So kritisieren Sie Ihren Teenager richtig!

Lob zu bekommen, ist wichtig. Ein Lob macht stolz, es stärkt das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, festigt die Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind und motiviert es zu weiteren Leistungen. Doch gerade in der Pubertät, ist auch richtige und konstruktive Kritik wichtig. 

Inhaltsverzeichnis

Behutsam und ehrlich kritisieren

Um nun beim Kritisieren Ihres Kindes die richtigen Worte zu finden und strategisch klug vorzugehen, helfen Ihnen die folgenden sieben Regeln.

  1. Äußern Sie Ihre Kritik richtig in der Ich-Form!

    „Ich habe ein ungutes Gefühl und sorge mich, wenn du nicht zur verabredeten Zeit zu Hause bist.“ Bei dieser Form der Kritik bleiben Sie bei Ihren eigenen Gedanken und Gefühlen, statt Ihr Kind zu beschuldigen oder ihm vielleicht sogar zu drohen:

    „Wenn du noch mal zu spät kommst, dann…“ Bei einer Beschuldigung oder Drohung würde Ihr Kind sofort „dicht“ machen. Eine Ich-Botschaft hingegen fordert Ihr Kind auf, gemeinsam nach einer akzeptablen Lösung zu suchen.
  2. Kritisieren Sie ein konkretes Verhalten – vermeiden Sie Verallgemeinerungen und moralische Belehrungen!

    Verallgemeinerungen wie „Immer kommst du zu spät“ oder „Nie hilfst du im Haushalt“ provozieren Ihr Kind genauso wie moralische Belehrungen „So rumlaufen wie du – das macht man nicht!“. Pauschalisierungen, grundsätzliche Verurteilungen oder predigtähnliche Belehrungen führen auch deswegen zu keiner Einsicht, weil Ihr Kind ja gar nicht genau weiß, wo das Problem nun liegt. Kritisieren Sie daher möglichst konkret, was Sie am Verhalten Ihres Kindes stört: „Wenn wir uns zufällig begegnen und deine Freunde sind dabei, dann tust du so, als wäre ich Luft. Das kränkt mich.“
  1. Erklären Sie die „gute Absicht“ hinter Ihrer Kritik!

    „Ich möchte mit dir reden, weil ich einen größeren Krach und ein anschließend mieses Wochenende für alle Beteiligten vermeiden möchte.“Wenn Sie Ihre Kritik so einleiten, stehen die Chancen, dass Ihr Kind bereit ist zuzuhören, vermutlich ganz gut. Der Nutzen des bevorstehenden Gesprächs erschließt sich Ihrem Kind in der Pubertät nämlich sofort: Hängt der Haussegen nicht schief, verläuft das Wochenende vermutlich auch eher in seinem Sinne.
  2. Heben Sie auch Stärken Ihres Kindes hervor!

    Ausschließlich Kritik ist schwer verdaulich. Leichter annehmen kann Ihr Kind Ihre Kritik, wenn es nicht das Gefühl bekommt, generell abgelehnt zu werden oder alles falsch gemacht zu haben. Deshalb sagen Sie Ihrem Kind auch, was Sie an ihm schätzen und mögen. Achten Sie dabei aber darauf, dass Sie das Lob und die Kritik nicht miteinander in Beziehung setzen, sonst kann das Lob wertlos werden: „Du bist sehr freundlich und offen, wenn Freunde zu Besuch kommen, aber wenn unsere Verwandtschaft vor der Tür steht …“ Trennen Sie deutlich zwischen dem, was Sie kritisieren, und dem, was Sie schätzen: „Prima finde ich …“, „Nicht einverstanden bin ich mit …“
  1. Üben Sie nur kurz Kritik, und suchen Sie dann gemeinsam nach einer Lösung!

    Wenn Kritik in Streit umschlägt, dreht man sich oft im Kreis. Immer wieder werden die gleichen Argumente vorgetragen, und auf der Suche nach Beispielen wird zusätzlich in der Vergangenheit gerührt. Damit aber aus einer Kritik keine endlose Auseinandersetzung wird, ist es wichtig, dass Sie immer die Lösung des Problems im Blick behalten. Halten Sie sich grundsätzlich eher knapp mit Ihrer Kritik. Lange und ausführliche Beschwerden nerven Ihr Kind nur zusätzlich. Stellen Sie sicher, dass es Ihre Kritik verstanden hat, hören Sie sich seine Sicht der Dinge an, und richten Sie dann Ihren Blick in die Zukunft. Fragen Sie Ihr Kind: „Und – was schlägst du nun vor? Was wäre eine gute Lösung für dich?“ Eine gute Lösung ist erst dann gefunden, wenn sowohl Sie als auch Ihr Kind damit „leben können“.