Neurodermitis bei Kindern: Geht es auch ohne Kortison?

Gerade Kinder trifft es bei Neurodermitis besonders oft. Gleichzeitig wollen die meisten Eltern zarte Kinderhaut möglichst nicht mit Kortisonsalbe behandeln. Doch was hilft sonst noch gegen die Ekzeme und den quälenden Juckreiz? 

Inhaltsverzeichnis

Neurodermitis bei Kindern richtig behandeln

10 bis 15 Prozent aller Kinder leiden in den ersten Lebensjahren unter einer Neurodermitis. In vielen Fällen macht sich die quälende Hauterkrankung ab dem dritten Lebensmonat bemerkbar. Und weil Babys und Kleinkinder mit Neurodermitis unter Juck- und Kratzattacken leiden, die sie auch nachts nicht ruhen lassen, sind meist auch die Eltern früher oder später an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen.

Mein Tipp, wenn Ihr Kind Neurodermitis hat : Unterstützend hat sich für besorgte und erschöpfte Eltern eines Neurodermitis-Kindes folgende Bachblüten- Mischung bewährt: Cerato, Gentian, Gorse, Mimulus, Olive, Pine und Red Chestnut. Lassen Sie sich diese Mischung in der Apotheke herstellen (Einnahmefläschchen mit 20 oder 30 Millilitern zwischen 5 und 10 Euro). Dosierung: 4-mal täglich 4 Tropfen der Mischung einnehmen und kurz im Mund behalten. Nicht selten hat sich durch eine Bachblüten-Behandlung der Eltern, die dadurch zuversichtlicher, ausgeglichener und belastbarer wurden, auch die Haut des Kindes verbessert!

Pflanzliche Mittel können den Hautzustand Ihres Kindes bei Neurodermitis verbessern

Es gibt eine Reihe von Pflanzen, die sich zur Behandlung bei Neurodermitis bewährt haben, weil sie antientzündlich und juckreizlindernd wirken (siehe Tabelle).Manche sind sogar einer schwachen Kortisonsalbe ebenbürtig (z. B. Bittersüß, Ballonrebe, Stiefmütterchen, Zauberstrauch).Auch wenn dies in schweren Fällen oft nicht ausreicht, um die Ekzeme abheilen zu lassen, lässt sich damit eine Verbesserung des Hautzustandes erzielen bzw. Kortisonsalbe einsparen. Stiefmütterchenkraut hat sich auch als Tee bewährt. Der Tee kann getrunken, aber auch für feuchte Umschläge verwendet werden. Für Umschläge setzen Sie zwei Teelöffel Stiefmütterchenkraut mit 250 ml kaltem Wasser an, kochen kurz auf und lassen den Tee bedeckt 10 Minuten ziehen. Danach seihen Sie den Tee ab und lassen ihn abkühlen. Tränken sie Leintücher mit dem Tee und legen Sie sie ein- bis zweimal täglich für 15 bis 20 Minuten auf die betroffenen Stellen auf. Für Tee zum Trinken nehmen Sie nur einen Teelöffel Stiefmütterchenkraut auf 250 ml Wasser. Geben Sie Ihrem Kind davon 2- bis 3-mal täglich eine halbe bis ganze Tasse. Wenden Sie den Tee am besten längerfristig über mindestens 12 Wochen an.

Wichtig, wenn Ihr Kind an Neurodermitis leidet : Bitte gehen Sie mit Ihrem Kind zum Arzt und „doktern“ Sie nicht selbst herum, wenn Ihr Kind noch ein Baby ist, wenn es sich um ausgeprägte Ekzeme handelt, wenn größere Hautareale betroffen sind oder wenn die Ekzeme nässen bzw. eitern. Warnzeichen sind auch honiggelbe Krusten auf der Haut sowie Fieber!

Mein Tipp bei Neurodermitis
Bei quälendem Juckreiz verschafft folgende Bachblüten-Salbe oft schnelle Erleichterung: Vermischen Sie 50 Gramm Rescue Cream (Bach Notfallcreme, rezeptfrei in Apotheken ab 8 ?) mit 20 Tropfen Crab Apple (aus der Stockbottle, also unverdünnt, rezeptfrei in Apotheken, 10 ml ab 7 ?) in einem sauberen Döschen oder Glas. Bei Bedarf auf die juckenden Hautstellen auftragen. Die Creme kann bei hochakuten Ekzemstellen mit so viel lauwarmem Wasser gemischt werden, dass sie sich auftropfen lässt.

