Diese 4 Fehler bei Konflikten sollten Sie vermeiden

Hat es erst einmal so richtig gekracht, dann weiß man als Mutter oder Vater manchmal nicht mehr, wie man jetzt noch richtig reagieren kann. Die Gemüter sind auf beiden Seiten aufgeheizt, die Fronten verhärtet. Damit der Konflikt mit Ihrem pubertierenden Kind nicht völlig aus dem Ruder läuft, sollten Sie folgende Fehler vermeiden. 

Inhaltsverzeichnis

Konflikte lösen

Je heftiger der Streit zwischen Ihnen und Ihrem Kind abläuft, umso weniger haben Sie vermutlich auch Ihre eigenen Gefühle im Griff. Eltern können und müssen nicht immer 100 Prozent pädagogisch handeln, doch kapitale Fehler, die den Konflikt noch mehr anheizen, sollten Sie dennoch vermeiden. Dennoch sollten Sie versuchen, das Streit-Gespräch fair zu führen.

1. Fehler: Spontan und unüberlegt reagieren!

Sind Sie sowieso ein eher impulsiver Typ, dann neigen Sie vermutlich auch dazu, dramatische Auseinandersetzungen dramatisch zu beenden. Sätze mit Ewigkeitscharakter kommen da schnell über die Lippen: „Das war das letzte Mal, dass du am Wochenende ausgehst!“ „Glaube ja nicht, dass ich dir noch einmal eine Nachhilfe spendiere!“ „Ab heute ist das Fußballtraining für dich gestorben!“ Dramatisch im eigentlichen Sinne bedeutet aber „katastrophal“ und „tragisch“. Mit einer Katastrophe oder einem „unausweichlich schlechten Ende“ sollten Sie aber grundsätzlich keinen Konflikt mit Ihrem Kind beschließen. Daher „verkneifen“ Sie sich solche allzu spontanen und damit meist unüberlegten Reaktionen. Ihr Kind und sich selbst „reiten“ Sie damit vielleicht in eine Sackgasse, aus der beide Seiten nur schwer wieder herauskommen

2. Fehler: Bestrafen

Auch Bestrafungen sind selten geeignet, Konflikte wirklich zu beenden oder gar zu lösen. Ausgesprochen sind Strafen allerdings schnell: „Bis deine Noten besser werden, ist der Computer jetzt erst einmal weg, kapiert?!“ Vielleicht verschafft Ihnen das Verhängen einer solchen Strafe einen kurzen Moment der Befriedigung, langfristig haben Strafen aber nur eine bescheidene Wirkung. Das liegt daran, dass Strafen in der Regel manipulativ wirken. Das heißt, dass Ihr Kind sein Verhalten aufgrund der angedrohten oder vollzogenen Strafe – und nicht aus Überzeugung – verändert. Strafen verändern also den Handlungsgrund, nicht aber die innere Einsicht: „Ich mache, was meine Eltern von mir verlangen, damit ich wieder am Computer spielen darf.“ Zudem können allzu häufige Strafen aggressives Verhalten fördern, denn Sie

  • fragen nicht nach den Bedürfnissen Ihres Kindes, sondern verweigern sie,
  • erzeugen bei Ihrem Kind dadurch Frustrationen und
  • begünstigen das Lernen am negativen Vorbild („Ich werde bestraft, also kann ich auch andere bestrafen!“).

Reflexion

Denken Sie über Ihren Umgang mit Strafen nach. Welchen Erfolg hatten diese Strafen:

a) auf der Sachebene – kurz-, mittel- und langfristig?

b) auf der Beziehungsebene – kurz-, mittel- und langfristig?

3. Fehler: Verallgemeinern und Beschuldigen: Vernichtende Du-Botschaften

So sollte es nicht sein…

„Es ist furchtbar mit dir. Auf dich kann man sich nie verlassen“, schimpft Sandra mit ihrer Tochter Lilly (14 Jahre), die eigentlich versprochen hatte, die Spülmaschine einzuräumen und das Wohnzimmer zu saugen.

„Tut mir leid Mama, ich hab’s vergessen“, entschuldigt sich Lilly.

„Du vergisst immer alles, wenn du mal mithelfen sollst. Du denkst immer nur an dich und deine Interessen!“

„Und du hast immer nur schlechte Laune, wenn du vom Arbeiten nach Hause kommst“, meckert Lilly zurück.

