7 Tipps für mehr Selbstsicherheit bei Ihrem Kind in der Pubertät

Sicher nicht alle, aber doch sehr viele Mädchen und Jungen haben während der Pubertät Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein und ihrer Selbstsicherheit. Manche erwischt das unschöne Gefühl nur phasenweise oder in ganz bestimmten Situationen. So bereitet es diesen Jugendlichen nun vielleicht Probleme, wenn etwa bei einem Referat alle Augen auf sie gerichtet sind, oder sie fühlen sich besonders unsicher im Umgang mit dem anderen Geschlecht. Nicht wenige Heranwachsende zweifeln in dieser Zeit aber völlig an sich selbst und ihren Fähigkeiten. Sie trauen sich schulisch, sportlich oder zwischenmenschlich kaum etwas zu und nehmen sich bald als hilflosen Versager wahr. Als Eltern können Sie einiges tun, damit es erst gar nicht so weit kommt. Sieben Tipps wie Sie Ihr Kind stark machen können, haben wir in diesem Beitrag für Sie zusammengefasst. 

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Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit

Zu meinem Erstaunen habe ich gehört, dass es Menschen geben soll, die sich für schöner, intelligenter und selbstbewusster halten als ich. Ich bin sicher, dass mit ihrem Selbstbild etwas nicht stimmt.“ Der Verfasser dieser Zeilen, der schwedische Arzt und Autor Axel Munthe, hat es gut, denn Selbstsicherheit, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sind sehr gefragt. Ob privat, im Job oder bei Ihrem Kind in der Schule: Wer problemlos vor anderen reden und offen seine Meinung sagen kann, dabei gelassen bleibt und zudem noch beliebt und erfolgreich ist, der wird uneingeschränkt bewundert von all jenen, die keine „Axels“ sind. Aber mal ehrlich: Solche Menschen gibt es selten. Viel häufiger und gerade von pubertierenden Jugendlichen kommen doch eher Sätze wie: „Das schaffe ich nie“ oder „Ich traue mich sowieso nicht zu sagen, was ich denke“.

Über 90 Prozent der jungen Menschen sind unzufrieden mit ihrem Selbstbewusstsein Das ist sehr viel! Diese Menschen denken, wer es nicht durchgehend schafft, selbstsicher aufzutreten, sei ein Verlierer. Zugegeben: Niemand wird gerne rot oder bekommt eine zittrige Stimme, wenn er z.B .mit oder vor anderen Menschen redet, aberein Verlierer ist er deswegen noch lange nicht. Die wenigsten Menschen – vor allem auch Kinder und Jugendliche – wissen jedoch genau, was Selbstsicherheit eigentlich bedeutet.

Gar nicht so einfach, sich seiner selbst sicher zu sein! Selbstsicherheit bedeutet genau genommen, dass sich Ihr Kind auf sich selbst verlassen kann, sich selbst und seinen Fähigkeiten bewusst und daher sicher ist. Es geht also nicht darum, so zu sein wie Axel Munthe oder irgendeine andere Person, die Ihr Kind für ihr selbstsicheres Auftreten bewundert. Vielmehr geht es darum, so sein zu können, wie man ist! Für Ihr Kind bedeutet dies, dass es erst einmal herausfinden sollte, wer es ist, was es kann und wie es mit Freunden, Lehrern sowie mit seiner Familie sicher und ehrlich umgehen kann. Das ist gar nicht so einfach, zumal Ihr pubertierendes Kind auf seinem Weg zum Erwachsenwerden vermutlich noch am Anfang seiner Identitätssuche steht.

So stärken Sie Ihr Kind auf seinem Weg zu einer selbstsicheren Persönlichkeit Die Coolness vieler Jugendlicher, vor allem auch den eigenen Eltern gegenüber, sollte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele Pubertierende in dieser Zeit sehr sensibel und leicht verletzlich sind. Gerade weil das so ist, legen sich viele ein cooles Schutzschild an, damit niemand spürt, wie sehr beispielsweise schlechte Noten oder dumme Bemerkungen Gleichaltriger das Selbstbewusstsein ins Wanken bringen. Bedenken Sie immer, dass die Pubertät eine Zeit ist, in der sich für Ihr Kind alles verändert: der Körper, das Denken, die Hormone. Manche Jugendliche fühlen sich zeitweise wie Fremde im eigenen Körper – also wei tentfernt von jeder Selbstsicherheit. Umso wichtiger ist es, dass Sie Ihrem Kind in den Jahren des Erwachsenwerdens zur Seite stehen und ihm helfen, schrittweise immer sicherer und selbstbewusster zu werden. Die folgenden sieben Tipps sollen Ihnen Anregungen geben, wie Sie Ihr Kind auf dem Weg zu einer starken Persönlichkeit unterstützen können.

Tipp 1: Akzeptieren Sie Ihr Kind so, wie es ist, und fördern Sie seine Talente!