Hilft Vitamin B12 Ihrem Kind bei Neurodermitis?

Im Oktober 2009 lenkte eine ARD-Dokumentation mit dem Titel „Heilung unerwünscht“ das Interesse von Patienten mit Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) auf eine neue „Wundersalbe“ mit dem Namen Regividerm®. Sie enthält als Wirkstoff Vitamin B12. Das Wirkprinzip dürfte darin bestehen, dass Vitamin B12 Stickoxide neutralisiert. Das sind Moleküle, die zur Rötung und Schwellung der Haut beitragen und so die Hautentzündung unterhalten. Allerdings ist die Datenlage zur Wirksamkeit von Regividerm ® ziemlich dürftig. Es gibt lediglich drei kleine veröffentlichte Studien:

1. 2001 (in „Dermatology“) an 13 erwachsenen Psoriasispatienten, wobei Regividerm® sich nach zwölf Wochen einer Calcipotriolsalbe (einem gängigen Psoriasistherapeutikum) als ebenbürtig erwiesen hat

2. 2004 (im „British Journal of Dermatology“) an 49 erwachsenen Patienten mit Neurodermitis, bei der Regividerm® sich als wirksamer als eine wirkstofffreie Placebosalbe erwiesen hat

3. 2009 (in „The Journal of Alternative and Complementary Medicine“) an 21 Kindern mit Neurodermitis zwischen sechs Monaten und 18 Jahren, wobei Regividerm® besser wirkte als eine Placebosalbe.

Es wurde in der Sendung mehrfach betont, dass die Neurodermitissalbe kaum Nebenwirkungen habe und gut vertragen würde. In der Studie von 2004 wird jedoch von Brennen und Jucken, Rötungen und Schwellungen berichtet. Drei Studienteilnehmer haben deswegen die Behandlung abgebrochen, aber auch bei 23 weiteren Probanden kam es zumindest vorübergehend zu diesen Nebenwirkungen. Dass eine Langzeitanwendung von Vitamin B12 auf der Haut unbedenklich ist und nicht etwa das Hautkrebsrisiko erhöht, müsste meiner Meinung nach noch durch Studien belegt werden. Aus den Studien ist bekannt, dass von dem auf die Haut aufgetragenen Vitamin B12 etwa 7 Prozent resorbiert werden (zumindest beim Erwachsenen, bei zarter Kinderhaut könnte es auch etwas mehr sein!). 100 Gramm (g) Regividerm ®-Salbe enthalten 0,07 g Vitamin B12. Das entspricht 70.000 Mikrogramm (?g). Unter der Annahme, dass ein schwer betroffenes Kleinkind zweimal täglich relativ großflächig mit Regividerm® eingecremt wird und die 100-Gramm- Tube daher in einem Monat aufgebraucht ist, würde das bedeuten, dass das Kind täglich 163 µg Vitamin B12 resorbiert.

Zum Vergleich: Der Tagesbedarf Vitamin B12 für ein Kleinkind liegt bei 1,0 bis 1,5 µg. Zur Behebung von Vitamin- B12-Mangelzuständen würde man therapeutisch zwei- bis dreimal pro Woche 10 bis 50 µg Vitamin B12 spritzen. Bei Erwachsenen sind bei längerfristiger täglicher Verabreichung von 100 µg Vitamin B12 als Spritze akne-, ekzem- und nesselsuchtartige Arzneimittelreaktionen bekannt.

Meine Meinung: Falls Sie Regividerm®-Salbe (rezeptfrei in Apotheken erhältlich, 100 g für ca. 28,85 €) ausprobieren wollen, sollten Sie sie sicherheitshalber weder längerfristig noch großflächig anwenden! Die behandelten Hautstellen sollten möglichst von Kleidung bedeckt sein und nicht dem Sonnenlicht ausgesetzt werden.