So loben Sie Kinder und Jugendliche in der Pubertät richtig!

Lob und Anerkennung braucht jeder Mensch – mancher mehr, mancher weniger. Zu loben hingegen fällt nicht jedem Menschen leicht. Doch gerade für Kinder und Jugendliche ist diese Form der positiven Rückmeldung wichtig. Ein Lob macht stolz, es stärkt das Selbstbewusstsein, bietet Orientierung und motiviert zu weiteren Leistungen. Doch damit das Lob auch in diesem Sinne bei Ihrem Kind ankommt, sollten Sie einige „Regeln“ beachten. 

Inhaltsverzeichnis

7 Tipps, um Lob richtig anzuwenden

Über die Bedeutung und Wirkung des Lobes ist unter Pädagogen viel diskutiert worden. Tatsache ist, dass Loben nicht „einfach so“ funktioniert, sondern ein falsches Lob auch Schaden anrichten kann. Zunächst müssen Sie sich darüber bewusst sein, dass Lob meistens in hierarchischen Strukturen stattfindet. Ein Meister darf seinen Auszubildenden für gute Leistungen loben und damit beurteilen, aber kann der Azubi in diesem Sinne auch seinen Chef loben? Unmöglich ist das nicht, aber meistens reagieren Menschen doch empfindlich, wenn auf diese Weise Machtstrukturen verdreht werden.

Zum anderen hat Loben immer auch einen manipulativen Charakter. Loben Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter beispielsweise für fleißiges Vokabelüben, dann hoffen Sie insgeheim, dass Ihr Kind dieses lobenswerte Verhalten in Zukunft nun häufiger oder intensiver an den Tag legt. Dieser manipulative Zug des Lobens ist normalerweise kein Problem, aber sensible pubertierende Jugendliche können auf ein solch gut gemeintes Lob auch mal grantig reagieren: „Du willst ja nur, dass ich das jetzt immer so viel Vokabeln lerne!“ Andererseits würde das gleiche Kind in dieser Situation ein ausbleibendes Lob vermutlich als Kritik oder Missachtung empfinden, denn eigentlich hat es sich ja lobenswert verhalten.

In der Pubertät neigen Heranwachsende verstärkt dazu, alles, was sie sagen, genau zu hinterfragen und zu prüfen. Wenn Sie die folgenden Regeln beim Loben beachten, ist die Wahrscheinlichkeit aber groß, dass Ihr Lob auch als solches bei Ihrem Kind ankommt.

7 Tipps für optimale Lob-Ergebnisse

1. Loben Sie ehrlich und sofort

Loben Sie nur dann, wenn Sie das Lob auch ehrlich meinen. Ihr Kind merkt sofort, wenn dies nicht der Fall ist. Außerdem sollten Sie ein Lob nicht aufschieben. Ihr Kind verliert sonst den Zusammenhang zwischen Lob und Leistung und Ihr Lob verliert so an Bedeutung.

2. Loben Sie positiv

Loben Sie das Gelungene und nicht das Ausbleiben des Unerwünschten. Sagen Sie zum Beispiel: „Toll, dass du die 3 im Vokabeltest geschafft hast.“, und nicht „Prima, dass du diesmal nicht wieder eine 4 geschrieben hast.“

3. Loben Sie häufiger prozess- als ergebnisorientiert

Schauen Sie beim Loben nicht ausschließlich auf das Endergebnis, sondern loben Sie alles Lobenswerte auf dem Weg dorthin. Beginnt Ihr Kind zum Beispiel erstmals ohne Ermahnung rechtzeitig mit der Vorbereitung einer Klassenarbeit, dann loben Sie dieses positive Verhalten, denn es ist ein richtiger Schritt in Richtung selbstständiges Denken und Arbeiten.

4. Loben Sie ohne Einschränkungen

„Du hast eine ganz tolle Textanalyse geschrieben, aber hättest du nicht etwas mehr auf die Rechtschreibung achten können?“ Solche Einschränkungen verwandeln das Lob schnell in eine Ermahnung. Das Lob verliert so seine Wirkung. Besser ist es, wenn Sie zunächst ausschließlich das Positive loben und dann zu einem späteren Zeitpunkt die Dinge besprechen, die noch verbessert werden müssen.

5. Loben Sie konkret

Wenn Sie in Ihrem Lob genau sagen, was Ihnen gefällt, hilft dies Ihrem Kind, seine Leistung besser einzuschätzen bzw. später differenzierte Kritik entgegenzunehmen. So können Sie zum Beispiel sagen: „Hervorragend gelungen ist dir der strukturierte Aufbau deiner Textanalyse – super!“

6. Fragen Sie Ihr Kind nach seiner eigenen Einschätzung, bevor Sie es loben

Je älter Ihr Kind wird, umso sinnvoller ist es sicher, nicht nur den eigenen Maßstab fürs Loben anzulegen, sondern dem Kind zu helfen, selbst eine kritische Einschätzung gegenüber der eigenen Leistung zu entwickeln. Fragen Sie deshalb zunächst Ihr Kind, ob es mit der Note zufrieden ist und was ihm bei seiner Deutscharbeit besonders gut bzw. weniger gut gelungen ist.

7. Nehmen Sie sich selbst aus dem Lob heraus

Auch wenn Sie Ihr Kind beim Lernen unterstützt haben und damit sicher ein wenig Anteil an seiner guten Leistung haben, sollten Sie dies Ihr Kind nicht spüren lassen. Ihr Kind sollte seinen Erfolg ganz für sich „verbuchen“ können, das motiviert mehr, als wenn es einen Teil davon an Sie abtreten muss. Also achten Sie darauf, dass Sie sich nicht mitloben. Sagen Sie besser: „Herzlichen Glückwunsch zu deiner 2! Du hast dich also genau richtig auf die Mathearbeit vorbereitet“, anstatt „Toll, eine 2! Siehst du, das haben wir doch genau richtig gemacht.“