Nehmen Sie Ihr Kind so an, wie es ist, und versuchen Sie es nicht zurecht zu biegen, wie Sie es gerne hätten. Ihr Kind ist eine eigene Persönlichkeit mit Stärken und Schwächen – so wie Sie. Spüren Sie besser die wirklichen Talente Ihres Kindes auf und versuchen Sie diese zu fördern. Denn es ist schwierig, ein Kind etwa zum Geige spielen zu überreden, wenn es mit Herzblut lieber Schlagzeug spielen möchte. Junge Menschen, die das tun dürfen, was sie können, machen das in der Regel auch gut und entwickeln so eine gehörige Portion Selbstbewusstsein. Das Selbstwertgefühl steigt mit jedem Erfolgserlebnis. Daher ist es meist auch ein Fehler, bestimmte „Freizeitaktivitäten“ zu streichen, wenn es mal in der Schule nicht so gut läuft. Gerade dann ist es nämlich für Ihr Kind wichtig, Erfolge zu feiern. Und wenn das zurzeit in der Schule nicht möglich ist, dann eben im Sport, in der Musik oder im Verein zusammen mit anderen

Tipp 2: Fragen Sie Ihr Kind nach seiner Meinung, und hören Sie ihm zu!

Selbstbewusste Menschen sagen offen und ehrlich ihre Meinung. Ermutigen Sie Ihr Kind, eigene Positionen zu beziehen. Fragen Sie ruhig ab und zu nach seiner Meinung, wenn Sie ein persönliches Problem lösen müssen, und diskutieren Sie über allgemeine, politische oder gesellschaftliche Themen. Sollte Ihr Kind Schwierigkeiten z.B. mit Freunden, Mitschülern oder Lehrern haben, ermuntern Sie es, mit der entsprechenden Person selbst ein klärendes Gespräch zu führen. Damit dieser Prozess für beide Seiten gewinnbringend verläuft, dürfen Sie jederzeit „beratend“ tätig werden. Das Gespräch sollte Ihr Kind jedoch allein führen. Kommt es dann nicht weiter, können Sie Hilfe anbieten Um sich mitzuteilen und eigene Meinung zu vertreten, benötigt Ihr Kind Raum und Zeit. Fallen Sie ihm nicht ins Wort, wenn Sie z.B. anderer Ansicht sind oder das Gefühl haben, es kommt bei seinen Ausführungen nicht auf den Punkt. Seien Sie ein guter Zuhörer, dann wird Ihr Kind auch in Zukunft gerne zu Ihnen kommen, um Bestätigung, Hilfestellung oder gut gemeinte Kritik zu erhalten. Gerade das wird Ihrem Kind auf dem Weg zu einer starken Persönlichkeit eine große Hilfe sein.

Tipp 3: Übergeben Sie Ihrem Kind Verantwortung!

Je früher Ihr Kind Verantwortung für sein Handeln übernimmt, umso eher bekommt es die Folgen des eigenen Verhaltens zu spüren. Das ist wichtig, denn nur so kann es aus Misserfolgen lernen und aus Erfolgen Selbstsicherheit ziehen. Natürlich gibt es Bereiche, in denen Sie Ihrem heranwachsenden Kind vielleicht jetzt noch nicht die volle Verantwortung für sein Verhalten übertragen sollten. So können z.B. nur die wenigsten Jugendlichen wirklich verantwortungsvoll ihren Handy- oder Computerkonsum dosieren. Dabei ist also möglicherweise noch länger Ihre Unterstützung notwendig. Anders sollte es im schulischen Bereich aussehen. Hier kann Ihr Kind schon früh lernen, Verantwortung für sich zu übernehmen. Spätestens ab der 6./7. Klasse müsste Ihr pubertierender Nachwuchs in der Lage sein, seine schulischen Aufgaben im Wesentlichen alleine zu managen. Für das Selbstwertgefühl Ihres Kindes ist das wichtig: Bereitet es sich ohne fremde Hilfe auf eine anstehende Klassenarbeit vor, kann es den späteren Erfolg nämlich auch ausschließlich auf die eigene Leistung zurückführen und nicht etwa auf die Unterstützung von Mutter oder Vater. Auch nach einer misslungenen Arbeit versteht Ihr Kind besser, dass die Vorbereitung nicht effektiv genug gewesen ist, als wenn Sie vor jeder Arbeit als „Katastrophenhilfe“ fungieren. Für Sie als Eltern bedeutet das: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie richtiges Lernen funktioniert, aber nehmen Sie ihm nicht das Arbeiten ab – auch wenn die ersten selbstständigen „Gehversuche“ nicht gleich von Erfolg gekrönt sind.

Tipp 4: Vertrauen Sie Ihrem Kind, und bleiben Sie realistisch!

