Fit in Deutsch: So schreibt Ihr Kind eine Erörterung

Etwa ab der 7. Klasse steht für Ihr Kind in der Schule das Thema „Erörterung“ auf dem Programm. Unter Erörterung ist die schriftliche Form der gedanklichen Auseinandersetzung mit einem Thema zu verstehen. Wie Ihr Kind das Verfassen von Erörterungen schrittweise trainieren kann, lesen Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Lern- und Arbeitstechniken

Zwar lernt Ihr Kind im Rahmen des Deutschunterrichts, wie Erörterungen verfasst werden, doch die schriftliche Darlegung einer eigenen Meinung und ihre Bekräftigung durch passende Argumente sind sicher grundlegend wichtige Fähigkeiten. Nicht nur in anderen Schulfächern, wie etwa in Geschichte, Politik, Wirtschaft, Fremdsprachen etc., sollte Ihr heranwachsendes Kind in der Lage sein, eine eigene Meinung sachlich zu vertreten, auch außerhalb der Schule im täglichen Leben ist das eine gefragte Fähigkeit – wenn auch meist eher mündlich als schriftlich. Ob Ihrem Kind eine gute Erörterung gelingt, hängt im Wesentlichen ab

  • von der Qualität seiner Argumente,
  • von der überzeugenden Darlegung dieser Argumente und
  • von der wirkungsvollen Gestaltung der gesamten Erörterung.

Mit Hilfe der folgenden drei Arbeitsschritte kann Ihr Kind in diesem Sinne eine gute Erörterung vorbereiten und schreiben. Die nachfolgenden Erläuterungen beziehen sich dabei  auf die Form der linearen Erörterung, bei der ein Thema nur aus einer Perspektive betrachtet wird.

Schritt 1: Argumente sammeln und eine eigene Meinung bilden

Da Ihr Kind bei der linearen Erörterung nur eine Seite des Sachverhalts ausarbeiten muss, beginnen Aufgabenstellungen häufig mit einer W-Frage, beispielsweise: „Warum sollte man Zigarettenwerbung verbieten?“ Oder Ihr Kind wird nach seiner eigenen Meinung gefragt, die es dann mit Argumenten begründen soll, etwa: „Sollten Jugendliche einem Sportverein beitreten?“

Erst schlau machen – die Informationsrecherche

Eine Meinung zu diesem oder einem anderen Thema haben Jugendliche mitunter recht schnell gefunden, aber das Begründen dieser Meinung durch Argumente fällt ihnen oft  umso schwerer. Doch genau darauf kommt es an, wenn Ihr Kind seine Meinung in einer   schriftlichen Erörterung überzeugend darlegen will. Also Vorsicht mit allzu schnellen Meinungsäußerungen! Zunächst sollte sich Ihr Kind ausreichend intensiv mit dem entsprechenden Thema und den möglichen Positionen dazu befassen. Viele und gute Argumente sowohl für als auch gegen eine bestimmte Position findet Ihr Kind bei der Informationsrecherche. Hilfreich können dabei beispielsweise sein:

  • Fachbücher
  • Zeitungen und Zeitschriften
  • Informationen aus dem Internet
  • Aussagen von Experten und/oder Betroffenen
  • eigene Beobachtungen und Erfahrungen

Argumente sammeln, bewerten und einen eigenen Standpunkt festlegen

Bei der Informationsrecherche zu einem Thema begegnen Ihrem Kind zahlreiche Argumente, die es zunächst wertungsfrei, eingeteilt nach Pro- und Kontra-Standpunkten, sammeln kann, z. B.:

Pro ZigarettenwerbungKontra Zigrattenwerbung 
schafft Arbeitsplätzeschafft Bedürfnisse
Werbung allein ist nicht schädlichGesundheitserziehung ist Aufgabe des Staates
niemand wird gezwungen

etc.
Bereits viele Kinder unter14 Jahren rauchen

etc.

