So erziehen Sie Ihren Teenager zu mehr Toleranz

Toleranz ist heutzutage ein oft benutzter Begriff. Zu Recht, denn ohne Toleranz kann eine Gesellschaft nicht funktionieren. Schon gar nicht in Zeiten der Globalisierung, in denen wir uns mit anderen Kulturen austauschen und verbinden. Diskriminierung, Ausgrenzung und Mobbing unter Jugendlichen sind unmittelbare Folgen mangelnder Toleranz. Deshalb ist es wichtig, Kinder und Teenager zur Toleranz zu erziehen: in der Familie und in der Schule. In diesem Beitrag lesen Sie, was Toleranz überhaupt ist, warum sie wichtig ist und wann die Grenzen der Toleranz erreicht sind. Und natürlich erfahren Sie auch, wie Sie Ihren Teenager dabei unterstützen, sich in Toleranz zu üben. 

Inhaltsverzeichnis

Toleranz und Respekt vermitteln

Dass Kinder und Jugendliche übereinander reden und auch mal lästern, ist weitgehend normal: Man kann ja nicht jeden mögen. Doch spätestens wenn Heranwachsende über Menschen mit anderem ethnischen oder kulturellen Hintergrund herziehen, sich über "Homos" lustig machen oder bestimmte Gruppen aufgrund ihres Aussehens ausgrenzen oder gar piesacken, ist ganz deutlich eine Grenze überschritten. Denn dann mangelt es den Teenagern offensichtlich an der Fähigkeit zur Toleranz.

Toleranz in der Pubertät: Was ist das eigentlich?

Toleranz wird allgemein definiert als eine menschliche Haltung, die von Duldsamkeit, von Gelten- und Gewährenlassen geprägt ist. Würden sich Menschen nicht gegenseitig tolerieren und respektieren, wäre ein soziales Leben kaum möglich. Laut UNESCO ist Toleranz jedoch weit mehr als nur eine Privatangelegenheit, sie ist durchaus auch eine politische Kraft. Denn nur Toleranz ermöglicht ein friedliches und demokratisches Zusammenleben. Das bedeutet letztlich, dass Eltern ihren Kindern eine tolerante Haltung anderen Menschen gegenüber vorleben und beibringen sollten, um so für eine friedliche Zukunft zu sorgen. Jugendliche müssen also Toleranz lernen,

  • um offen auf andere Menschen zugehen zu können, ?
  • um friedlich und demokratisch miteinander umgehen zu können, ?
  • um Menschen anderen Geschlechts, anderer Kulturen oder Glaubensgemeinschaften und anderer Ansichten respektvoll begegnen zu können, ?
  • um Vorurteile abbauen zu können, ?
  • um Ausgrenzung, Diskriminierung, Sexismus, Rassismus und Gewalt vorzubeugen.

Bevor wir uns nun überlegen, wie das überhaupt geht, stellen wir noch kurz klar, was Toleranz nicht bedeutet und wann die Grenzen der Toleranz erreicht sind.

Was Toleranz während der Pubertät nicht ist: 3 Missverständnisse ?

  • Tolerant zu sein heißt nicht, alles in Ordnung zu finden bzw. alles zu dulden. Das Prinzip der gegenseitigen Toleranz beruht auf dem Respekt des Anderen und der Achtung der Menschenrechte. Die Missachtung von Menschenrechten etwa ist nichts, was zu tolerieren wäre. ?
  • Tolerant zu sein heißt nicht, sich alles gefallen lassen zu müssen. Sobald die Menschenrechte und Grundfreiheiten von Menschen eingeschränkt werden, muss dies benannt und beendet werden. So ist jede Art von Unrecht, die jemandem widerfährt, nicht tolerabel. ?
  • Tolerant zu sein heißt nicht, keine Meinung zu haben. Die Meinung eines anderen Menschen zu respektieren, gehört zu einer toleranten Grundhaltung – eine eigene Meinung zu vertreten ebenso. Allerdings darf diese Meinung keinem anderen aufgezwungen werden.



Toleranz für den Pubertierenden hat ihre Grenzen: Wann es zu weit geht

"Sei doch mal toleranter!" ist ein oft geäußerter Satz. Manchmal hat er durchaus seine Berechtigung, etwa wenn sich jemand ausländerkritisch oder sogar fremdenfeindlich äußert. Er sollte aber nicht zu dem Zweck missbraucht werden, andere mundtot zu machen. So benutzen Jugendliche diesen Satz manchmal, um eigene Interessen durchzudrücken oder die eigene Meinung nicht erläutern zu müssen. Toleranz wird hier mit "Lockerheit" oder "Laissez-faire" gleichgesetzt. Dabei hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun.

Wenn Ihr Kind Ihnen also vorwirft, intolerant zu sein, dann prüfen Sie, ob an diesem Vorwurf etwas dran ist. Ist es aber nur eine Art "Druckmittel", sollten Sie klar Position beziehen: "Das hat mit Toleranz nichts zu tun, ich möchte einfach nicht, dass du xy machst!" oder auch: "An dieser Stelle bin ich intolerant, und ich stehe dazu!" Tolerant zu sein heißt eben nicht, alles unkritisch und kommentarlos hinzunehmen.

Auch wenn unsere eigenen Grenzen übertreten werden, etwa durch Beleidigungen, Beschimpfungen oder gar (verbale) Angriffe oder Tätlichkeiten, ist Toleranz dem Täter gegenüber nicht mehr angesagt. Wer die Grundrechte anderer Menschen missachtet, kann keine Toleranz erwarten. Das gilt im politischen wie auch im privaten Bereich.