„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ lautet ein Motto vieler Eltern. Fragen wir in Seminaren diese Eltern, wie es ihnen in ihrer Schulzeit ergangen ist, bestätigen uns die meisten allerdings, dass sie von ihren Eltern kaum kontrolliert wurden. Und das ist oft auch gut so. Zu viel Kontrolle nimmt Ihrem Kind nämlich jede Selbstständigkeit und Selbstverantwortung und bremst damit auch sein Selbstbewusstsein. Es wird so nie das Gefühl bekommen, auf eigenen Füßen stehen zu können. Daher lautet das richtige Motto zumindest bei schulischen Dingen: „So wenig Kontrolle wie möglich und nur so viel wie nötig.“ Hinzu kommt: Vertrauen in das eigene Selbst hat auch viel damit zu tun, wie viel Vertrauen Sie Ihrem Kind entgegenbringen. Dabei sollten Sie aber immer im Blick behalten, dass die zu bewältigenden Herausforderungen auch in einem realistischen Verhältnis zu den tatsächlichen Fähigkeiten Ihres Kindes stehen. Denn die Selbstsicherheit Ihres Kindes kann nur an Erfolgen wachsen Ist von vornherein klar, dass der Tennisgegner viel stärker als Ihr Kind ist oder die Lücken in Englisch für eine 3 zu groß sind, hilft auch Vertrauen nicht, den Misserfolg abzuwenden. Also bleiben Sie und Ihr Kind realistisch, korrigieren Sie zu hohe Ansprüche in machbare Ziele, und schenken Sie Ihrem Kind dann Ihr Vertrauen, dass es diese Herausforderung bewältigen kann.

Tipp 5: Loben und ermuntern Sie Ihr Kind!

Mit jedem ernst gemeinten Lob steigern Sie das Selbstwertgefühl Ihres Kindes. Scheuen Sie sich daher nicht, Ihr Kind für seine Erfolge oder einfach für seinen guten Willen und seine Bemühungen zu loben – bitte auch dann, wenn sich der Erfolg dabei leider noch nicht eingestellt hat. Wichtig ist auch, dass Sie Ihr Kind ohne Einschränkungen loben: „Ein wirklich guter Aufsatz, aber hättest du nicht mehr auf die Rechtschreibung achten können?!“ Lassen Sie das „Aber“ weg – trennen Sie Lob und Kritik zeitlich voneinander. Das Lob ist sonst nichts wert. Und nehmen Sie sich selbst aus dem Lob heraus. Auch wenn Sie Ihr Kind beim Lernen noch unterstützt haben, sollten Ihr Kind den Erfolg möglichst allein für sich verbuchen können: Nicht „Wir haben uns…“, sondern „Du hast dich völlig richtig auf deine Arbeit vorbereitet!“ Neben einem Lob stärken aber auch ermunternde und aufbauende Worte das Selbstbewusstsein Ihres Kindes, z.B. „Du schaffst das, du bist bestens vorbereitet!“ oder einfach „Ich wünsche dir für die Arbeit viel Glück!“.

Tipp 6: Lassen Sie Fehler zu!

Leider herrscht in unserer Gesellschaft oft eine unproduktive Fehlerkultur. Wer Fehler macht, wird negativ beurteilt und kritisiert. In der Schule sind Fehler meist mit schlechten Noten verbunden. Für eine gesunde Selbstsicherheit beim Lernen ist diese übertriebene Fehlerorientierung nicht gut. Besser wäre es sicher, nicht so sehr auf Fehler, sondern mehr auf den individuellen Lern- und Wissenszuwachs zu schauen – also auf das, was Ihrem Kind zunehmend besser gelingt. Auch wenn der Umgang mit Fehlern besser sein könnte: Fehler sind wichtig, denn aus Fehlern kann bzw. muss man lernen – auch Ihr Kind. Signalisieren Sie deshalb Ihrem Kind, dass es Fehler machen darf, und ermuntern Sie es, sich mit den Fehlern entsprechend auseinanderzusetzen. Also nicht das Heft mit der 5 in die Ecke schmeißen und nie mehr anschauen, sondern gerade nach einer misslungenen Klassenarbeit ist es wichtig, genau hinzuschauen und Fehleranalyse zu betreiben, um beim nächsten Mal besser abzuschneiden.

Tipp 7: Achten Sie darauf, dass Ihr Kind aktiv ist!

Ein starkes Selbstwertgefühl bekommt Ihr Kind weder beim Rumgammeln oder Computerspielen noch vor der Spielekonsole oder im Social Network. Ermuntern Sie Ihr Kind herauszugehen, Sport zu treiben, Musik zu machen, in einen Verein zu gehen etc. So bekommt es persönliche positive Rückmeldungen von Trainern und Freunden, sammelt wichtige Erfahrungen und definiert sich nicht ausschließlich über den Highscore oder die Anzahl der virtuellen Bekanntschaften. Sicher ist es bequemer, zu Hause allein mit seinem angeknacksten Selbstbewusstsein zu bleiben, doch wenn Ihr pubertierendes Kind sich immer mehr abschottet, wirkt sich das nur weiter negativ auf seine Selbstsicherheit aus. Denn mit der Selbstsicherheit verhält es sich wie mit einem Muskel: Wird er trainiert und häufig benutzt, wird er groß und stark. Wird er hingegen nicht gefordert, wird er immer kleiner und schwächer.