Mitschreiben im Unterricht: Wie Ihr Kind gute Unterrichtsmitschriften anfertigt

Vielleicht noch nicht am Anfang der Mittelstufe, aber spätestens ab der 7. Klasse sollte Ihr Kind sich angewöhnen, wichtige Gedanken und Informationen im Unterricht mitzuschreiben, auch wenn der Lehrer dazu nicht ausdrücklich auffordert. Warum Mitschreiben im Unterricht wichtig ist und welche Techniken Ihr Kind heirbei anwenden kann, erfahren Sie in diesem Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Mindmap & Co.

Je weiter Ihr Kind in der Schule voranschreitet, umso umfangreicher und komplexer wird auch der Lernstoff. Ihr Kind tut also gut daran, im Unterricht so viel wie möglich mitzubekommen – also zu verstehen, zu fragen, auszuprobieren etc., um zu Hause nicht alles nacharbeiten zu müssen. Leider verhalten sich viele pubertierende Schüler gerade umgekehrt: Die Zeit in der Schule wird im Halbschlaf abgesessen oder mit Seitengesprächen undBlödeleien vergeudet. Zu Hause fehlt dann der Durchblick, so dass Hausaufgaben bzw. Vorbereitungen auf Tests entweder oberflächlich und unvollständig oder nur mit unverhältnismäßig großem Aufwand richtig und vollständig erledigt werden können. Beides schadet dem Aufbau einer guten Lernmotivation. Hinzu kommt, dass gerade in den höheren Klassen manche Lehrer doch noch einen großen Redeanteil während des Unterrichts haben.

Warum sollte Ihr Kind lernen, im Unterricht mitzuschreiben?

Der Lehrer selbst weiß zwar, was von seinen Erklärungen, Gedanken, Beispielen, Ausschmückungen etc. wichtig und was weniger wichtig ist. Den Schülern erschließt sich das aber nicht immer unmittelbar. Erst wenn Ihr Kind versucht, die wichtigen Inhalte der Stunde mitzuschreiben, muss es sich genau darauf konzentrierenKonzentration und ADHS. Natürlich muss Ihr Kind nicht in jedem Fach und in jeder Stunde alles mitschreiben. Zu viel ist auch nicht gut – es kann die Beteiligung am Unterricht verhindern oder erschweren. Wann und ob Ihr Kind im Unterricht mitschreiben sollte, hängt zum einen vom Unterrichtsstil des jeweiligen Fachlehrers ab, zum anderen aber auch von der Konzentrationsfähigkeit Ihres Kindes. Wer eher schnell mal mit seinen Gedanken abschweift, erhöht durch das Mitschreiben seine Aufmerksamkeit. Grundsätzlich lohnt es sich für Ihr Kind auf alle Fälle, das Mitschreiben so früh wie möglich zu trainieren, denn in der Oberstufe, während der Berufsausbildung oder während des Studiums sollte es diese Arbeitstechnik bereits beherrschen.

Wer im Unterricht mitschreibt, ist sicher im Vorteil!

Wenn Ihr Kind im Unterricht mitschreibt, wird es davon profitieren – vorausgesetzt, seine Mitschriften sind technisch gut und richtig angefertigt (doch dazu später). Hier zunächst fünf große Vorteile, die das Mitschreiben Ihrem Kind im Unterricht bringt:

1. Ihr Kind versteht die Unterrichtsinhalte besser

Will Ihr Kind im Unterricht mitschreiben, funktioniert das nur, wenn es aufmerksam zuhört und mitdenkt. Um richtig und strukturiert mitschreiben zu können, muss es nämlich ständig entscheiden, welche der Ideen, Gedanken, Informationen, Beispiele etc. wichtig bzw. unwichtig sind und in welcher Beziehung sie zueinander stehen.