Da sich Ihr Kind bei der linearen Erörterung für eine Position entscheiden muss, sollte es nun die gesammelten Argumente bewerten und sich dann für eine Position entscheiden. Dabei gilt:

Ausschlaggebend ist die Qualität und nicht die Menge der Argumente!

Auf eine Argumentation, die auf wackeligen Füßen steht, also schwach und anfechtbar ist, sollte Ihr Kind besser verzichten. Gute Argumente sind in der Regel:

  • Ergebnisse von statistischen Untersuchungen (z. B. das Eintrittsalter für  Zigarettenkonsum ist auf knapp über 15 Jahre gesunken)
  • allgemein anerkannte Fakten, Regeln oder Normen (z. B. aktives und passives Rauchen sind gesundheitsschädlich)
  • Aussagen von anerkannten Experten (z. B. Wirtschaftswissenschaftler Prof. M. Adams meint, dass Zigarettenfirmen bewusst durch Werbung im Umfeld von Jugendlichen Jagd auf zukünftige Konsumenten machen)
  • Aussagen Betroffener sowie eigene Erfahrungen und Beobachtungen (z. B.: „Wer eine Marlboro raucht, fühlt sich genauso cool wie der Cowboy am Lagerfeuer aus der Werbung – genau genommen raucht man also ein Gefühl!“)

Schritt 2: Argumente stärken durch richtiges Strukturieren

Selbst wenn Ihr Kind qualitativ gute Argumente für seine Meinung gefunden hat, kann es damit nicht automatisch punkten. Wichtig ist, dass es diese Argumente in seiner schriftlichen Erörterung nun möglichst strukturiert und damit überzeugend darlegt. Das ist gar nicht so schwer, wenn Ihr Kind das folgende Schema für den Aufbau einer Argumentation beachtet:

  1. Die Behauptung

    Am Anfang jeder Argumentation steht eine Behauptung, z. B.: „Vereinssport holt Jugendliche von der Straße.“
  2. Die Begründung

    Eine Behauptung allein ist noch kein überzeugendes Argument. Daher muss Ihr Kind seine anfängliche Behauptung nun durch eine Begründung genauer erklären, etwa: „Jugendliche haben das Bedürfnis nach einer Gemeinschaft von Gleichaltrigen, in der sie anerkannt sind und sich geborgen fühlen. Je älter die Jugendlichen werden, umso wichtiger wird diese Gemeinschaft, da sie sich in dieser Zeit immer mehr von ihren Eltern lösen. Gleichzeitig benötigen sie Möglichkeiten, sich mit Gleichaltrigen zu messen, um sowohl ihre Grenzen als auch ihre Gelegenheiten auszuloten und zu erweitern. Beides – den Gemeinschaftssinn und die Gelegenheit zum fairen Kräftemessen – bieten Sportvereine. Statt Langeweile, Alkohol und Aggressionen stehen hier der Sport und Fairplay im Mittelpunkt der gemeinsamen Aktionen.“
  3. Das Beispiel

    Günstig ist es, wenn die Behauptung und die Begründung nun noch durch ein passendes Beispiel veranschaulicht werden, z. B.: „Dass Vereinssport Jugendliche tatsächlich von der Straße holt, konnte ich letztes Jahr bei einem Jungen aus meiner Nachbarschaft beobachten. Mit 14 Jahren hat Luca bereits geraucht und gelegentlich auch getrunken. Vor allem hat er sich aber oft mit anderen Jugendlichen geschlagen, denn weil er stark und schnell ist, war er darin auch besonders gut. Sein Cousin hat ihn dann ein paar Mal mit zum Fußballtraining genommen. Jetzt spielt er in der ersten Jugendmannschaft, geht dreimal pro Woche zum Training und schießt in seiner Liga die meisten Tore. Vielleicht geht er im nächsten Jahr sogar auf ein Fußballinternat. Auf der Straße sehe ich Luca eigentlich nur noch, wenn er mit Freunden Fußball spielt.“
  4. Die Überleitung zur nächsten Behauptung, Begründung …

