Wie Jugendliche uns spiegeln und was Eltern daraus lernen können

Jugendliche spiegeln unser Verhalten oft. Doch daraus können Eltern lernen und gut mit Ihrem Kind in der Pubertät umgehen. Lesen Sie hier, wie Sie auf bestimmte Verhaltensweisen Ihres Teenagers reagieren können. 

Inhaltsverzeichnis

Verhalten in der Pubertät

Teenager in der Pubertät spiegeln unser Verhalten unbewusst, beispielsweise durch
  1. offenes Kritisieren. Jugendliche benennen deutlich, was ihnen nicht gefällt, was sie ärgert und stört, z.B.: „Immer meckerst du nur an mir rum!“
  • Hören Sie Ihrem Jugendlichen zu, ersticken Sie Kritik nicht gleich im Keim. Überprüfen Sie, ob an der Kritik etwas dran ist und was Sie gegebenenfalls ändern könnten bzw. wollen. Geben Sie „Fehler“ oder „wunde Punkte“ ruhig zu. Versuchen Sie dann aber auch, Ihr Verhalten zu verändern.
  1. Vorwürfe machen: Jugendliche werfen Ihnen bestimmte Verhaltensweisen vor, z.B. „Du behandelst mich, als wäre ich ein kleines Kind!“
  • Es ist nur zu verständlich, dass wir bei Vorwürfen gerne dicht machen und uns über sie empören. Wenn der erste Ärger aber verzogen ist, sollten Sie prüfen, was an den Vorwürfen möglicherweise dran ist. Wenn Sie Ihr Kind nicht verstanden haben, fragen Sie noch mal nach: „Was wirfst du mir eigentlich genau vor?“ Wenn Ihr Teenager das in einer verletzenden Weise tut, benennen Sie das klar und setzen Sie hier Grenzen („Ich möchte nicht, dass du …“).
  1. Nachahmen. Jugendliche imitieren gerne den Tonfall oder die Verhaltensweisen der Eltern, um ihnen den „Spiegel vorzuhalten“.
  •  Überlegen Sie in einer ruhigen Minute, ob Ihr Jugendlicher in gewisser Hinsicht Recht hat und warum ihn das so ärgert. Das kann als Provokation erlebt werden, ist aber oft eher ein Schutzmechanismus bzw. der Versuch, sich bewusst anders zu verhalten.
  1. Trotziges Verhalten. Der Jugendliche tut genau das Gegenteil dessen, was die Eltern tun – etwa besonders bummeln, wenn Mutter und Vater einen hektischen Alltag haben. 
  • Versuchen Sie, sich durch dieses Verhalten nicht zu sehr provozieren zu lassen.

Jugendliche spiegeln unser Verhalten bewusst

Teenager in der Pubertät spiegeln unser Verhalten manchmal aber auch bewusst, beispielsweise durch

  1. Erspüren und Ausleben der unterdrückten Gefühle des Erwachsenen: Der Jugendliche fühlt, was Mutter oder Vater nicht fühlen wollen, etwa Wut, Ärger oder Trauer. Das Gefühl wird dann oft als „fremd“ und „nicht zu einem zugehörig“ erlebt.
  • Eltern, deren Teenager oft „grundlos“ wütend ist, sollten sich nicht nur fragen, was das Kind denn traurig machen könnte, sondern wie es mit der eigenen Traurigkeit aussieht. Denn Eltern, die ihre eigenen Gefühle von Trauer und Wut ständig verdrängen, laufen Gefahr, diese unbewusst den Kindern zu „vererben“. Hier kann eine Einzel- oder Familientherapie helfen. 
  1. Erspüren unausgesprochener Spannungen in der Partnerschaft. Jugendliche reagieren oft unbewusst stark auf unbearbeitete Konflikte in der Ehe/Familie und reagieren dann mit „Auffälligkeiten“.
  • Jugendliche, die mehr Stress machen, als in der Pubertät üblich ist, weisen oft als sogenannte Symptomträger auf unbearbeitete Konflikte in der Familie bzw. Partnerschaft hin. Hier kann eine Familienberatung hilfreich sein, wenn man den auslösenden Faktor allein nicht findet.
  1. Die übergangenen und verdrängten Bedürfnisse und Träume der Erwachsenen ausleben. Wenn Eltern sich bestimmte Bedürfnisse dauerhaft versagen, kommt es manchmal dazu, dass sie diese unbewusst an ihre Kinder delegieren. Die Kinder fühlen sich dann gegebenenfalls lebenslang dazu verpflichtet, diese Bedürfnisse auszuleben.
  • Wenn Ihr Kind Dinge tut, die Sie selbst eigentlich gerne gemacht hätten, sich aber nicht erlaubt haben, kann eine solche „Delegation“ dahinterstecken. Hier müssen Sie nur tätig werden, wenn Ihr Kind unter dieser Aufgabe leidet. Auch in diesem Fall kann eine systemische Familienberatung hilfreich sein.
  1. Unbewusstes „Antiverhalten“. Der Jugendliche tut genau das Gegenteil dessen, was die Eltern tun – etwa besonders bummeln, wenn Mutter und Vater einen hektischen Alltag haben usw. Kann auch zu einem bewussten Verhalten werden.
  • Wenn ein bestimmtes Verhalten Ihres Kindes Sie nachhaltig ärgert oder provoziert, überlegen Sie, warum das so ist. Ein Teenager, der etwa als „faul“ erlebt wird, kann seine Eltern darauf hinweisen, dass sie sich „Faulheit“ niemals gestatten. Was also tut der Jugendliche, was seine Eltern möglicherweise verbieten?