2. Ihr Kind kann den Lernstoff besser verarbeiten und behalten

Durch das intensivere Mitdenken und zusätzliche Aufschreiben der wichtigen Unterrichtsinhalte werden diese automatisch besser im Gehirn Ihres Kinders verarbeitet und so auch besser gespeichert. In Tests hat man nachweisen können, dass Schüler, die im Unterricht mitgeschrieben haben, noch nach einer Woche wesentlich mehr Informationen erinnern konnten, als Schüler, die nicht mitgeschrieben haben – obwohl diese Schüler zwischenzeitlich ihre Aufzeichnungen nicht mehr angesehen hatten.

3. Ihr Kind kann sich leichter und besser am Unterricht beteiligen

Wer im Unterricht aufmerksam ist, immer weiß, worum es gerade geht, sowie beim Mitschreiben bereits Zuordnungen und Hierarchisierungen des Unterrichtsstoffs vornimmt, hat es leicht, sich am Unterricht zu beteiligen. Ihr Kind kann beim Mitschreiben die Inhalte bereits tiefer durchdringen als manch anderer Schüler in diesem Moment und so schlaue Antworten auf die Fragen des Lehrers geben bzw. selbst kluge, weiterführende Fragen formulieren.

4. Ihr Kind spart kurzfristig Zeit bei der Vorbereitung von Tests und Prüfungen

Wenn Ihr Kind im Unterricht den Lernstoff schon verstanden, verarbeitet und hinterfragt hat, bleibt ihm diese Mühe bei der Vorbereitung von Klassenarbeiten und Tests im Wesentlichen erspart. Hinzu kommt, dass es aufgrund seiner Mitschriften ziemlich sicher sein kann, dass es auch keine wesentlichen Themen oder Inhalte übersehen hat. Seine Materialien vervollständigen muss es im Regelfall vor einer Prüfung also auch nicht mehr. Ihr Kind spart durch seine Unterrichtsmitschriften also eine Menge Zeit und kann sich so auf das Wiederholen und Üben konzentrieren, um Sicherheit zu gewinnen und seinArbeitstempo zu steigern.

5. Ihr Kind baut sich langfristig eine gute Materialsammlung für Abschlussprüfungen auf

Sind die Unterrichtsmitschriften Ihres Kindes gut lesbar, übersichtlich und strukturiert, dann sollte es sie auf keinen Fall wegschmeißen, sondern gut archivieren. Mit der Zeit baut sich Ihr Kind so eine beachtliche Materialsammlung auf, die es vor allem bei der Vorbereitung auf umfangreichere Prüfungen nutzen kann. Ob nun der qualifizierte Haupt- bzw. Realschulabschluss oder das Abitur, die eigenen Aufzeichnungen sind für die Vorbereitung solcher Prüfungen sehr wertvoll. Schaut sich Ihr Kind nämlich auch nach längerer Zeit diese eigenen Mitschriften an, wird das bereits gespeicherte Wissen dazu wieder aktiviert.

Die Qualität der Mitschrift ist entscheidend!

Das Mitschreiben im Unterricht wird Ihrem Kind all diese Vorteile aber nur dann bringen, wenn seine Unterrichtsmitschriften auch entsprechend inhaltlich und optisch gestaltet sind. Genau genommen ist eine Mitschrift Ihres Kindes erst dann gut, wenn die notierten Stichwörter zusammen mit seiner Erinnerung bzw. dem gespeicherten Wissen im Nachhinein wieder alle wichtigen Zusammenhänge und Informationen preisgeben. Das geht aber nicht von jetzt auf gleich. Das Mitschreiben im Unterricht erfordert einerseits Übung – deshalb ist es wichtig, dass Ihr Kind in der Mittelstufe bereits mit dem Training beginnt.



Andererseits erfordern gute Mitschriften aber auch System
– daher wollen wir Ihnen im Folgenden zwei solche Techniken vorstellen:

1. Die chronologische Mitschrift

Diese Form der Mitschrift wenden wohl die meisten Menschen an. Sie ist eigentlich eine systematisierte Stichpunkt-Mitschrift, die den chronologischen Ablauf der Unterrichtsstunde dokumentiert.

