Nervöse Tics bei Teenagern: So gehen Sie damit um

Das Kinder im Grundschulalter ab und an Tics entwickeln, welche sich aber mit der Pubertät eigentlich wieder auswachsen, ist bekannt. Doch was, wenn der Teenager plötzlich einen oder mehrere Tics entwickelt? Welche Tics es gibt und wie Sie damit umgehen können, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

körperliche & psychische Entwicklung

Wenn Jugendliche regelmäßig wiederholt blinzeln, Grimassen ziehen oder sich räuspern, kann das eine Ticstörung sein. Ein medizinisch diagnostizierbarer „Tic“ ist etwas anderes als eine lästige Marotte: Ein Tic lässt sich nicht einfach abstellen. Tics kommen im Kindes- und Jugendlichenalter sehr häufig vor, sind meistens harmlos und verwachsen sich fast immer.

Tics in der Pubertät: Was ist das eigentlich?

Ein Tic ist eine unwillkürliche, plötzliche und schnelle Bewegung einzelner oder mehrere Muskeln. Diese Muskelbewegungen kommen in bestimmten Abständen immer wieder vor, allerdings nicht im Schlaf. Sie laufen ohne Zutun und Absicht des Betroffenen ab, was bedeutet, dass dieser den Tic nicht beeinflussen kann. Tics sind individuell sehr  unterschiedlich ausgeprägt. Die Ursachen für Ticstörungen sind bisher weitgehend unbekannt. Wissenschaftler vermuten, dass Störungen bestimmter Botenstoffsysteme im Gehirn eine Rolle spielen könnten. Da das Gehirn von Kindern und Jugendlichen noch reift, könnte das die Häufung von Tics im Kindes- und Jugendalter erklären. Man hat beobachtet, dass Stress die Symptomatik verstärkt.

Welche Arten von Tic kann mein Kind in der Pubertät entwickeln?

Ärzte unterscheiden vier verschiedene Ticformen:

  1. Einfacher motorischer Tic. Tritt meistens im Gesicht auf. Typisch sind z.B. Blinzeln,  Stirnrunzeln, Hochziehen der Augenbrauen und Grimassieren. Manchmal sind auch Schultern oder Arme betroffen, so gut wie nie jedoch Rumpf und Beine.
  2. Komplexer motorischer Tic: Bei einem komplexen motorischen Tic handelt es sich um Bewegungsabläufe wie etwa Springen, Hüpfen oder Klatschen. Manche Kinder in der Pubertät schlagen oder beißen sich selbst.
  3. Einfacher vokaler Tic. Dieser Tic besteht aus einer unwillkürlichen Lautbildung, wie etwa Räuspern, Schnalzen oder Hüsteln.
  4. Komplexer vokaler Tic. Ein solcher Tic umfasst Wörter oder sogar Sätze. Betroffene  wiederholen z.B. Wörter oder Sätze, erfinden neue Begriffe oder stoßen unkontrollierbare Obszönitäten (Schimpfwörter) aus.

Tics in der Pubertät: Muss mein Kind zum Arzt?

Wenn Sie bei Ihrem Teenager einen Tic vermuten, müssen Sie nicht unbedingt sofort zum Arzt gehen: Tics kommen im Kinder- und Jugendalter häufig vor und heilen sehr oft nach ein paar Wochen oder Monaten von allein wieder aus. Deshalb sind sie auch selten behandlungsbedürftig. Sollten Sie aber sehr beunruhigt sein, der Tic im Alltag sehr stören oder der Leidensdruck Ihres Kindes hoch sein, sollten Sie einen Kinder- und Jugendarzt konsultieren.

Tics in der Pubertät: Wann Sie mit Ihrem Kind zum Arzt gehen sollten

Ob das betroffene Kind unter Leidensdruck gerät, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

  • Von der Art des Tics: Lässt sich der Tic gut in natürliche Bewegungsabläufe integrieren, also im Alltag gut „vertuschen“, verringert sich der Leidensdruck.
  • Von den Häufigkeit des Tics: Je seltener der Tic auftritt, desto geringer ist der Leidensdruck.
  • Von der Komplexität des Tics: Je komplexer und daher auffälliger und störender der Tic ist, desto stärker wird der Leidensdruck.
  • Von der Reaktion der Umwelt: Je entspannter Verwandte und Freunde mit dem Tic umgehen können, je entspannter also das Familienleben, desto weniger gerät das Kind unter Druck. 

Was kann der Arzt bei Tics in der Pubertät tun?

Der Arzt prüft dann, ob es sich um eine primäre oder um eine sekundäre Ticstörung handelt. Bei einer primären Ticstörung lassen sich keine Ursachen für den Tic finden, während bei der sekundären Ticstörung eine andere Krankheit für den Tic verantwortlich ist. Selten treten Ticstörungen z.B. als Folgeerscheinung von Tumoren, Epilepsie oder Vergiftungen auf. Diese Grunderkrankungen müssten dann behandelt werden. Bei einer primären Ticstörung werden in der Regel keine Medikamente verordnet, da diese starke Nebenwirkungen haben. Stattdessen kommen sanftere Methoden wie Verhaltenstherapie oder Entspannungsverfahren zum Einsatz.