Welche Formen von ADHS gibt es?

Ist ihr Kind hibbelig und sehr lebhaft, denken viele Eltern an Hyperaktivität und ADHS. Lesen Sie hier, in welchen Formen Hyperaktivität auftreten kann, Ursachen dafür und welche durchaus positiven Eigenschaften hyperaktive Kinder besitzen. 
Inhaltsverzeichnis

Ursachen und Symptome von Hyperaktivität

Für Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität bei Kindern gibt es eine Reihe verschiedener Bezeichnungen. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich die Bezeichnung „Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit und ohne Hyperaktivität“ (ADHS bzw. ADS) durchgesetzt. Da beide Störungen bis auf die ausgeprägte Hyperaktivität weitgehend ähnlich sind und zudem die Form mit Hyperaktivität häufiger vorkommt, wird hier der Einfachheit halber immer die Abkürzung ADHS gebraucht.

Formen einer ADHS bei Kindern

Auch wenn es schwer zu glauben ist: Es gibt neben der bekannten, „typischen“ Form der ADHS mit ausgeprägter Hyperaktivität auch eine Form, bei der die betroffenen Kinder eher verlangsamt und verträumt wirken. Es werden also
  • eine vorwiegend hyperaktiv-impulsive Form, der typische „Zappelphilipp“, insbesondere bei Jungen anzutreffen, und
  • eine Form, bei der die Aufmerksamkeitsstörung stark im Vordergrund steht, die typische „Traumsuse“, die auch tatsächlich häufiger bei Mädchen vorkommt, unterschieden.
Prinzipiell besteht – mehr oder minder ausgeprägt – immer eine Aufmerksamkeitsstörung, während Hyperaktivität und impulsives Verhalten völlig fehlen können. Allen Formen ist gemeinsam, dass die betroffenen Kinder eine normale Intelligenz aufweisen.

Stärken von ADHS-Kindern

Kinder mit ADHS haben jedoch nicht nur Schwächen, wenngleich diese leider meist zuerst ins Auge fallen. An positiven Eigenschaften sind zu nennen ihre Hilfsbereitschaft, ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn, ihre Kreativität, ihre Phantasie und ihre künstlerischen Begabungen. Häufig verfügen sie über eine sogar überdurchschnittliche Intelligenz in den logischen Fächern. Sie können sich bei Tätigkeiten, die sie interessieren, ausgezeichnet und über längere Zeit konzentrieren. Oft lieben sie neue Herausforderungen und sind manchmal regelrechte „Multitasking-Künstler“, können also mehrere Dinge nebeneinander erledigen.

Ist ADHS erblich oder hat es andere Ursachen?

In gewisser Weise ist ADHS eine genetisch bedingte Erkrankung, denn die Veranlagung dazu ist angeboren. Nicht selten sind mehrere Mitglieder einer Familie (Mutter/Vater und/oder Geschwister) davon betroffen. Ob allerdings wirklich eine ADHS auftritt, hängt von vielen weiteren Faktoren ab. Angeschuldigt werden unter anderem Einflüsse in der Schwangerschaft (Alkohol, Nikotin, Drogen), eine Schwermetallbelastung (insbesondere Blei, eventuell auch Amalgam), Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln oder Zusatzstoffen oder der Mangel an wichtigen Nährstoffen.Möglicherweise besteht bei einem Teil der ADHS-Kinder auch eine Stoffwechselstörung, die durch das Auftreten von Kryptopyrrolen im Urin gekennzeichnet ist und daher Kryptopyrrolurie genannt wird. Es handelt sich dabei um einen Stoffwechselnebenweg, bei dem ein erhöhter Verbrauch von Vitamin B und Zink zu entsprechenden Mängeln führt, die durch die Ernährung nicht mehr auszugleichen sind und zum Bild einer ADHS führen. Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität  entstehen nicht durch eine falsche Erziehung! Trotzdem spielen die Umgebungsbedingungen, insbesondere die Familienverhältnisse, eine entscheidende Rolle. Durch eine liebevolle Umgebung und klare Strukturierung innerhalb der Familie (eindeutige Regeln, regelmäßiger Tagesablauf) treten ADHS-Symptome z. B. nur abgeschwächt auf.

Was ist im Gehirn eines hyperaktiven Kindes anders?

Als biologische Ursache für ADHS wird eine „Kommunikationsstörung“ zwischen dem Stirnhirn (zuständig unter anderem für die Handlungsplanung, Impulssteuerung und Aufmerksamkeit) und den Basalganglien gestört.
Wichtig
ADHS ist kein „bequemes“ Etikett für schwierige Kinder, sondern eine anhand von Veränderungen im Gehirn nachweisbare Funktionsstörung!
In verschiedenen Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass das Stirnhirn bei Kindern mit ADHS schlechter durchblutet ist und auch weniger Stoffwechselaktivität zeigt, also tatsächlich eine Funktionsstörung aufweist. Dabei ist besonders die hemmende Funktion des Stirnhirnes beeinträchtigt, wodurch die betroffenen Kinder sozusagen nicht aufhören können, alle eintreffenden Sinneseindrücke zu empfangen, statt Unwichtiges auszusortieren, also deren Wahrnehmung zu unterdrücken.

Zusätzliche Auffälligkeiten bei hyperaktiven oder ADHS-Kindern

Überdurchschnittlich viele Kinder mit ADHS leiden zusätzlich unter einer Lese-Rechtschreib-Schwäche (Legasthenie) oder aber einer Rechenschwäche. Häufig ist auch die zentralmotorische Koordination gestört. Das bedeutet, dass Befehle des Gehirns an die Muskeln nicht korrekt umgesetzt werden können, wodurch die Koordination von Bewegungen beeinträchtigt ist. Diese Kinder sind typischerweise ungeschickt, haben Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht (lernen auch erst spät Dreirad-, Roller- und Fahrradfahren), stürzen oft, malen und schreiben in verkrampfter Haltung und oft sehr „krakelig“. Auch sind sie häufig bis in die Pubertät hinein Bettnässer, da sie besonders nachts den Reiz der vollen Blase nicht wahrnehmen. Oft dauert es allerdings auch relativ lange, bis sie tagsüber trocken sind.

Heilen Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen in der Pubertät aus?

Aufmerksamkeitsstörungen sind nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft nicht heilbar. In vielen Fällen bessert sich jedoch die damit einhergehende Hyperaktivität in der Pubertät, sodass man lange der Meinung war, ADHS käme bei Erwachsenen nicht vor. Außerdem entwickeln viele Kinder, wenn sie durch Eltern und Schule angemessen gefördert und unterstützt werden, mit zunehmendem  Lebensalter Strategien, die ihnen helfen, mit den ADHS-bedingten Schwierigkeiten besser zurecht zu kommen und ihr Leben trotzdem zu meistern.Weitere Informationen zu ADHS finden Sie im Internet z. B. unter www.osn.de/user/hunter/badd.htm, www.ads-ev.de oder www.adhs-deutschland.de.