Verbote erteilen und Grenzen setzen

Viele Eltern ärgern sich darüber, dass sie sich ihren Teenagern gegenüber nicht mehr behaupten können. Sie monieren, dass die Jugendlichen nicht „gehorchten“, sich widerspenstig verhielten und eigensinnig seien. Viele Mütter und Väter denken dann, sie hätten etwas falsch gemacht oder müssten nun härter durchgreifen. Dabei ist es normal und gesund, dass Teenager sich nicht mehr wie Kleinkinder hin- und herschicken lassen, sondern immer mehr ihren eigenen Willen durchsetzen wollen. Trotzdem müssen Eltern natürlich noch Orientierung geben und hin und wieder mal ein deutliches „Nein“ von sich geben. In diesem Text erfahren Sie, ob Verbote dabei hilfreich sind, und wie Sie es schaffen, Ihrem erwachsen werdenden Kind einen klaren Rahmen zu setzen, ohne dabei zu streng zu werden.  

Inhaltsverzeichnis

So geht‘s!

Wenn Eltern ihrem Kind etwas verbieten, tun sie das in erster Linie, um es vor Gefahren zu schützen. Sie handeln also zwar gegen den Willen des Kindes, aber dennoch im Interesse des Kindes. Da das (Klein-) Kind selbst nicht in der Lage ist, Gefahren realistisch einzuschätzen, sind diese Verbote – sofern sie wirklich angemessen sind – also notwendige Verbote. Solche notwendigen Verbote sind etwa die Begrenzungen der täglichen Süßigkeitenmenge, oder dem Kind zu untersagen, in Steckdosen herumzustochern. Wenn Kinder merken, dass ihre Eltern ihnen bestimmte Tätigkeiten und Verhaltensweisen nicht aus Bosheit verbieten, sondern um sie zu beschützen, nehmen sie diese Einschränkungen meistens in Kauf. Auch Teenager müssen hin und wieder noch vor Gefahren beschützt werden; so ist es beispielsweise notwendig, mit einer 12Jährigen genau zu verabreden, wann Sie zu Hause zu sein hat, und dafür zu sorgen, dass sich ein 13Jähriger nicht ausschließlich von Chips und Cola ernährt.

Verbote und Einschränkungen sind also immer dann hilfreich, sinnvoll und nötig,

  • wenn das Kind ohne dieses Verbot in irgendeiner Weise körperlich oder seelisch gefährdet wäre,
  • wenn es ohne dieses Verbot massive Nachteile davontragen könnte, etwa in der Schule oder für seine Zukunft,
  • oder wenn das Kind andere Menschen durch sein Verhalten gefährden würde.

Verbote: 7 Fakten, die Sie kennen sollten

  1. Je weniger Verbote Sie erteilen, desto besser. Schaffen Sie lieber ein vertrauensvolles Klima, in dem man über alle Wünsche und Interessen offen reden und diskutieren kann.
  2. Je jünger das Kind ist, desto öfter muss es noch durch Verbote geschützt werden. Machen Sie ihm dabei klar, dass Sie ihm etwas verbieten, weil sie so für sein leibliches und psychisches Wohl sorgen.
  3. Viele Verbote sind insofern sinnlos, als sie früher oder später von dem Teenager umgangen werden können. Je älter und stärker Ihr Jugendlicher wird, desto problematischer wird es, bestimmte Verbote durchzusetzen. Wie wollen Sie etwa einen breit gebauten 16Jährigen daran hindern, das Haus zu verlassen, nachdem Sie ihm Hausarrest verordnet haben?
  4. Zu strikte Verbote verleiten den Jugendlichen zum Lügen und Hintergehen. Er darf z.B. nicht auf eine Party gehen? Dann erzählt er Ihnen einfach, er ginge über Nacht zu einer Freundin, besucht dann aber doch heimlich die besagte Party. Und Sie wissen letztlich nicht, wo Ihr Kind sich eigentlich aufhält.
  5. Je älter und reifer das Kind ist, desto mehr sollte es bei Entscheidungen mitreden können. Sie sollten also mit Ihrem Jugendlichen lieber in Verhandlungen treten statt ihm einfach etwas strikt zu verbieten. Diskutieren Sie mit Ihrem Teenager und finden Sie eine Lösung, die für Sie beide akzeptabel ist.Das klappt vielleicht nicht immer, aber oft funktioniert es, wenn man sich dafür die nötige Zeit nimmt und ein bisschen Geduld aufbringt.

    Ein Beispiel: Ihr Jugendlicher möchte auf eine Party gehen. Sie haben dabei ein ungutes Gefühl. Sprechen Sie mit Ihrem Teenager ganz offen darüber, stellen Sie ihm entsprechende Fragen: „Wer kommt denn da noch so?“ – „Wie lange soll denn das gehen?“ – „‘wie lange würdest du denn gerne dort bleiben?“ – „Ich mache mir Sorgen darüber, dass dort viel Alkohol getrunken wird. Wie willst du damit umgehen?“ etc.
  6. Je überzeugter sie davon sind, dass ein Verbot sinnvoll und nötig ist, umso klarer können Sie Ihrem Kind das auch vermitteln. Sie strahlen dann eine authentische Autorität aus, die zwar überzeugend, aber nicht einschüchternd auf Ihr Kind wirkt. Prüfen Sie also sehr genau, ob Sie wirklich hinter einem Verbot stehen.
  7. Besonders kontraproduktiv sind Verbote, die nicht dem Schutz des Kindes dienen, sondern aus elterlichem Ärger oder elterlicher Wut entstehen. Diese Verbote dienen dann nur der Aggressionsabfuhr (= vermeintliche emotionale Entlastung) der Eltern, sie werden von den Jugendlichen zurecht als demütigend, willkürlich und ungerecht erlebt. Vermeiden Sie also, Ihrem Kind etwas aus Trotz oder Zorn zu verbieten. Das führt nur zu weiteren Auseinandersetzungen und Aggressionen. 
Aggressionen vermeiden: Erfahren Sie hier, wie Sie am besten mit Wut und Aggressionen bei Ihrem pubertären Teenager umgehen

Grenzen setzen durch positive Autorität: Das sollten Sie wissen

Jugendliche brauchen Klarheit und Orientierung. Eltern, die sich selbst gut abgrenzen können und daher eine natürliche und liebevolle Autorität ausstrahlen, sind besonders gut in der Lage, ihrem Kind diese Klarheit und Sicherheit zu geben. Mütter und Väter sollten also über folgende Fähigkeiten verfügen: Sie sollten ein gesundes Selbstwertgefühl haben, d.h., sie sollten wissen, wer sie sind und was sie wirklich wollen; Sie sollten eine gesunde Portion Selbstvertrauen haben, d.h., sie sollten wissen, was sie leisten und erreichen können: