So bewahrt Ihr Kind Ruhe bei Klassenarbeiten

Ganz gleich wie gut und ausführlich sich manche Schüler zu Hause auf eine bevorstehende schriftliche Arbeit vorbereitet haben sowie unabhängig davon, wie cool und sicher sie zu Hause alle Aufgaben lösen konnten: Vor und während der Arbeit bricht dann doch „die große Panik“ aus.  

Inhaltsverzeichnis

12 Tipps gegen die Panik

In diesem Beitrag geht es nicht um psychologische Hilfestellungen bei schwerwiegenden Prüfungsängsten. Vielmehr wollen wir Ihnen bzw. Ihrem Kind Tipps an die Hand geben, die ihm helfen, in Klassenarbeiten Ruhe zu bewahren, sich nicht von Mitschülern verunsichern zu lassen sowie genau, konzentriert und strategisch klug bei der Lösung der Aufgaben vorzugehen.

Je älter Ihr Kind wird, je weiter es von Klasse zu Klasse voranschreitet, umso mehr Bedeutung bekommen die schriftlichen Arbeiten in der persönlichen Wahrnehmung Ihres Kindes. Je nach Notenstand, persönlichem Ehrgeiz oder auch elterlichem Druck kommt am Morgen vor einer schriftlichen Arbeit eine bereits völlig entnervte, zappelige, unkonzentrierte Horde Schüler in den Klassenraum. Wer bis dahin noch ruhig war, ist es spätestens nach fünf Minuten nicht mehr. Nervosität ist nämlich eine ziemlich ansteckende „Krankheit“. Leider legen viele Schüler mit dem Start der Arbeit diese Nervosität nicht ab, sondern „verschleppen“ sie in die Prüfung. Die Folge: unkonzentriertes, fahriges Arbeiten, ungenaues Lesen, Flüchtigkeitsfehler, Unverständnis und noch mehr Panik.

11 Tipps für mehr Ruhe und Konzentration in Klassenarbeiten

Leider gibt es keinen Trick, mit dem Ihr Kind Panik oder Nervosität von jetzt auf gleich ablegen kann. Die folgenden Tipps können Ihrem Kind aber helfen, während einer Klassenarbeit Ruhe zu bewahren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren:

Tipp 1: Dem Lehrer genau zuhören

Häufig gibt der Lehrer zu Beginn beim gemeinsamen Lesen der Aufgabenstellung wertvolle Hinweise und Tipps. Wenn Ihr Kind jetzt schon mit dem Lösen der Aufgaben beginnt – und das machen leider viele Schüler –, könnte es Wichtiges überhören.

Tipp 2: Nachfragen, wenn etwas unklar ist

Sollte Ihr Kind eine Aufgabenstellung nicht verstehen, dann sollte es besser gleich beim Lehrer nachfragen, bevor es sich lange den Kopf zerbricht oder unerlaubten Kontakt zum Tischnachbarn aufnimmt.

Tipp 3: Aufgabenstellungen und Texte gründlich durchlesen

Fehler entstehen meist dadurch, dass Aufgabenstellungen und Texte aus Zeitdruck nur oberflächlich gelesen werden. Ihr Kind sollte sich deshalb genug Zeit zum Lesen nehmen.

Tipp 4: Das eigene Arbeitstempo finden und nicht auf die anderen achten

Ihr Kind sollte sich nicht von Mitschülern verrückt machen lassen, die scheinbar schneller arbeiten. Wichtiger ist es, das eigene Arbeitstempo zu finden und beizubehalten.

Tipp 5: Vom Leichten zum Schweren

Das hat zwei Vorteile: Zunächst verschafft sich Ihr Kind so schnell Erfolgserlebnisse – das motiviert. Außerdem sammelt es so schon zu Beginn der Arbeit wichtige Punkte für die Gesamtnote. Wenn Ihr Kind hingegen mit einer schwierigen Aufgabe beginnt, könnte es rasch verzweifeln, falls es nicht schnell genug die Lösung findet.

Tipp 6: Lösungsskizzen anfertigen

Häufig erleichtert es das Lösen einer Aufgabe, wenn Ihr Kind auf einem Schmierzettel vorher den Lösungsweg aufschreibt. Darüber hinaus muss es im Arbeitsheft weniger durchstreichen und korrigieren. Das äußere Erscheinungsbild der Arbeit wird so sauberer.

