeinsam ein und lassen Sie Ihr Kind mit dem Rezept die Zutaten suchen. In der Küche wird dann abgemessen und zusammengerührt. Oder streichen Sie das Kinderzimmer und besuchen Sie einen Baumarkt. Wie viel Farbe benötigen Sie, wie groß ist eine Wand, wie viel Liter sind in den Farbeimern?

Beispiel:

Es ist warm, und Ihr Kind möchte einen fruchtigen Nachtisch essen. Mit dem folgenden Rezept gelingt ihm das leicht. Erfrischende Quarkspeise: 400 Gramm Quark, 100 Gramm Jogurt, 300 Gramm Heidelbeeren, 2 Esslöffel Honig, 1/4 Teelöffel Zimt. Alles abmessen und dann zusammen mischen. Bei Bedarf noch etwas Zucker hinzufügen.