Erzählung und Berichte schreiben: Unsere Lerntipps helfen Ihrem Kind

Je weiter Ihr Kind in der Schule kommt, desto schwieriger werden auch die Anforderungen an seine sprachliche Ausdrucksfähigkeit. Spätestens ab der 5. Klasse lernen die Schüler zwischen Erzählungen und Berichten zu unterscheiden. Wissen Sie noch, wie das geht? Mit unseren Lerntipps ist es ganz einfach! 

Inhaltsverzeichnis

Lerntipps zu Erzählungen und Berichten

Obwohl die eigene Schulzeit eigentlich noch gar nicht so lange vorbei zu sein scheint, gerät vieles aus dieser Zeit doch schnell in Vergessenheit, sofern Sie sich nicht beruflich damit beschäftigen. Beim Erledigen der Hausaufgaben und beim Üben für Klassenarbeiten kann es dann hin und wieder doch schwierig werden, Ihrem Kind die richtige Unterstützung zu geben. Falsche Tipps sind wenig hilfreich und verunsichern ein Schulkind nur. Wenn Ihr Kind eine Erzählung oder einen Bericht für die Schule verfassen soll, ist es wichtig, sich vorher genau zu vergewissern, um welche Aufgabenstellung es sich handelt. Ab der 3. Klasse stehen folgende Formen zur Auswahl:

Bildergeschichte

Bei der Bildergeschichte geht es darum, anhand der vorgegebenen Bilder die dahinter stehende Geschichte zu erkennen, sie in Worte zu fassen und sie so lebendig wie möglich zu erzählen. Häufig müssen die Bilder vorher noch sortiert werden – für manche Kinder eine knifflige Aufgabe.

Inhaltsangabe

Die Inhaltsangabe fordert eine präzise aber, gekürzte Wiedergabe einer Geschichte. Dabei darf nichts hinzuerfunden werden, die wichtigsten Kerngedanken müssen aber genannt werden.

(Nach-)Erzählung

Bei der Erzählung oder Nacherzählung einer erlebten Situation geht es um die ganz persönliche Sichtweise. Häufig sollen Schulkinder ein bestimmtes Ereignis aus ihrer Sicht schildern, zum Beispiel ein Ferienerlebnis, ein Sporterlebnis oder ein persönliches Erlebnis wie beispielsweise ihren Geburtstag.

Bericht

Ein Bericht hingegen informiert sachlich und klar über ein Ereignis oder über einen Vorfall. Berichte sind Mitteilungen von Menschen für andere Menschen, die mündlich oder auch schriftlich erfolgen können. Ganz zentral ist, dass die Informationen eines Berichtes stimmen müssen. Vermutungen und Aussagen, die nicht auf genauer Kenntnis beruhen, müssen vermieden werden. Auch die eigene Meinung hat in einem Bericht nichts zu suchen.

Der perfekte Bericht in 5 Schritten

Ein Bericht gelingt, wenn die fünf folgenden Aspekte beachtet werden:

  1. Für welche Personen und zu welchem Zweck ist der Bericht gedacht? Da der Bericht einen bestimmten Zweck verfolgt, nämlich sachlich zu informieren, können bestimmte Informationen, je nach Wissensstand des Empfängers, mehr oder weniger in den Vordergrund treten.
  2. Die Einleitung des Berichts sollte dem Leser möglichst in einem Satz einen Überblick (sog. Überblicksinformation) verschaffen. Das gelingt am besten, wenn man die vier Fragewörter wann, wo, was und wer beachtet.
  1. Die Einzelheiten eines Vorfalls sollten vollständig erfasst und aufgeschrieben werden. Diese stichwortartigen Fakten bilden das Gerüst für einen guten Bericht.
  2. Im vierten Schritt geht es um die inhaltliche Ausarbeitung der Informationen. Aus den Stichwörtern werden sprachlich anspruchsvolle Sätze gebildet, die zeitlich sinnvoll im Bericht angeordnet sind.
  3. Ein guter Bericht zeichnet sich auch durch einen kurzen, aber informativen Schluss aus. Dabei ist es sinnvoll, die Ursachen für ein Geschehen zu nennen und die Folgen des Ereignisses kurz zu skizzieren.

Beispiel für einen Bericht, den Ihr Kind schreiben könnte

1. Schritt: Überlegung, für wen der Bericht gedacht ist

Der Bericht ist für die Tageszeitung der Region Tirol gedacht, also größtenteils für Urlauber und Besucher. Er will vermitteln, dass kleine Kinder nicht unbeaufsichtigt bleiben dürfen. Grobe Ortskenntnisse der Region können vorausgesetzt werden, da die Zeitschrift nicht überregional erscheint.

2. Schritt: Einleitungssatz, der Überblick verschafft

Am Mittwoch, den 19.7.2006, wurde ein kleiner Junge auf der Bergstation Möseralm in Österreich vergessen. Durch einen wachsamen Mitarbeiter der Bergstation konnte der Vierjährige jedoch noch am selben Abend wieder bei seinen Eltern sein.

