Zielorientiert ins neue Schuljahr: So unterstützen Sie Ihren Teenager

Sätze wie: „Nächstes Schuljahr strenge mich bestimmt mehr an“ kennen viele Eltern von ihrem pubertierenden Nachwuchs. Wer aber tatsächlich im nächsten Schuljahr „eine Schippe draufpacken“ möchte, muss konkreter und vor allem verbindlicher dabei vorgehen. Wie Ihr Kind das schaffen kann, erfahren Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Kinder richtig motivieren

Bei solchen Sätze wie: „Nächstes Schuljahr strenge mich bestimmt mehr an“ oder „Ich werde ganz sicher mehr lernen“ handelt es sich zwar um gut gemeinte Vorsätze, aber die sind meist so vage formuliert, dass damit keine konkreten Arbeitsaufträge und somit auch keine zu erwartenden Verhaltensänderungen verbunden sind. Von solchen „Wünschen“ geht in der Regel auch keine erkennbare Handlungsmotivation aus, da Ihr Kind kein klares Ziel festgelegt hat, das es bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erreichen möchte.

Ein vager Wunsch wird erst dann zu einem konkreten Ziel, wenn dieses realistisch, also für Ihr Kind auch erreichbar, genau beziffert und genau terminiert ist. Zudem benötigt Ihr Kind geeignete Strategien und Maßnahmen, damit es genau weiß, was es Schritt für Schritt tun muss, um dieses Ziel zu erreichen. Motivation stellt sich nämlich immer erst dann ein, wenn Ihr Kind spürt, dass sein Handeln auch Aussicht auf Erfolg haben kann!

Konkrete und realistische Notenziele festlegen

Konkret – und damit motivierend – wird eine schulische Zielsetzung also erst dann, wenn

  • sie genau mit einer Note beziffert ist (z.B. eine 3 in Englisch, eine 2 in Mathe),
  • das Ziel realistisch, also auch für Ihr Kind erreichbar ist,
  • ein Zeitpunkt festgelegt wird, bis wann dieses Ziel erreicht sein soll (z.B. bis zum Halb- oder Schuljahresende).

Statt „Ich will in Englisch besser werden“, speichert Ihr Kind also nun in seinem Kopf „Ich habe am Ende des Schuljahres in Englisch eine 3!“. Für die Motivation ebenso wichtig ist aber, dass Ihr Kind weiß, was es zu Hause und im Unterricht genau tun muss, um dieses Ziel zu erreichen.

Wichtige Maßnahmen und Arbeitsstrategien festlegen

Dabei ist es günstig, wenn nicht Sie als Eltern diese Maßnahmen oder Strategien auswählen oder festlegen, sondern dafür Ihrem heranwachsenden Kind die Verantwortung übertragen. Schüler wissen meist ganz genau, was sie tun können bzw. welches Verhalten sie ändern sollten, um sich zu verbessern. Oft scheuen sie sich nur davor, diese Maßnahmen auch beim Namen zu nennen, denn dann bekommt das ganze Vorhaben eine andere Verbindlichkeit. Doch genau darum geht es nun! Will Ihr Kind sich tatsächlich z.B. in Englisch von einer 4 auf eine 3 verbessern, dann gehören dazu auch bestimmte Verpflichtungen. Legt Ihr Kind diese selbst fest, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass es diese auch umsetzt, als wenn Sie ihm sagen, was es zu tun hat.

Wo Sie allerdings drauf achten können ist, dass Ihr Kind

  • die Maßnahmen positiv formuliert, also: „Ich höre im Unterricht aufmerksam zu

    statt „Ich werde nicht mehr schwätzen“ und
  • dass es auch hier möglichst genau beschreibt, was es tun wird,

    z.B.: „Ich melde mich mindestens dreimal pro Stunde“, „Ich wiederhole am Montag und Freitag meine Spanisch-Vokabeln“, „Ich mache immer meine Hausaufgaben“, „Ich frage im Unterricht sofort nach, wenn ich etwas nicht verstanden habe“.