Tipp 7: Rituale finden

Rituale können viele Bedeutungen und Funktionen haben. Eine davon ist, schwierige Situationen gut meistern zu können. Rituale sind immer gleiche Verhaltensweisen oder Handlungsabläufe, die in schwierigen Situationen Halt und Orientierung bieten können. Fast jeder Leistungssportler z. B. hat ganz eigene Rituale ausgebildet, die ihm Sicherheit für den bevorstehenden Wettkampf geben. Die folgende wahre(!) Geschichte von Stefan erzählt, wie kleine Rituale auch in Klassenarbeiten Sicherheit geben können und somit das konzentrierte Arbeiten erleichtern:

Stefan und ich (Dirk Konnertz) waren Freunde und Tischnachbarn in der Schule. Eigentlich war Stefan ein netter Kerl, ein richtiger Kumpel, mit dem man ordentlich Blödsinn machen konnte. Doch bei Klassenarbeiten nervte er mich regelmäßig, weil er sich da äußerst seltsam verhielt. Kurz vor Beginn waren die meisten aus unserer Klasse damit beschäftigt, sich gegenseitig verrückt zu machen: „Diese Arbeit wird bestimmt noch grausamer als die letzte! Die letzte Klassenarbeit im Halbjahr ist bei Herrn Engelbert immer besonders schwer.

Und Stefan? Ihn schien das alles wenig zu interessieren. Er sortierte ruhig seine Stifte und legte wie immer einen Apfel und ein eingepacktes Leberwurstbrot auf den Tisch. Nun flammten bei uns kurz vor dem Start oft noch einmal Gefühle der Hoffnung auf: Der Lehrer könnte ja die Arbeitshefte vergessen haben, vielleicht ist er ja auch kurzfristig krank geworden. Gestern sah er irgendwie auffällig blass aus. Vielleicht ist heute ja auch eine wichtige Lehrerkonferenz, und die Arbeit muss verschoben werden. Solche Gedanken schossen mir immer kurz vor Stundenbeginn durch den Kopf.

Doch leider nichts von alledem, denn Herr Engelbert betrat pünktlich wie immer unseren Klassenraum. Ein heftiges Stöhnen ging durch die Klasse. Einige unserer „Abschreiber“ wurden schnell noch auseinandergesetzt, bevor die Hefte ausgeteilt wurden. Stefans für mich unverständlicher Kommentar in diesem Moment war: „Schön, endlich kann es losgehen!“ Und wie ging’s dann weiter? Na ja, das kann man sich wahrscheinlich denken: Die meisten in der Klasse schwitzten sich zu Tode, aber Stefan behielt die ganze Zeit die Nerven. Als ich bereits mit der ersten Aufgabe begann, war Stefan damit beschäftigt, alle Aufgaben in Ruhe noch einmal zu lesen und dabei von seinem Leberwurstbrot abzubeißen. Obwohl ich früher angefangen hatte, war Stefan trotzdem immer vor mir mit allen Aufgaben fertig. Er hatte im Gegensatz zu mir sogar Zeit, kleine Pausen einzulegen, in denen er cool an seinem Apfel nagte.“

Beim Lesen dieser Geschichte von Stefan ist Ihnen sicher aufgefallen, dass er sich nicht von den anderen ablenken ließ, sondern genau wusste, wann er was zu tun hat. So nahm Stefan zum Beispiel zu jeder Arbeit einen Apfel und ein Leberwurstbrot mit. Kurz bevor die Arbeit ausgeteilt wurde, sagte er immer fröhlich: „Schön, endlich kann es losgehen!“ Solche Rituale helfen in schwierigen Situationen – nicht nur Stefan, sondern auch Ihrem Kind. Dazu sollte es in Ruhe überlegen, welche Rituale es vor und während der Arbeit, in Panikmomenten und bei der Kontrolle der Aufgaben am Schluss der Klassenarbeit positiv unterstützen bzw. beruhigen könnten.

Tipp 8: Kleine Pausen einlegen und den Energiespeicher auftanken

Pausen sind wichtig, damit sich Ihr Kind über einen längeren Zeitraum konzentrieren kann. Wenn die Konzentration nachlässt, ist unbedingt eine kurze Pause nötig. Andernfalls baut sich die Konzentrationsleistung immer weiter ab. Eine kleine Pause ist also keine Zeitverschwendung, sondern eine notwendige Auszeit. Sollten Essen und Trinken erlaubt sein, kann Ihr Kind die Kurzpause nutzen, um sich neue Energie zuzuführen. Am besten geeignet sind Mineralwasser oder Fruchtsaftschorle. Nicht geeignet sind zuckerhaltige Getränke und Süßigkeiten, denn zu viel Zucker könnte Ihr Kind zusätzlich nervös machen. Höchstens zehn Minuten vor Ende der Arbeit sind Schokolade, Cola & Co. erlaubt – aber nur um sich auf der Zielgeraden noch einmal kurz zu „dopen“.