Gesunde Distanz: So grenzen Sie sich emotional besser ab

Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, geht es schon mal drunter und drüber. Die Streitereien häufen sich. Und manchmal ist es im Nachhinein sogar schwierig festzustellen, worum es im Einzelnen eigentlich ging. Die Teenager sind irritiert, launisch und manchmal aufbrausend oder frustriert. Hilfreich für diese heikle Phase ist es, wenn Erwachsene ihren heranwachsenden Kindern möglichst klar gegenübertreten können. Dazu ist es wichtig, sich selbst gut abgrenzen zu können. Was das genau bedeutet und wie Sie es am besten hinbekommen, lesen Sie in diesem Beitrag. Außerdem können Sie noch testen, wie gut Sie sich selbst abgrenzen können.  

Inhaltsverzeichnis

Familienleben

Im Umgang mit Jugendlichen geht es nicht so sehr darum, Kindern und Teenagern Grenzen in Form von Verboten zu setzen, sondern vielmehr darum, sich selbst gut abzugrenzen. Da die Jugendlichen selbst nämlich reichlich irritiert sind und in einer etwas chaotischen sowie emotional aufreibenden Lebensphase stecken, ist es hilfreich, wenn Eltern ihnen einigermaßen souverän begegnen. Innerlich und emotional gut abgegrenzt zu sein, ist dabei sehr hilfreich. Das bedeutet:

  • sein eigenes Limit zu kennen,
  • seine Grenzen und Wünsche zu kennen und sie auch zu kommunizieren,
  • die Grenzen und Wünsche anderer zu respektieren (ohne sie immer erfüllen zu müssen!),
  • dafür zu sorgen, dass man die eigenen Grenzen nicht überschreitet und sich selbst nicht überfordert,
  • dafür zu sorgen, dass andere die eigenen Grenzen nicht überschreiten.

Um seine Grenzen zu kennen, benötigt man eine gute Portion Selbstkenntnis. Je mehr man weiß, was einem wichtig ist, was einem gut- bzw. nichtgut tut und wo die eigenen wunden Punkte liegen, desto abgegrenzter ist man und desto klarer kann man anderen gegenüber auftreten. Man wirkt souveräner und ist dann insbesondere Jugendlichen ein authentisches und stabiles Gegenüber.

Achtung: Emotionale Abgrenzung ist kein Freifahrtschein für Desinteresse, Abwendung und Ignoranz!

Emotional abgegrenzt zu sein heißt hingegen nicht:

  • sich emotional nicht berühren zu lassen,
  • immer stark zu sein oder besonders „cool“ zu wirken,
  • sich innerlich von anderen Menschen abzuwenden,
  • sich desinteressiert zu zeigen,
  • sich und die eigenen Bedürfnisse wichtiger zu nehmen als andere Personen und deren Bedürfnisse,
  • andere Menschen in ihren Anliegen nicht ernst zu nehmen und ihre Wünsche mit den Satz „Das ist nicht mein Problem/ Dafür bin ich nicht zuständig“ generell abzutun.

Es ranken sich viele Missverständnisse um den Ausdruck der inneren Abgrenzung. Viele Menschen meinen, sie müssten sich vor den Ansprüchen anderer schützen, und weisen diese dann weit von sich. Manche Menschen stoßen dann ihre Liebsten weg, in der Annahme, etwas zu tun, was ihnen selbst guttut. In der Regel jedoch schaden sie damit nicht nur ihren Beziehungen, sondern auch sich selbst, da sie durch ihr Verhalten andere Menschen vor den Kopf stoßen und so langsam immer einsamer werden.

Emotional abgegrenzt zu sein heißt vielmehr, sich sowohl besser um sich selbst als auch besser um andere kümmern zu können. Die Klarheit in Bezug auf sich selbst ermöglicht es abgegrenzten Menschen, ganz bei sich selbst sein und andere Menschen gleichermaßen ernst nehmen zu können. Eine gute Portion Distanz verhindert also nicht Nähe, Anteilnahme und Zuwendung, sondern ermöglicht sie sogar erst.

5 Eigenschaften, die einen innerlich abgegrenzten Menschen zum kompetenten Gegenüber für Teenager machen



Menschen, die gut abgegrenzt sind, zeichnen sich meistens durch folgende Eigenschaften aus:

1. Sie sind sich ihrer selbst bewusst, kennen ihre Stärken und Schwächen.

Das strahlt eine gewisse Form von Selbstbewusstsein und Klarheit aus, die Teenagern Orientierung geben kann.

2. Sie fühlen sich nicht so schnell für andere zuständig und können andere Menschen auch Fehler machen lassen.

Das ist insbesondere für Teenager hilfreich, da sie so leichter selbstständig werden können.

3. Sie lassen sich emotional nicht so schnell verwickeln, sondern können gut zwischen den eigenen Problemen und den Problemen anderer unterscheiden.

Das macht einen abgegrenzten Menschen berechenbar und verleiht ihm eine souveräne Ausstrahlung. Ihnen kann man seine Probleme gut anvertrauen.

4. Sie reagieren auf Vorwürfe gelassener und lassen sich deshalb nicht so schnell provozieren.

Damit geraten sie seltener in die Rechtfertigungsfalle und können Konflikte schneller lösen.

5. Sie können sich Fehler auch mal eingestehen.

Damit sind positiv abgegrenzte Menschen nicht nur ein prima Vorbild, sondern auch aufrichtig und authentisch. Mit ihnen kann man sozusagen „Pferde stehlen“.

Die Kunst, gesunde Beziehungen zu führen, basiert also nicht zuletzt auf den Fähigkeiten, einerseits gut abgegrenzt, also im weitesten Sinne „man selbst sein zu können“, und andererseits mit Menschen, die uns wichtig sind, in Kontakt treten zu können.