Mutter-Sohn-Beziehung: Worauf Sie bei Ihrem Teenager achten sollten

Mütter haben zu ihren Söhnen oft ein besonders liebevolles und inniges Verhältnis – bis die Jungen in die Pubertät kommen. Dann wird aus dem lieben Kleinen oft ein rebellischer Teenager. Lesen Sie hier, warum die Bindung an die Mutter für Jungen so wegbereitend ist und was Mütter von pubertierenden Söhnen unbedingt wissen und berücksichtigen sollten. 

Inhaltsverzeichnis

Probleme mit Teenagern

Auch wenn das viele Mütter zunächst irritiert: Wenn aus dem lieben Kleinen ein rebellischer Teenager wird, der sich nicht mehr gern sagen lässt, was er tun und was er lassen sollte, ist diese Form des Widerstandes ist kein Zeichen mangelnder Zuneigung, sondern von Reifung. Um die intensive Bindung zur Mutter zu lockern, werden Jungen schon mal provokativ, widerspenstig oder unzugänglich. Doch keine Sorge: Das geht wieder vorbei.

Die Mutter-Sohn-Beziehung ist für einen Jungen in der Regel die erste wichtige intensive Bindung. Wie diese Bindung von ihm erlebt wird, prägt seine gesamte Psyche, insbesondere aber auch seine Haltung dem weiblichen Geschlecht gegenüber.

  • Prinzipiell gilt: Ist die mütterliche Bindung zu ihrem Sohn liebevoll und stärkend, lernt der Junge, Urvertrauen in die Menschen und in die Welt zu entwickeln. Ist sie jedoch nicht stärkend, sondern belastend und/oder irritierend, können später verschiedene Probleme auftreten.

Schlechte Behandlung:

Männer, die als Jungen von ihren Müttern häufig geschlagen oder auf andere Weise schlecht behandelt wurden, haben im späteren Leben oft Probleme in intimen Beziehungen mit Frauen. Unter anderem fürchten sie sich beispielsweise davor, schlecht behandelt oder bestraft zu werden, gleichermaßen hegen sie aber auch oft latente Aggressionen gegen Frauen. Wenn sie z.B. nie Wut auf die Mutter zeigen durften, haben sie gelernt, dieses Gefühl permanent zu unterdrücken. Später jedoch kommt diese „gespeicherte“ Aggression in unpassenden Situationen wieder hervor, z. B. wenn die Partnerin ähnliche Gefühle auslöst, wie die Mutter dies damals tat. Es fällt Männern, die als Kind von ihrer Mutter beschämt, geschlagen oder verletzt wurden, oft schwer, tiefes Vertrauen zu ihren Partnerinnen zu fassen, sich emotional zu öffnen und sich hinzugeben. Sie fühlen sich schnell angegriffen, reagieren oft heftig auf Kritik und benehmen sich kurzfristig, als seien sie ein kleiner, wütender Junge. Und so fühlen sie sich dann auch: klein und hilflos.

Übermäßige Verhätschelung:

Umgekehrt haben aber auch erwachsene Männer Probleme, die von ihren Müttern in ihrer Kindheit übermäßig verhätschelt, verwöhnt und idealisiert wurden. Es fällt diesen Männern oft schwer, sich emotional von der Mutter abzukoppeln. Sich anderen Frauen emotional zuzuwenden, erfüllt „Mamas Liebling“ unbewusst mit Schuldgefühlen. Die Meinung der Mutter ist solchen Männern dann „heilig“, sie zu enttäuschen oder eine andere Meinung zu vertreten, scheint ihnen unmöglich oder unverschämt. 

Auch wenn Ihnen das möglicherweise übertrieben vorkommt: Tatsächlich legen wissenschaftliche Studien die Vermutung nahe, dass Jungen von ihren Müttern häufiger verwöhnt werden als Mädchen. Tendenziell werden Mädchen stärker zur Selbstständigkeit erzogen, Jungen werden oft länger gestillt, ausgiebiger bekuschelt, länger bekocht und versorgt. Die Ursachen hierfür sind unklar.

  • Fakt jedoch ist: Eine liebevolle, stützende Bindung zwischen Mutter und Sohn ist für die gesunde psychische Entwicklung eines Jungen von höchster Bedeutung. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass er sich von der Mutter in altersangemessener Weise loslösen darf.

Muttersöhnchen, nein danke! Warum Loslassen jetzt so wichtig ist

Das klassische Muttersöhnchen, das bis ins hohe Alter bei „Muttern“ wohnt und sich einerseits von ihr bedienen lässt, andererseits sich für ihr Glück zuständig fühlt, kommt in der Realität eher selten vor. Trotzdem gibt es durchaus recht viele Männer, die eine „zu starke“ bzw. eine verwickelte innere Bindung zu ihrer Mutter haben. Diese Männer konnten sich aus verschiedenen Gründen nicht angemessen ablösen. Gründe dafür sind häufig

  • eine hohe Bedürftigkeit der Mutter, etwa bei chronischer oder schwerer organischer Erkrankung und wenig Hilfe durch andere Menschen,
  • eine hohe Bedürftigkeit der Mutter wegen psychischer Probleme wie Depressionen, Suchterkrankung etc., und wenig Hilfe durch andere Menschen, etwa Partner, Eltern, Freunde,
  • massive Verlustängste der Mutter, etwa wenn sie selbst früh ihre Eltern oder sogar ein eigenes Kind verloren hat,
  • traumatische Erfahrungen der Mutter, die sie insbesondere mit Männern gemacht hat, und ihre hohe Schutzbedürftigkeit, die der Sohn wahrnimmt. 

In all diesen Fällen bindet die Mutter ihren Sohn (unbewusst!) übermäßig stark an sich: Er bekommt keine „Erlaubnis“, selbstständig werden und seinen eigenen Weg zu gehen. Männer, die so „erzogen“ wurden, haben es oft schwer, mutig und selbstbewusst ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Aber auch in Liebesbeziehungen haben sie mitunter massive Probleme.

Um solche unerwünschten Entwicklungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Mütter ihre männlichen Teenager nicht nur lieben und akzeptieren, sondern sie auch auf eine positive Art loslassen. Dazu gehört unter anderem:

  • zu akzeptieren, dass in der Pubertät andere Menschen und Bezugspersonen wichtig für den Teenager werden – sogar wichtiger als Mama,
  • zu verstehen, dass der Jugendliche eine gehörige Portion Freiraum braucht, um sich auszuprobieren, ohne ständig kontrolliert zu werden,
  • zu akzeptieren, dass aus dem lieben, braven Sohn nun eventuell ein schlecht gelaunter und mitunter widerspenstiger Kerl wird, den man kaum zu kennen glaubt,
  • zu respektieren, dass sich Geschmack, Interessen und Hobbys verändern können,
  • zu verstehen, dass auftretende Aggressionen gegen die Eltern in der Regel ganz normale Abgrenzungsversuche sind.