Piercings und Tattoos: Erlauben oder verbieten?

Viele Jugendliche möchten sich gerne tätowieren oder piercen lassen. Das ist nicht nur modisch, sondern auch als Ausdruck der Identitätsbildung zu sehen. Deshalb sollten Eltern den Wunsch nach einem Piercing während der Pubertät nicht grundsätzlich abblocken.  

Inhaltsverzeichnis

Piercing stechen lassen in der Pubertät

Was die Entscheidung für ein Piercing oder ein Tattoo erschwert, ist, dass es sich hierbei um dauerhafte körperliche Veränderungen handelt und gewisse Risiken birgt. Deshalb tun Eltern gut daran, sich mit dem Thema gründlich zu befassen und sich anschließend ein eigenes Urteil über das Piercing oder die Tätowierung zu bilden.

Rechtliches zu Piercings und Tattoos: Alles eine Frage des Alters!

  • Das Jugendschutzgesetz verbietet, Kinder unter 16 Jahren zu piercen bzw. zu tätowieren.
  • Zwischen 16 und 18 darf sich ein Jugendlicher nur mit einer schriftlichen Einverständniserklärung der Eltern tätowieren oder piercen lassen. Viele seriöse Tätowierer verlangen zusätzlich, dass ein Elternteil während der Sitzung anwesend ist.
  • Hat sich ein Jugendlicher unter 18 Jahren ohne die Einwilligung seiner Eltern tätowieren oder piercen lassen, können die Eltern unter Umständen das Geld vom Studio zurückverlangen. Auch bei auftretenden Piercing-Beschwerden kann unter Umständen ein Schadenersatz geltend gemacht werden.
  • Erst mit 18 Jahren darf der Jugendliche frei darüber entscheiden, ob und welchen Körperschmuck er tragen möchte.

So kommen Sie zu einer Entscheidung: 4 Tipps zum Piercen und Tätowieren!

Will Ihr Jugendlicher sich tätowieren oder piercen lassen? Dann klären Sie folgende Punkte:

  1. Fragen Sie Ihren Jugendlichen nach seiner Motivation: „Was versprichst du dir davon?“ Prüfen Sie etwa, ob Ihr Kind unter Gruppendruck durch seine Peergroup steht und durch ein Piercing „dazugehören“ will.
  2. Hat Ihr Kind schon eine konkrete Idee für ein Tattoo? Wenn nicht, so ist der Wunsch frisch und kann noch „geschoben“ werden.
  3. Fordern Sie Ihr Kind auf, sich über die Risiken eines Piercings bzw. einer Tätowierung zu informieren und Ihnen davon zu berichten.
  4. Erläutern Sie mit Ihrem Teenager die Probleme, die im späteren Leben auftauchen könnten. In manchen Berufen sind Piercings verboten (z. B. Kfz-Mechaniker), in Banken, Versicherungen oder bei der Polizei sind sie unerwünscht. Es ist deshalb unter Umständen sinnvoll, sich an einer Stelle tätowieren bzw. piercen zu lassen, die von Kleidungsstücken bedeckt werden kann.

Übersicht über die gängigsten Piercings und ihre Risiken

Über die Risiken von Tattoos ist bislang noch recht wenig bekannt. Abgesehen von Infektionen, die nach dem Stechen bei mangelhafter Hygiene entstehen können, besteht ein gewisses Risiko, dass der Körper allergisch auf die Farben reagiert. Wichtig ist, dass ein Piercing oder Tattoo in einem seriösen Piercingstudio gemacht wird.

Übersicht über die gängigsten Piercings und ihre Risiken

Piercing-ArtGefahren, Beschwerden und Empfehlung bei Piercings
Augenbrauen-PiercingDas Piercen des inneren Drittels der Augenbrauen birgt die Gefahr, Gesichtsnerven zu verletzen; im äußeren Drittel ist es weniger gefährlich.
Ohr-PiercingWichtig ist, die „richtigen“ Punkte zu treffen. Ansonsten kann Knorpelgewebe zerstört werden, und es kommt zu einer Entzündung. Schlimmstenfalls kann sich diese bis ins Gehirn ausbreiten.
Piercing in der NasenscheidewandInfektionen bei mangelnder Pflege nach dem Stechen, eher geringere Gefahren.
Piercing im NasenflügelWenn das Piercing zu hoch gesetzt wird und sich entzündet, könnte der Trigeminus-Gesichtsnerv in Mitleidenschaft gezogen werden. Das könnte Lähmungen zur Folge haben.
Bauchnabel-PiercingKann nicht bei jedem Mädchen gemacht werden, hängt von der Anatomie ab. Oft starke Beschwerden und heilt oft schlecht ab, muss sehr gut gepflegt werden.
Lippen-PiercingDa keine empfindlichen Nervenbahnen oder Blutgefäße in der Nähe sind, gilt es als relativ gut verträglich. Schlimmstenfalls kann es zu Vereiterungen und Entzündungen kommen, wie bei allen Piercing-Arten. Um die Zähne zu schonen, sollten weiche Materialien wie Polytetrafluorethylen (PTFE) verwendet werden.
Lippenbändchen-PiercingDa es sich im Schleimhautgewebe befindet, verheilt es schnell und entzündet sich nur selten.
Zungenbändchen-PiercingKann nicht bei jedem gemacht werden, heilt meistens problemlos ab.
Zungen-PiercingManchmal sehr schmerzhafte Beschwerden beim Piercen, da hier viele große Blutgefäße sind, nicht ganz ungefährlich. Einstichstelle schwillt oft mehrere Tage lang stark an. Behinderung beim Sprechen möglich. Vorsicht ist geboten!