Mogeln, schummeln, Märchen erzählen: Warum Jugendliche lügen

Viele Eltern sind irritiert, wenn sie feststellen, dass ihr Kind sie beschummelt oder ihnen etwas Wichtiges verheimlicht hat. Noch schlimmer ist es, wenn Jugendliche ihren Eltern richtige Lügengeschichten auftischen. Was also tun, wenn der Teenager offensichtlich nicht (immer) die Wahrheit sagt? Lesen Sie in diesem Beitrag, warum die Mogeleien von Teenagern oft einen Grund haben und wie Sie am besten damit umgehen sollten, wenn Sie Ihre Kinder beim Schummeln ertappt haben. 

Inhaltsverzeichnis

Wenn Teenager lügen

Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal geschummelt, nicht die ganze Wahrheit gesagt oder jemandem etwas bewusst verschwiegen? Letzte Woche erst? Oder gestern? Keine Sorge! Das ist ganz normal. Wir alle haben unsere kleinen Geheimnisse und sagen nicht immer ganz genau das, was im engsten Sinne „wahr“ oder „ehrlich“ wäre. So antworten wir der netten Nachbarin auf ihre Frage „Wie geht’s denn so?“ lieber mit einer freundlichen Floskel, als ihr ernsthaft von unserem Kummer zu erzählen.

Und wir sagen der Schwiegermutter auch nicht unbedingt, wie hässlich wir ihren neuen Pullover finden. Auch unsere Liebsten erfahren von uns nicht immer die reine Wahrheit, weil wir das gar nicht leisten könnten. Nicht immer ist es vorteilhaft, ungefiltert ehrlich zu sein. Wir alle behelfen uns im Alltag ständig mit Höflichkeits-, Verlegenheits- und Notlügen. Und Teenager machen das genauso.

5 (gute) Gründe, warum Teenager nicht immer die (ganze) Wahrheit sagen und lügen

Es gibt viele Gründe, warum Jugendliche schummeln, ihren Eltern etwas verheimlichen oder einfach die Unwahrheit sagen. Die wichtigsten Gründe sind folgende:

  1. Die Teenager wollen etwas tun, was ihnen die Eltern sicher verbieten würden, und machen das dann hinter dem Rücken der Eltern, etwa rauchen, Alkohol trinken, sich mit Jungen/Mädchen treffen oder auf eine Party gehen.
  2. Sie gehen unliebsamen Diskussionen oder befürchteten Moralpredigten aus dem Weg, indem Sie etwas verheimlichen oder etwas anders darstellen, als es wirklich war.
  3. Sie haben Angst vor Strafen oder Liebesentzug, wenn sie Mist gebaut oder die Regeln der Eltern verletzt haben.
  4. Sie schämen sich für das, was sie getan haben, und wollen nicht, dass die Eltern es erfahren.
  5. Sie wollen nicht, dass ihre Eltern alles über sie wissen und entziehen sich durch Verheimlichen, Lügen oder Schummeln der elterlichen Kontrolle.

Gelogen – und nun? Typische Situationen, mögliche Gründe und wie Sie sich verhalten sollten

Situation, in der geschummelt/etwas verheimlicht wurdeMöglicher GrundDas sollten Sie (nicht) tun:
Teenager raucht oder trinkt heimlich Alkohol.

Ihr Kind weiß natürlich, dass Sie das nicht gut fänden, und fürchtet, Sie zu enttäuschen oder zu verärgern.

Teenager vermeidet Konflikte.

Kind fühlt sich „cool“ und groß, weil es etwas „Verwegenes“ tut, was Sie nicht mitbekommen.

normale jugendliche Experimentierfreude: der gewisse Nervenkitzel!

Werten Sie Ihren Teenager nicht ab, schimpfen Sie nicht, und bestrafen Sie ihn nicht.

Zeigen Sie sich auch nicht enttäuscht; das beschämt Ihren Teenager nur unnötig.

Moralisieren Sie nicht, auch das ist nur unangenehm, wirkt aber nicht nachhaltig.

Bleiben Sie gelassen. Seien Sie ehrlich („Find ich jetzt nicht so besonders toll! Ist halt ungesund“), aber machen Sie keine allzu große Sache daraus. Wenn Ihr Kind unbedingt rauchen oder Aklohol trinken will, wird es das irgendwann tun, auch gegen Ihren Willen!