„Ach hör doch auf, Lilly! Bis eben hatte ich noch gute Laune.“

„Stimmt doch gar nicht. Du meckerst doch ständig an mir rum“, beschwert sich Lilly.

„Dazu habe ich ja auch alle Gründe“, regt sich Sandra auf.

„Dann gehe ich jetzt besser zu Emilia. Dann hast du keinen Grund mehr zum Meckern!“ Mit diesen Worten verlässt Lilly die Wohnung.

Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene können mit pauschalen Angriffen und Vorwürfen nur schlecht umgehen. Sätze wie „Auf dich kann man sich nie verlassen“, „Du vergisst immer alles“ oder „Du hast immer nur schlechte Laune“ erwecken den Eindruck, als ob weder Tochter noch Mutter irgendetwas Gutes aneinander finden. Vorwürfe, in denen zum Beispiel die Wörter „nie“, „immer“ oder „nur“ enthalten sind, stellen unzulässige Verallgemeinerungen dar. Eltern, die ihrem Kind auf diese Weise negative Eigenschaften zusprechen, sind schnell verleitet, ihr Kind in dieser Hinsicht nur noch negativ zu beurteilen. Ihr heranwachsendes Kind hingegen kann Minderwertigkeitskomplexe entwickeln oder Wünsche nach Rache und Vergeltung. Das Dialog-Beispiel macht auch deutlich, dass durch die Du-Botschaften der Konflikt sofort von der Sachebene auf die Beziehungsebene verlagert wird. Nicht mehr die Sache, also die fehlende Mithilfe im Haushalt, ist Gegenstand der Auseinandersetzung, sondern die Beziehung zwischen Mutter und Tochter. Eine Lösung des Konflikts ist so ausgeschlossen! Gerade weil Eltern wie Kinder bei Auseinandersetzungen zu Verallgemeinerungen und verletzenden Du-Botschaften neigen, sollten Sie mit gutem Beispiel vorangehen und Ihr Kommunikationsverhalten im Griff haben.

4. Fehler: Die Sprache der Nichtannahme



4. Fehler: Die Sprache der Nichtannahme

Mit der Sprache der „Nichtannahme“ oder auch der „Nichtakzeptanz“ bezeichnet Thomas Gordon, der bekannte Autor der „Familienkonferenz“, Reaktionen von Eltern, Lehrern und Erziehern, die die Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen eher abblocken und verhindern, statt sie zu fördern. Über viele Jahre hat Gordon solche Reaktionen von Erwachsenen gesammelt und festgestellt, dass über 90 Prozent davon in folgende zwölf Kategorien eingeordnet werden können:

  1. Befehl, Anweisung, Forderung: „Du musst jeden Tag zusätzlich eine halbe Stunde Mathe üben, Schluss, aus!“
  2. Drohung, Warnung: „Bevor du nicht geübt hast, darfst du auch nicht rausgehen und spielen!“
  3. Moralisieren, predigen: „Du wirst sehen, dass regelmäßiges Üben das Beste ist, was du tun kannst!“
  4. Rat geben, Lösungen anbieten: „Du solltest dir einen täglichen Übungsplan machen – damit lernt es sich leichter!“
  5. Unterweisung, Fakten anbieten: „Nur wer jeden Tag mindestens eine halbe Stunde zusätzlich übt, schafft seinen Schulabschluss!“
  6. Beurteilen, beschuldigen, kritisieren: „Mit dieser miserablen Arbeitseinstellung wirst du deinen Schulabschluss niemals erfolgreich bestehen!“
  7. Loben, schmeicheln: „So toll wie du für das Schlagzeugspielen übst, kannst du mit Sicherheit auch für die Schule üben!“
  8. Beschimpfen, lächerlich machen: „So stinkefaul wie du ist noch nicht mal deine Schildkröte!“
  9. Interpretieren, analysieren: „Du willst nur nicht üben, weil du dir keine Mühe geben möchtest und dich nicht anstrengen willst!“
  10. Besänftigen, mitfühlen: „Ich habe früher auch nicht gerne geübt!“
  11. In Frage stellen, verhören: „Glaubst du etwa, dass du ohne Üben das Schuljahr schaffen wirst?“
  12. Rückzug, ablenken, Thema wechseln: „So, hmm, du willst also nicht üben: Wie war es denn gestern eigentlich beim Fußball?“