Hilfe, mein Kind sitzt zu viel vor dem Computer!

Der PC gehört mittlerweile selbstverständlich zu unserem Leben dazu. Deshalb müssen Jugendliche den selbstständigen und verantwortungsvollen Umgang mit ihm unbedingt erlernen. Das geht natürlich am besten durch learning by doing. Lesen Sie hier, wie Sie Ihr Kind dabei sinnvoll unterstützen können und was Sie tun sollten, wenn es bei seinen PC-Aktivitäten über die Stränge zu schlagen scheint. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehungstipps

Neue Medien haben schon immer Angst gemacht. Auch Bücher fürchtete man vor einigen Jahrhunderten noch: Sie könnten die Jugend verderben und die Welt ruinieren. Der PC an sich ist aber weder schlecht noch gut, sondern einfach ein Medium, mit Hilfe dessen man höchst unterschiedliche Sachen machen kann. Ob online shoppen, Musik herunterladen, E Books kaufen oder Infos zu bestimmten Themen finden: Mittlerweile sind Computer und Internet aus unserem Alltagsleben kaum noch wegzudenken. Trotzdem ist der Computer ein junges Medium, das in rasantem Tempo immer neue Anwendungen und Spiele anbietet. Hier den Überblick zu behalten, ist eine kaum zu leistende Aufgabe. Trotzdem sollten Sie versuchen, über den Kontakt zu Ihrem Kind immer mal wieder zu erfragen, was gerade so „angesagt“ ist.

Surfen, Chatten, Spielen: 5 Tipps, wie Sie am besten damit umgehen

Der Computer ist ein Medium, dessen Umgang geübt werden muss. Dazu gehört manchmal, dass Jugendliche es mit der PCNutzung maßlos übertreiben. Doch keine Sorge: In der Regel legt sich dieser Hype nach einer Weile wieder.

1. Verdammen Sie den PC nicht grundsätzlich, und schimpfen Sie nicht nur über ihn. Man kann am PC nicht nur vermeintlich sinnlose Spiele spielen, sondern auch recherchieren,  soziale Kontakte auf der ganzen Welt pflegen und auch medial höchst kreativ werden. Am  Computer verbrachte Zeit kann also nicht per se als Zeitverschwendung bezeichnet werden: Jugendliche vernetzen sich hier oft miteinander, um zu kommunizieren.

2. Zeigen Sie sich interessiert, was Ihr Kind am Computer spielt. Lassen Sie sich besonders sein Lieblingsspiel zeigen und erklären. Fragen Sie auch, was es an diesem Spiel/Programm besonders reizvoll findet. Spielen Sie doch spaßeshalber einfach mal mit!

3. Lassen Sie sich zeigen, was Ihr Kind im Internet besonders spannend findet. Schaut es oft Video-Clips auf Youtube.de? Sieht es sich lustige Seiten an, oder recherchiert es zu bestimmten Themen? Produziert Ihr Kind gar selber kleine Musikstücke oder Filme? Wenn Sie einigermaßen wissen, was Ihr Kind im Internet so treibt, gibt Ihnen das eine gewisse Sicherheit.

4. Erkundigen Sie sich unbedingt, auf welchen „sozialen Netzwerken“ wie z. B. Facebook, SchülerVZ & Co. Ihr Kind aktiv ist. Achten Sie auch hierbei darauf, nicht kontrollierend, sondern interessiert zu sein. Reden Sie miteinander über die Risiken, und lassen Sie sich von Ihrem Kind erklären, wie es sich vor Gefahren schützt, bzw. erklären Sie es ihm:

  • Welche unerwünschten Funktionen kann man unterdrücken?
  • Wer soll was sehen dürfen? Welcher Kontakt muss abgelehnt oder geblockt werden?
  • Reden Sie auch darüber, was man problemlos posten (ins Internet stellen) kann und was Sie als grenzwertig empfinden. Manchmal sind Jugendliche einfach doch zu gutgläubig und posten Fotos von sich, die zu „freizügig“ oder despektierlich sind, etwa Urlaubsfotos im Bikini oder Fotos, auf denen sie alkoholisiert zu sehen sind.
  • Reden Sie auch mit Ihrem Kind darüber, dass man im Internet nicht schlecht über andere reden sollte. Das kann schnell Wellen schlagen und zu „Cyber-Mobbing“ ausarten. Sensibilisieren Sie Ihr Kind dafür, dass es sich an solchen Aktionen nicht beteiligt.
  • Ihr Kind sollte auch nicht öffentlich auf Facebook zu Partys einladen. Das hat schon zu manch unerfreulicher Massenveranstaltung geführt.