Sind die Ziele und die zum Erreichen der Ziele notwendigen Maßnahmen festgelegt, kann Ihr Kind seine Ferien erst einmal genießen. Doch auch während der Ferienzeit kann es schon einiges tun, um sich den Start in das kommende Schuljahr erfolgreicher zu gestalten:

In den letzten Ferienwochen mit der Vorbereitung

starten Während der Ferien wirft kaum ein Schüler einen Blick in seine Schultasche. Zum Ende der Ferien steht das nun aber auf dem Programm.

Ausmisten und Arbeitsmaterialien checken

Die letzten Pausenbrotreste hat Ihr Kind hoffentlich schon rechtzeitig entsorgt – alles andere ist jetzt an der Reihe. Alte Schulbücher wegpacken, wichtige Bücher griffbereit ins Regal stellen, alte Ordner auslehren oder wegstellen, Schreibutensilien checken und neu auffüllen etc. Das alles kann Ihr Kind prima in der Woche vor Schulbeginn bereits erledigen.

  • Unser Rat: Nicht alles wegwerfen!

    Nach dem Motto „Neue Runde, neues Spiel“ würde zwar mancher Schüler gerne verfahren, doch in Bezug auf die bevorstehenden Unterrichtsthemen wäre es unklug, so zu denken. Viele Inhalte aus dem letzten Schuljahr (z.B. Grammatik und Vokabeln in den Fremdsprachen, zahlreiche Themen in der Mathematik und Physik) sind Wissensgrundlage für die folgenden Unterrichtsinhalte. Deshalb sollte Ihr Kind nicht einfach alle Arbeitsunterlagen aus dem letzten Schuljahr wegwerfen, sondern zuvor genau überlegen, welche Zettel es sicher nicht mehr benötigt. Im Zweifel: Lieber den ganzen Ordner erst einmal aufheben.

Rechtzeitig neue Ordner und Mappen besorgen

Wenn Ihr Kind bislang noch kein praktikables Ordnersystem hatte, dann bietet sich jetzt die Gelegenheit dazu, dies zu ändern. Am besten legt sich Ihr Kind für jedes Fach eine Heftmappe (Pappe oder Plastik) in einer bestimmten Farbe zu. Solche Mappen passen leicht in die Schultasche, sodass Ihr Kind in der Schule immer alle Unterlagen dabei hat. Zu Hause sollte Ihr Kind dann größere Ordner für jedes Fach bereitstellen, in die es nach und nach die vollen Mappen entleeren kann. Verfügt Ihr Kind bereits über ein solches oder ähnliches Ordnersystem, dann reicht es völlig, wenn hier am Ender der Ferien nur „nachgerüstet“ wird.

Wenn nötig: Lernstoff wiederholen

Je nach Notenstand ist es einigen Schülern durchaus zu empfehlen, in den letzten Ferienwochen wichtigen Lernstoff zu wiederholen. Aus zwei Gründen halten wir dies für sinnvoll:

  1. Zum einen „knipst“ Ihr Kind damit rechtzeitig vor Schulbeginn sein Gehirn wieder an und kann so gleich von Anfang an durchstarten.
  2. Zum anderen entlastet sich Ihr Kind dadurch, dass es wichtigen Grundlagenlernstoff wie z.B. Vokabeln oder Grammatik bereits präsent hat und so den neuen Lernstoff gleich besser verstehen und behalten kann.