3. Schritt: Stichwortverzeichnis erstellen als Gerüst

Vierjähriger vermisst, letzte Seilbahn schon weg, Kind allein auf Bergstation, Eltern sehr geschockt, Mitarbeiter rettet weinendes Kind, Seilbahn wieder angeworfen, Blumenstrauß.

4. Schritt: Bericht des Vorfalls mit den wichtigsten Einzelheiten

Eine fünfköpfige Familie besuchte während ihres Sommerurlaubs die circa 2.000 Meter hoch gelegene Möseralm in Tirol. Während die Mutter mit dem älteren Sohn im Restaurant war, spielte der Vater mit der zweijährigen Tochter und dem Vierjährigen auf einem Spielplatz. Als der Vierjährige Hunger bekam, verabschiedete er sich von seinem Papa und lief in Richtung des nahe liegenden Restaurants, wo er seine Mutter vermutete. Der Vater glaubte seinen Sohn in der Obhut seiner Frau, begab sich wie verabredet daraufhin mit seiner Tochter zur Seilbahn und fuhr hinab ins Tal. Seine Frau hatte aber mit dem anderen Kind das Restaurant schon verlassen und war ebenfalls ins Tal gefahren. Erst als die Familie sich an der Talstation traf, bemerkten die Eltern, dass der vierjährige Junge fehlte. Voller Schrecken wollten sie sofort wieder auf den Berg fahren, aber die Bahn hatte ihren Verkehr für Touristen schon eingestellt. Per Handy nahm ein Mitarbeiter der Bergbahn sofort Kontakt zum Restaurant auf. Dort war der Vierjährige bereits aufgefallen, der weinend seine Mutter gesucht hatte. Sofort wurde die Seilbahn wieder in Bewegung gesetzt und der freundliche Mitarbeiter fuhr mit dem Vater erneut auf den Berg. Dort konnten sie das weinende Kind in Empfang nehmen.

5. Schritt: Informativer Schluss

Am nächsten Tag bedankte sich die gesamte Familie mit einem großen Blumenstrauß bei den Mitarbeitern der Seilbahn. Sie versprachen, in Zukunft besser auf ihren Sohn aufzupassen.

Merkmale eines Berichtes

  • Beschränkung auf das Wichtigste
  • sachlich und informativ
  • übersichtlich und klar
  • genaue Zeit- und Ortsangaben
  • keine wörtliche Rede
  • kein Ausdruck persönlicher Betroffenheit
  • vollständige Wiedergabe aller Informationen

Und so sieht die Geschichte als Erzählung aus

Das gleiche Ereignis klingt sehr viel spannender, wenn es als Erzählung eines Betroffenen geschildert wird. Das liegt in erster Linie an der persönlichen, subjektiven Sichtweise und den geschilderten Gefühlen, der wörtlichen Rede und an der eigenen Meinung. Fakten sind bei einer Erzählung nur zweitrangig.

Die Bergwanderung (Beispiel für eine Erzählung)

In den letzten Sommerferien haben wir alle einen großen Schrecken bekommen, denn mein kleiner Bruder wurde vermisst. Wir machten Urlaub in den Bergen und fuhren eines Tages mit der Seilbahn ganz hoch hinauf. Das war vielleicht gruselig, denn zeitweise war der Abstand zum Boden ganz schön groß. Meine Schwester, die immer sehr ängstlich ist, hielt sich fast den ganzen Weg die Augen zu, weil sie nicht aus der Gondel in die Tiefe gucken wollte. Dabei rief sie: „Hilfe Mama, ich will nach Hause!“  Ich bin echt froh, dass ich kein Mädchen bin. Als wir auf dem Berg oben waren, bekam ich großen Hunger und ging mit meiner Mama etwas essen. Papa war mit meinen kleinen Geschwistern auf dem Spielplatz. Nach dem Essen wurde mir schlecht, und ich wollte ganz schnell nach Hause. Mama und ich sind dann mit der Seilbahn wieder nach unten gefahren. Dort fühlte ich mich schon besser, und wir warteten auf Papa und die beiden anderen. Doch als Papa kam, hatte er nur meine Schwester dabei. Mein Bruder fehlte. Da hättet ihr mal meine Eltern sehen sollen, die wurden ganz blass. Naja, irgendwie haben sie es dann geschafft, noch einmal auf den Berg zu fahren und meinen Bruder mitzubringen. Der hatte sich wohl verlaufen. Er ist ja auch noch ziemlich klein. Ich bin jedenfalls froh, dass er jetzt wieder da ist.

Merkmale einer Erzählung

  • unterhaltsam
  • ausführlich
  • ausschmückend
  • wörtliche Rede
  • persönliche Eindrücke und Gefühle
  • eigene Meinung wiedergeben

Mein Tipp: Erzählen ist einfacher als zu berichten. Trainieren Sie daher das Berichten doch einfach mal zwischendurch mit Ihrem Kind. Viele alltägliche Situationen eignen sich dazu, zum Beispiel eine Autopanne, ein Fahrradausflug, ein Sportereignis, ein Sommergewitter, eine Theateraufführung, eine Renovierung, ein Ausflug oder ein besonderer Gast. Am besten schriftlich. Und damit es nicht nur so ein Arbeitsauftrag ist, nennen Sie das Ganze einen Brief an die Oma. So macht es Sinn und Spaß.