    Damit die einzelnen Argumente nicht zusammenhanglos nebeneinander stehen, muss sich Ihr Kind nun noch eine gute Überleitung zum nächsten Argument überlegen, das seine Meinung, seinen Standpunkt zum Thema weiter stärkt, etwa: „Doch Vereinssport ist für Jugendliche nicht nur eine wichtige Alternative zur Straße. Es gibt noch weitere Gründe, warum Jugendliche einem Sportverein beitreten sollten. Hier ist vor allem der gesundheitliche Aspekt zu nennen.“

Nun folgt die nächste Behauptung, beispielsweise: „Für eine gesunde körperliche Entwicklung ist es wichtig, dass sich Jugendliche in der Pubertät regelmäßig bewegen und körperlich gefordert werden.“, Jede nachfolgende Argumentation sollte nach diesem Schema aufgebaut werden.

Schritt 3: Die Erörterung ansprechend gestalten 

Hat Ihr Kind zu seinem Thema alle wichtigen Argumente gesammelt und seinen persönlichen Standpunkt dargelegt, geht es nun an die wirkungsvolle Gestaltung der schriftlichen Erörterung. Bei der linearen Erörterung bietet sich dazu folgendes Gliederungsschema an:

Die Einleitung

Die Einleitung ist dazu da, in das Thema der Erörterung einzuführen. Dazu kann Ihr Kind etwa auf die Aktualität des Themas hinweisen oder die jeweilige Problematik kurz skizzieren. Um das Interesse des Lesers zu wecken, kann Ihr Kind auch sein persönliches Interesse am Thema bzw. im Zusammenhang damit ein persönliches Ereignis schildern, z. B.: „In den letzten Wochen haben die Schüler unseres Jahrgangs ein zweiwöchiges Berufspraktikum absolviert. In der Nachbetrachtung hat sich gezeigt, dass einige Schüler das Praktikum als langweilig und überflüssig erlebt haben. Warum alle Schüler dennoch an diesem Praktikum teilnehmen müssen, wird nun an unserer Schule heftig diskutiert. Ich persönlich habe während des Praktikums zahlreiche wichtige – wenn auch nicht nur positive – Erfahrungen sammeln können.

Der Hauptteil

  • Der Hauptteil der Erörterung beginnt mit der Formulierung der eigenen Meinung bzw. These, z. B.: „Daher bin ich eindeutig der Meinung, dass das Berufspraktikum für Schüler eine sinnvolle Einrichtung ist.“
  • Nun muss Ihr Kind zur Begründung seiner Meinung die gesammelten Argumente (Behauptung, Begründung, Beispiel) vortragen, beispielsweise: „… Das Praktikum gewährt wichtige Einblicke in die Teamarbeit von Kollegen …“ oder „… Das Praktikum bietet Entscheidungshilfen für oder gegen einen Beruf …“
  • Die Verknüpfung der einzelnen Argumente sollte dabei möglichst abwechslungsreich gestaltet sein, z. B.: „… zum einen, zum anderen“, „… zu Beginn“, „… des Weiteren“, „… zweitens …, drittens …“, „… zu bedenken ist auch …“
  • Die lineare Erörterung wird auch steigernde Erörterung genannt, weil hier die Argumente vom weniger Wichtigen hin zum Wichtigsten angeordnet sein sollten. Insbesondere durch die Gestaltung der Überleitungen von einem Argument zum nächsten kann Ihr Kind diese zunehmende Bedeutsamkeit der Argumente hervorheben, etwa: „Besonders hervorheben möchte ich …“, „Ein weiteres wichtiges Argument ist …“, „Am Wichtigsten scheint mir aber …“

Der Schluss

Im Schlussteil seiner Erörterung sollte Ihr Kind die wichtigsten Argumente noch einmal überblicksartig zusammenfassen. Beenden kann Ihr Kind seine Erörterung mit einem Fazit oder Ausblick, z. B.: „Aufgrund dieser überzeugenden Argumente komme ich zu dem Schluss, dass …“, „Auch in Zukunft wird das Betriebspraktikum daher eine wichtige …“