Das Material

  • Am besten ist es, wenn sich Ihr Kind ein DIN-A4-Ringbuch mit Kästchen oder Linien besorgt, dessen einzelne Seitenbereits gelocht sind. So schreibt es sich ordentlich, und das Einheften der Mitschrift geht schnell.
  • Besser als Schulhefte sind Ringordner geeignet, denn dort kann Ihr Kind seine Mitschriften problemlos an die richtige Stelle einordnen.
  • Zusätzlich benötigt Ihr Kind nur ein gut bestücktes Federmäppchen mit farbigen Stiften und einem Lineal.

Wichtige Regeln und Symbole

  • Damit Ihr Kind immer den Überblick behält, sollten im „Kopf“ seiner Mitschrift das Fach, das Datum und das Thema der Stunde sowie die Seitenzahl vermerkt sein.
  • Stichwörter sind in jedem Fall besser geeignet als ganze Sätze. Stichwörter sparen Platz, bringen das Wesentliche auf den Punkt, und – sind sie gut gewählt – Ihr Kind erschließt, wie mit einem Schlüssel das bereits gespeicherte Wissen hinter dem Stich- bzw. Schlüsselwort.
  • Wenn möglich sollte Ihr Kind für die Schlüsselwörter oder kurzen Notizen selbst gewählte Formulierungen benutzen. So macht es sich den Lernstoff besser zu eigen.
  • Ordnung und Übersichtlichkeit sind beim Erstellen der Mitschrift wichtig, damit Ihr Kind später gut mit seinen Aufzeichnungen arbeiten kann. Dazu sollte es beim Mitschreiben immer Platz für Zwischenüberschriften lassen, mit Farben und Lineal arbeiten sowie einen breiten Rand für Fragen und wichtige Symbole lassen. Solche Symbole könnten z. B. sein:

    • !, !! wichtig bzw. sehr wichtig ?,
    • ?? unklar bzw. überhaupt nicht verstanden
    • Bsp. Beispiel
    • Def. Definition
    • Disk. Diskussion
    • Tafel Tafelanschrieb
    • Diktat Lehrerdiktat
    • HA Hausaufgabe etc.

2. Die Mindmap-Mitschrift

Eine andere Form der Unterrichtsmitschrift ist das Mindmapping.

Das Material

  • Auch hier sind gelochte DIN-A4-Ringbuchblätter am besten geeignet, allerdings blanko. Da Mindmaps eigentlich „Bilder“ sind, würden Kästchen oder Linien beim Zeichnen nur stören.
  • Das Papier sollte im Querformat benutzt werden, weil sich Mindmaps in der Regel wie die Äste eines Baums zu den Seiten hin ausbreiten.
  • Zum Zeichnen benötigt Ihr Kind mehrere verschiedenfarbige Stifte.

Wichtige Regeln

  • Das Thema der Stunde schreibt Ihr Kind mit Großbuchstaben in die Mitte des Blattes und zeichnet darum z. B. eine Ellipse oder eine Wolke.
  • Für jeden Hauptgedanken zeichnet es nun – von der Mitte ausgehend – einen dickeren Hauptast und beschriftet diesen auch mit Großbuchstaben.
  • Die zugehörigen Nebeninformationen fügt Ihr Kind jeweils am Ende des Hauptastes als Nebenäste an. Weitere Informationen werden als Zweige ergänzt.
  • Beschriftet werden die Haupt- und Nebenäste mit einzelnen

Schlüsselwörtern.

  • Zusätzlich sollte Ihr Kind mit Farben, Symbolen (s. o.) und kleinen Items (Mini-Bilder oder -Skizzen, die als Gedächtnisankerdienen) arbeiten. Sinnvoll ist es, jedem Hauptast sowie seinen zugehörigen Nebenästen eine eigene Farbe zu geben. Das erleichtert die Übersicht und dem Gedächtnis das Speichern der Inhalte.