Teenager hat eine Party besucht, aber behauptet, bei einem Freund/einer Freundin gewesen zu sein.der Klassiker, um „hintenrum“ etwas durchzusetzen, was ansonsten schwer durchzusetzen wäre

Überlegen Sie: Hätte Ihr Kind eine andere Chance gehabt, zu der Party zu kommen? Nein? Dann war diese Lösung doch ganz clever? Haben Sie früher auch solche „Tricks“ angewendet? Wenn ja, warum?

Ermuntern Sie Ihr Kind, beim nächsten Mal zu fragen, und zeigen Sie dann Verhandlungsbereitschaft: Das schafft ein vertrauensvolles Klima, in dem Ehrlichkeit möglich ist.

Teenager schwänzt die Schule und sagt seinen Lehrern, er sei krank.kann Bequemlichkeit sein, aber auch auf Schulprobleme oder anderen Kummer hindeutenErforschen Sie den Hintergrund für das Verhalten Ihres Kindes: Ging es ihm nicht gut? Wovor hat es sich „gedrückt“? Hatte es Angst vor einer Klausur? Klären Sie erst seine Motivation, bevor Sie sich dazu äußern.
Jugendlicher verheimlicht schlechte Schulnoten.

Teenager schämt oder/und ärgert sich für seine „schlechte Leistung“.

Teenager hat Angst vor Ihrer Reaktion, etwa Enttäuschung oder Strafe.

Reagieren Sie gelassen und freundlich auf schlechte Zensuren.

Machen Sie Ihrem Teenager klar, dass Ihre Zuneigung nicht von seiner Leistung abhängt.

Bieten Sie ihm Hilfe an, und machen Sie Ihrem Kind Mut, ohne es unter Druck zu setzen.

Teenager macht merkwürdige/falsche Angaben über seinen Aufenthaltsort

Teenager möchte nicht, dass Sie wissen, wo er ist, weil er weiß, dass Sie das nicht gut fänden.

Teenager möchte einfach etwas tun, ohne dass Sie davon wissen, er möchte bestimmte Erfahrungen nicht mit Ihnen teilen („Das geht euch nichts an!“).

Seine (unbewusste) Botschaft könnte sein: „Ihr müsst nicht alles von mir wissen, ich bin kein kleines Kind mehr, das ständig kontrolliert werden muss!“

Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass Sie die Aufsichtspflicht haben und von Rechts wegen wissen müssen, wo es ist.

Bitten Sie Ihren Teenager, per Handy erreichbar zu bleiben. (Rufen Sie aber bloß nicht ständig hinterher, sondern melden Sie sich nur dann, wenn es wirklich wichtig ist!)

Teenager verheimlicht „erste Liebe“ bzw. ersten Sex.

Teenager ist sich nicht sicher, ob der Freund oder die Freundin der/die „Richtige“ oder „vorzeigbar“ ist.

Teenager will sich noch nicht festlegen, ist noch unsicher, ob die Eltern ihn/sie kennenlernen sollen, weil das Ganze dadurch zu „offiziell“ und verbindlich wird.

altersangemessener, normaler Schutz der Intimsphäre (natürliche Scham!)

Respektieren Sie die Entscheidung Ihres Kindes.

Auch wenn Sie noch so interessiert sind: Fragen Sie Ihren Teenager nicht aus!

Bieten Sie sich als Gesprächspartnerin an für den Fall, dass Ihr Sohn Fragen, Probleme oder Kummer haben sollte.

Teenager lügt seine Freunde an, sagt zum Beispiel „Ich habe keine Zeit“statt „Ich habe keine Lust“.

Es handelt sich hier um eine Verlegenheitslüge, um die anderen nicht zu kränken.

Ihr Kind scheut (momentan) den Konflikt oder will die Freunde nicht verärgern bzw. traurig machen.

Bequemlichkeit, wenn die anderen für eine „echte Auseinandersetzung“ nicht wichtig genug sind.

Intervenieren Sie erst, wenn Sie merken, dass Ihr Kind unter dieser Freundschaft leidet und sich dauerhaft nicht traut, seine „wirkliche“ Meinung zu sagen. Sprechen Sie mit Ihrem Kind dann über mögliche Gründe dafür, und finden Sie gemeinsam eine Lösung für das Problem.