Unbedingt nötig: Lücken schließen

Hatte Ihr Kind im vergangenen Schuljahr in ein oder mehreren Fächern größere Schwierigkeiten, so sollte es die Ferien unbedingt nutzen, um die vorhandenen Wissens- und Verständnis-Lücken zu schließen. Während der Schulzeit ist dies erfahrungsgemäß nur mit großem zeitlichem Aufwand und viel Energie möglich. Je nachdem, wie groß die Probleme Ihres Kindes waren und wie viele Fächer davon betroffen sind, lohnt es sich, mit der Aufarbeitung der Lücken nicht bis zur letzten Ferienwoche zu warten, sondern frühzeitig zu beginnen. Nur dann hat Ihr Kind eine Chance, gleich zu Beginn des neuen Schuljahrs auch inhaltlich wieder Anschluss zu finden. Sinnvoll wäre es, wenn Ihr Kind sich dazu einen Lernplan für die Ferien erstellt. Die Beantwortung folgender Fragen kann ihm dabei helfen:

  • In welchen Fächern muss ich inhaltliche Lücken schließen, um den Stoff des nächsten Schuljahres verstehen zu können? (z.B. Mathe, Fremdsprache etc.)
  • In welchen Fächern muss ich unbedingt von Anfang an gut mitmachen, damit ich im nächsten Zeugnis keine 5 oder 6 kassiere (z.B. Latein, Geschichte)?
  • Um welche inhaltlichen Lücken handelt es sich genau? Was habe ich nicht verstanden (z.B. Mathe)? Wo steht Lernarbeit auf dem Programm (z.B. Vokabeln)?
  • Wie lange (wie viele Tage, Stunden etc.) benötige ich, um diese Lücken jeweils zu schließen?
  • Schaffe ich das alleine oder benötige ich Unterstützung (z.B. Nachhilfe, Unterstützung durch Eltern, Freunde oder Geschwister)?

Hat Ihr Kind diese Fragen geklärt, dann kann es mit der Verteilung des Lernstoffs auf die einzelnen Ferientage beginnen. Damit kein Stress aufkommt, sollte Ihr Kind nicht zu eng planen und freie Tage festlegen. Schließlich sind Ferien und Ihr Kind sollte zwar gut vorbereitet, aber auch gut erholt in die Schule zurückkehren.

Zu Beginn des Schuljahres gleich durchstarten

Ob der Start in das neue Schuljahr mühelos über die Bühne geht, hängt auch davon ab, wie gut Ihr Kind die ersten ein bis zwei Wochen nach Schulbeginn nutzt. Meistens läuft in dieser Zeit der Schulbetrieb erst gemächlich an – der neue Stundenplan wird verteilt, die neuen Lehrer stellen sich vor, neue Bücher müssen organisiert werden etc.

Für viele Schüler ist das eine Einladung, die Ferien gedanklich um weitere zwei Wochen auszudehnen. Diese Zeit kann Ihr Kind jedoch besser nutzen, z.B. so:

Sich optimal organisieren – Termine sichten und Materialien beschaffen

Sicher – zu Beginn eines neuen Schuljahres muss in der Schule einiges organisiert werden, und deshalb starten nicht gleich alle Lehrer mit umfangreicher inhaltlicher Arbeit durch. Auch zu Hause kann Ihr Kind diese Zeit nutzen, um sich neu oder besser zu organisieren. Der neue Stundenplan fordert vielleicht, dass manche Nachmittagstermine wie Musikunterricht, Nachhilfe oder Sportkurse verlegt werden müssen. Zudem erfährt Ihr Kind, welche zusätzlichen Arbeitsmaterialien es für die einzelnen Fächer noch benötigt – auch diese kann es jetzt sofort beschaffen.

Im Unterricht gleich loslegen – der erste Eindruck ist wichtig

Der erste Eindruck entscheidet nicht nur im Unterricht, aber eben auch da! Zeigt Ihr Kind vom ersten Tag an, dass es hellwach und im Unterricht präsent ist, dann merkt sich das der Lehrer. Damit Ihrem Kind dies gelingt, sind drei Dinge wichtig:

  1. Es ist egal, was die anderen Schüler von dem Lehrer halten:

    Nur mit dieser Einstellung wird Ihr Kind in der Lage sein, sich gleich von Anfang an und auch später regelmäßig in den Unterricht einzubringen. Viele Schüler meinen, dass ein Lehrer mit schlechtem Ruf ihre aktive Unterstützung „nicht verdient“ hat und halten sich dann mit der Begründung, der Typ sei doof, ungerecht, könne nicht erklären etc., lieber aus dem Unterrichtsgeschehen raus. Mit einer solchen Haltung schadet sich Ihr Kind nur selbst, denn in keinem Zeugnis der Welt steht: Mathe 5 (Lehrer: Herr Moor, doof und ungerecht).
  2. Der Sitzplatzcheck: Kann ich gut sehen?

