Mineralöl in Lebensmitteln: Wie Sie Ihre Familie davor schützen

Es ist kaum zu glauben, aber wahr: In Reis, Cornflakes und Müsli haben Verbraucherschützer gefährliche Mineralölrückstände nachgewiesen. Schuld sind Verpackungen aus Altpapier, die Rückstände von Mineralöl enthalten, die nach und nach in die Lebensmittel übergehen. Ich habe die wichtigsten Fragen zu diesem viel diskutierten Thema für Sie beantwortet. 

Inhaltsverzeichnis

Vorsicht, giftig!

Recycling-Papier ist gut für die Umwelt. Doch wird es für Lebensmittel-Verpackungen eingesetzt, kann es zum Risiko für die Gesundheit Ihres Kindes werden. Das haben Wissenschaftler im Auftrag der Verbraucherschutz-Organisation foodwatch kürzlich herausgefunden. Sie entdeckten in verschiedenen verpackten Lebensmitteln wie Reis, Cornflakes oder Grieß potenziell krebserregende Mineralölbestandteile, die meist aus der Druckerfarbe von Zeitungen stammen.

Wie gelangt Mineralöl in Lebensmittel?

Druckfarben, die in Altpapier enthalten sind, können bisher im Recycling-Prozess nicht ausreichend entfernt werden und gelangen so in die Kartonverpackungen. Von dort aus können sie entweder durch direkten Kontakt mit dem Lebensmittel oder aber auch im gasförmigen Zustand durch sogenannte „Migration“ in das Lebensmittel übergehen.

Kinderlieblinge wie Müsli oder Cornflakes zählen zu den besonders gefährdeten Lebensmitteln, was die Belastung mit Mineralöl angeht.

Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) warnt: Auch in frischem Karton verpackte Lebensmittel können kontaminiert sein, wenn Mineralöle aus Umverpackungen durch die „saubere“ Verpackung migrieren – beispielsweise aus den für Lagerung und Transport häufig verwendeten Wellpappe-Kartons.

Welche Lebensmittel sind besonders betroffen?

Vorsicht ist bei allen in Papierkartons verpackten Lebensmitteln geboten. Ein zusätzlicher Innenbeutel schützt den Inhalt leider nur für einen bestimmten Zeitraum. Doch je länger die Produkte in der Packung lagern, desto größer ist die Belastung. Das erklärt, weshalb haltbare Lebensmittel wie Frühstücksflocken, Grieß, Nudeln und Reis besonders häufig mit Mineralöl aus Druckfarben verunreinigt sind.

Recycling-Papier ist gut für die Umwelt. Doch wird es für Lebensmittel-Verpackungen eingesetzt, kann es zum Risiko für die Gesundheit Ihres Kindes werden.

Wie gefährlich sind Mineralöle für die Gesundheit?

Die in Lebensmitteln nachweisbaren Mineralöle werden in zwei Gruppen unterteilt: die aromatischen Mineralöle (MOAH) und die gesättigten Mineralöle (MOSH).

Besonders gefährlich sind die MOAH. Sie stehen unter dem Verdacht, krebserregend und erbgutverändernd zu sein sowie das Hormonsystem zu beeinflussen. Da sich bei krebserregenden Substanzen keine gesundheitlich unbedenkliche Aufnahmemenge definieren lässt, bewertet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) die Aufnahme von MOAH durch die Nahrung generell als bedenklich. Auch nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) sollte „kein nachweisbarer Übergang von MOAH auf Lebensmittel stattfinden“.

Und wie sieht es mit Tiefkühlprodukten wie etwa Fischstäbchen aus?

Zum Übergang von Mineralölbestandteilen auf Tiefkühlkost liegen bislang kaum Daten vor. Allerdings ist bei Tiefkühltemperaturen nicht mit einem entsprechenden Übergang zu rechnen, weil die Mineralölbestandteile unter solchen Bedingungen nicht ausgasen. Übrigens: Beim Kochen geht zumindest ein Teil des angereicherten Mineralöls mit dem Wasserdampf verloren.

Mineraöl auch in Fischstäbchen?

Zum Übergang von Mineralölbestandteilen auf Tiefkühlkost liegen bislang kaum Daten vor.

Gibt es gesetzliche Grenzwerte für Mineralölbestandteile, die aus Verpackungen in Lebensmitteln übergehen?

Derzeit gibt es keine gesetzlichen Vorgaben, die die Gehalte an Mineralöl-Bestandteilen in Lebensmitteln regulieren. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) hat jedoch zwei Verordnungen erarbeitet, mit denen der Übergang von Mineralöl-Rückständen aus Lebensmittelbedarfsgegenständen in Lebensmittel künftig so weit wie möglich minimiert werden soll.

So können Sie sich und Ihre Familie vor Mineralölen schützen

Helle Verpackung wählen:

Je dunkler der Karton, desto höher ist normalerweise der Recycling-Anteil und damit häufig die Konzentration der Mineralöle. So umweltfreundlich das Recycling von Altpapier auch ist: Noch bergen wiederverwendete Lebensmittelverpackungen Gesundheitsrisiken – jedenfalls so lange, bis die Unbedenklichkeit durch entsprechende Maßnahmen gewährleistet werden kann. Sehr helle Pappen oder Papierbeutel sind meistens aus Frischfaser – von ihnen geht kein Risiko aus.

Einzige Ausnahme:

Wenn sie mit belasteten Farben bedruckt worden sind (diese sollen jedoch in Kürze verboten werden).

Vorsicht bei Wellpappe:

Meiden Sie Produkte, die im Supermarkt in geöffneten Transportkartons aus Wellpappe angeboten werden! Auch aus diesen Pappen, die immer aus Recycling-Fasern hergestellt werden, können Mineralölrückstände in die Lebensmittel gelangen.

Auf Innenbeutel vertrauen:

Die Lebensmittel sind so zumindest eine Zeit lang geschützt. Ein wirksames Material ist Aluminium, häufig verwendet bei Säuglingsnahrung. Da Aluminium aus ökologischen Gründen aber sehr bedenklich ist, sollten solche Beutel nur eine vorübergehende Lösung sein. Zudem steht Aluminium in dem Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen und Alzheimer zu verursachen.

Lebensmittel umfüllen:

Wenn Sie Lebensmittel mit großer Oberfläche, z. B. Reis, Gries oder Frühstückscerealien, länger lagern wollen, füllen Sie diese am besten gleich nach dem Einkauf in Vorratsdosen um. Das gilt ganz besonders, wenn der Inhalt direkt mit dem Karton in Kontakt kommt, wenn also kein Innenbeutel vorhanden ist. Denn grundsätzlich gilt: Je länger die Lagerzeit, umso mehr Rückstände gehen in die Lebensmittel über.

Auftauen ohne Verpackung:

Beim Auftauen von Tiefkühlware aus Recycling-Kartons, z. B. Gebäck, Fertiggerichte, Obst oder Gemüse, entnehmen Sie die Ware in gefrorenem Zustand aus der Verpackung, und lassen Sie sie ohne den Recycling-Karton im Kühlschrank auftauen.