5. Machen Sie Ihr Kind immer wieder darauf aufmerksam, dass im Chatroom viel geschummelt wird. Besonders jüngere Teenager vergessen oft, dass im Schutze der Internet- Anonymität viel Unfug getrieben wird. Denn nicht jeder User, der sich als 14-jähriges Mädchen ausgibt, ist auch wirklich eins. Raten Sie Ihrem Kind, nicht mit Fremden zu chatten und keinesfalls private Daten wie Adresse, Telefonnummer etc. herauszugeben. Auch Fotos von sich selbst darf es Fremden nicht zur Verfügung stellen!

Mein Tipp:
Stellen Sie die Regeln für die zeitliche Begrenzung der Computer-Nutzung gemeinsam mit Ihrem Kind auf. Es ist beispielsweise schwierig für Kinder, ein Spiel genau nach einer halben Stunde abzubrechen, wenn ein Ende des Levels kurz bevorsteht und das bisher Erreichte nicht abgespeichert werden kann. Seien Sie hier kulant, oder einigen Sie sich im Vorfeld nicht auf Minuten, sondern z. B. auf den Zeitpunkt, bis Ihr Kind die nächste Spielrunde erreicht hat.

„Ego-Shooter“ & Co.: Wie gefährlich sind Ballerspiele?

Ego-Shooter sind eine besonders umstrittene Kategorie der Computerspiele, bei der der Spieler aus der eigenen Perspektive heraus mit Schusswaffen computergesteuerte Gegner bekämpft. Deshalb haben sie auch den Namen „Killerspiele“ bekommen. Die psychologische Wirkung solcher Spiele ist wissenschaftlich sehr umstritten. Während manche Studien zu dem Schluss kamen, dass Ballerspiele keinerlei Auswirkungen auf die Gewaltbereitschaft der Spieler haben, beschwören andere genau das Gegenteil. Gegner kritisieren, dass der Spieler geradezu darauf programmiert werde, zur Kampfmaschine zu werden. Viele der bekannt gewordenen Amokläufer hatten viel Zeit mit „Killerspielen“ verbracht, bevor sie auch in Wirklichkeit zu Waffen gegriffen haben.

So umstritten die wissenschaftliche Beweislage auch ist, so kann man doch mit gewisser Sicherheit sagen, dass

  • ein Jugendlicher, der nur gelegentlich Ego-Shooter-Spiele spielt, deshalb noch lange nicht zwangsläufig gewaltbereit oder gar zum Amokläufer wird;
  • dass ein Amokläufer bereits lange vor seiner Tat massive psychische Beeinträchtigungen, unterdrückte Aggressionen, Traumatisierungen oder ausgeprägte soziale Ängste mit sich herumgetragen hat.

So mag das exzessive Spielen von Ego-Shooter-Spielen vielleicht das Fass zum Überlaufen gebracht haben, als alleinige Ursache kann es aber nicht angesehen werden. Auch wenn ein kritischer Umgang mit Baller-Spielen sicher angebracht ist, so gilt doch: Wenn Ihr Kind (meistens handelt es sich um Jungen) nur gelegentlich solche Baller-Spiele spielt, ansonsten aber gut in einen Freundeskreis eingebettet ist sowie auch andere Hobbys und Interessen hat, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Erst wenn Baller-Spiele mit extremer Leidenschaft gespielt werden und Ihr Kind keinen Kontakt zu anderen Jugendlichen hat, sollten Sie tätig werden. In diesem Fall sollten Sie eine entsprechende Beratungsstelle in Ihrer Nähe kontaktieren.

Mein Tipp:
Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nur PC-Spiele spielt, die altersgemäß sind.  Doch Vorsicht: Nur weil ein Spiel ab zwölf Jahren freigegeben ist, heißt das noch lange nicht, dass es pädagogisch empfehlenswert ist. Hilfreiche Bewertungen von PC- oder Konsolen Spielen finden Sie auf folgenden Internet-seiten: www.spieleratgeber-nrw.de und www.spielbar.de