    Werde ich vom Lehrer gesehen? Wer sitzt neben mir bzw. in meiner Nähe? Werde ich hier gestört und abgelenkt oder unterstützt? Fühle ich mich hier wohl oder eher unwohl? Diese Fragen sollte sich Ihr Kind ebenfalls zu Beginn des Schuljahres stellen und dann entscheiden, ob es einen geeigneten Sitzplatz gewählt hat, um gut mitarbeiten zu können. Falls nicht, ist es am leichtesten, gleich am Anfang des Schuljahres noch einmal zu tauschen.
  3. Ein Meldeziel festlegen und kontrollieren:

    Falls Ihr Kind mündlich eher zurückhaltend ist, kann es sich mithilfe eines Melde-Plans direkt ab Schuljahresbeginn selbst disziplinieren und kontrollieren. Zunächst muss Ihr Kind dazu ein Meldeziel (z.B. dreimal pro Englischstunde) festlegen. Auf einem Zettel (z.B. hinten in der Englischmappe) hält es nun mit einer Strichliste fest, ob es sein Stundenziel jeweils erreicht hat.

So können Sie als Eltern motivieren

Frustrierend und damit demotivierend ist es, wenn Sie als Eltern ausschließlich betonen, was noch nicht klappt: „Schon wieder eine Vier in Englisch“, „So viele Rechtschreibfehler“. Misserfolge nimmt Ihr Kind sowieso sehr sensibel wahr und wird ja auch von den Lehrern meist unübersehbar mit Rotstift darauf hingewiesen. Umso wichtiger ist es, das Sie gerade dann, wenn es noch nicht läuft, Ihr Kind als starker Motivator begleiten:

Tipp 1: Loben Sie Ihr Kind auf dem Weg zum Ziel

Unabhängig davon, ob Ihr Kind sein Ziel schon erreicht hat, sollten Sie es doch für jedes Engagement und jede Anstrengung in diese Richtung loben. („Super, dass du das Gespräch mit deinem Deutschlehrer organisiert hast!“ „Prima, dass du dir die fehlenden Zettel für deine Erdkundemappe kopiert hast!“) Dieses Lob stärkt das Selbstbewusstsein Ihres Kindes und erleichtert ihm das Durchhalten.

Tipp 2: Trennen Sie Lob und Kritik

Sicher sollen Sie nicht nur loben, Sie dürfen auch kritisieren, wenn Ihr Kind z.B. absolut selbst nicht „erkennen“ möchte, dass es für die letzte Lateinarbeit keine Vokabeln gelernt hat. Versuchen Sie dennoch, Lob und Kritik deutlich – am besten zeitlich – voneinander zu trennen. Mischen Sie Lob und Kritik, ist in der Wahrnehmung Ihres Kindes das Lob nämlich nichts mehr wert (z.B.: „Die Übersetzung des lateinischen Textes ist dir gut gelungen, aber wenn du deine Vokabeln gelernt hättest, wäre es noch besser geworden.“).

Tipp 3: Betonen Sie die Stärken Ihres Kindes

Auch wenn Sie sehen, dass Ihrem Kind manches noch gar nicht gelingt, so gibt es sicher einiges, das Ihr Kind bereits gut macht bzw. was es gut kann. („Deine Rechtschreibung ist wirklich sehr gut!“ „Du kannst hervorragend zeichnen!“ „Du bist eine echte Sportskanone – Respekt!“) Diese Stärken sollten Sie immer wieder betonen – das ist wichtig für das Selbstbewusstsein und die Motivation auch in anderen Lernbereichen.