Wie Ihr Kind eine positive Einstellung zum Lernen findet

Selbst gute und eigentlich motivierte Lerner mutieren während der Pubertät manchmal zu Schülern, denen die chronische „Bocklosigkeit“ gleichsam ins Gesicht geschrieben ist. Viele schaffen es zwar, sich nach einigen Berg- und Talfahrten wieder zu stabilisieren, andere benötigen aber Unterstützung von außen, um sich wieder aus ihrem Motivationsloch zu befreien. Wie Sie Ihrem Kind helfen können trotz Pubertät, eine positivere Einstellung zum Lernen zu gewinnen, haben wir Ihnen zusammengefasst. 

Inhaltsverzeichnis

Konzentration

Wenn es in der Schule nicht mehr läuft und sich Misserfolge und Lernfrust breit machen, neigen viele Schüler dazu, die Schuld und die Verantwortung dafür weit von sich zu schieben. Leider befeuern sie so noch zusätzlich ihre negative Einstellung zum Lernen. Schuld sind aus Sicht der Schüler immer …

… die Lehrer: Sie können nicht erklären, kündigen Arbeiten nicht rechtzeitig oder mit falschen Lernhinweisen an, können sich in der Klasse nicht durchsetzen, verbreiten Angst und Schrecken oder haben Ihr Kind auf dem Kieker etc.

… die Mitschüler: Sie lenken ab, sind laut, ärgern Ihr Kind, provozieren Lehrer etc.

… die hohen Anforderungen: Sie machen Mathearbeiten „unschaffbar“, vermiesen den Klassenschnitt und führen zu Wiederholungsarbeiten, rauben Freizeit, übersteigen den persönlichen IQ etc.

Geben Sie Ihrem Kind keinen Rückenwind

Auch wenn in solchen oder ähnlich klingenden Schuldzuweisungen durchaus ein Fünkchen Wahrheit stecken kann, werden Sie nichts zu einer positiven Lerneinstellung beisteuern, wenn Sie Ihrem Kind jetzt zustimmen oder es bemitleiden. Vermeiden Sie vielmehr jeglichen Rückenwind dieser Art, denn oftmals sind solche Aussagen in erster Linie Schutzbehauptungen – also Behauptungen, mit denen sich Ihr Kind davor schützt, selbst etwas ändern und Verantwortung übernehmen zu müssen. Genau diese Einstellung kann Ihrem Kind jedoch zum Verhängnis werden und es fällt nur noch tiefer in sein Motivationsloch. Die folgenden Hilfen sind wesentlich besser geeignet, um Ihrem Kind einen Schubser in die richtige Richtung zu geben.

1. Das Gehirn muss wissen, warum es lernen soll

Unser Gehirn benötigt Interesse am Lernstoff, damit die Lerninhalte im Gedächtnis gespeichert werden. Uninteressantes wird sofort als „Gedächtnismüll“ aussortiert. Signalisiert Ihr Kind seinem Gehirn, dass der zu lernende Schulstoff uninteressant, langweilig oder doof ist, blockiert es damit selbst seine Lernleistung. Natürlich können nicht alle Lerninhalte Spaß machen und Interesse hervorlocken, doch zumindest eine Bedeutung sollte jedoch jedem Lernstoff beigemessen werden, damit das Gedächtnis die Lerninhalte hereinlässt.

Helfen Sie Ihrem Kind diese Funktionsweise des Gehirns zu verstehen und überlegen Sie gegebenenfalls zusammen, welche Gründe (z.B. bessere Note, Versetzung etc.) dem Gehirn Ihres Kindes helfen, seine „Pforten“ für den Lernstoff zu öffnen.

2. Konkrete Ziele und Maßnahmen helfen

Eine Weisheit besagt: „Nur wer weiß, wo er hinsegeln will, setzt die Segel richtig.“ Typisch für pubertierende Schüler ist jedoch, dass sie zum einen nicht wissen, wo sie gerade stehen, und zum anderen keine Ahnung haben, wohin sie eigentlich „segeln“ wollen. Bieten Sie Ihrem Kind daher an, einen Noten– und Maßnahmenplanung zu erstellen. Dieser enthält eine Standortbestimmung „Wo stehe ich in den einzelnen Schulfächern?“, eine konkrete Zieldefinition „Welche Noten möchte ich im kommenden Schuljahr erreichen?“ und eine Maßnahmenplanung „Was muss ich tun, um meine Ziele zu erreichen?“. Wichtig ist: Ihr Kind muss dabei die Ziele und Maßnahmen selbst festlegen – nicht Sie! Natürlich dürfen Sie Vorschläge machen, die Entscheidung trifft aber ausschließlich Ihr Kind. Denn nur persönliche Ziele sind echte Ziele, von denen Kraft und Motivation ausgeht.

3. Dauerhafte Überforderung verhindern

Wie bereits erwähnt – eine positive Haltung zum Lernen kann Ihr Kind nur dann einnehmen, wenn es auch in der Lage ist, mit seinem Können die schulischen Herausforderungen zu meistern. Ist es dauerhaft überfordert, drücken die Misserfolge auf das persönliche Selbstbewusstsein und die Lernmotivation. Ist Ihr Kind nicht in der Lage, die entstandenen Lücken entsprechend wieder zu schließen, sollten Sie gemeinsam über mögliche Alternativen, wie etwa einen Schulwechsel oder ein Wiederholungsjahr nachdenken.

4. Bieten Sie Ihre Unterstützung an …

… aber zwängen Sie Ihrem Kind Ihre Hilfe nicht auf! Ihr pubertierender Nachwuchs wird nicht immer Ihre Hilfe begeistert annehmen und alle Ihre gut gemeinten Ratschläge beherzigen. Dies sollte Sie jedoch nie davon abhalten, Ihrem Kind Unterstützung anzubieten, wenn Sie dies für nötig halten. Vielleicht erwischen Sie ja einen guten Zeitpunkt und können in entspannter Atmosphäre gemeinsam nach Lösungsmöglichkeiten suchen. Zu wissen, dass Sie in der Not für Ihr Kind da sind, stärkt ihm aber auf jeden Fall den Rücken!

5. Betonen Sie die Stärken Ihres Kindes!

Loben Sie Ihren pubertierenden Nachwuchs für alles, was schulisch gerade gut gelingt, auch wenn es nur Kleinigkeiten sein sollten, wie z.B. eine 4- statt einer 5 in Englisch oder der freiwillig aufgeräumte Schreibtisch. Und heben Sie regelmäßig die Stärken Ihres Kindes hervor, z.B. seine gute mündliche Beteiligung oder gute Physikkenntnisse. Denn nur wenn der Blick auch für die positiven Erlebnisse erhalten bleibt, kann Ihr Kind auch seine Einstellung zum Lernen langsam zu verbessern.