Gute Privatschulen in Deutschland: Einblick in 3 Privatschulen

Durch Erfahrungen mit der Privatschule in Form von drei unterschiedlichen Privatschulen quer durch Deutschland gibt Ihnen der folgende Bericht einen Eindruck über den Alltag der Schulkinder. Die Privatschulen stehen stellvertretend für das wöchentlich wachsende Angebot solcher. 

Inhaltsverzeichnis

Erfahrungen mit der Privatschule

Bunt und lebendig geht es zu an der privaten Montessorischule Amberg, einer Grund- und Hauptschule mit sechs so genannten Regenbogenklassen. Diese Klassen in der Privatschule sind in drei verschiedene Entwicklungsabschnitte eingeteilt: die Grundstufe, die Orientierungsstufe und die Spezialisierungsstufe.

Der Unterricht teilt sich in die Freiarbeit und die Fachstunden, zum Beispiel Englisch, auf. Damit die Kinder trotz des selbstbestimmten Lernens ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren, hat die Privatschule einen Leitfaden entwickelt, der den Kindern zeigt, was es zu lernen gibt. Dieser Leitfaden wird Roter Faden genannt und stellt sicher, dass jedes Kind sein Lernziel  in der Privatschule erreicht. Die Lernziele der Grund- und Hauptschule entsprechen den Zielen des bayerischen Lehrplans für Grund- und Hauptschule. Weitere Schwerpunkte sind das selbstständige und eigenverantwortliche Arbeiten sowie das Erwerben der sozialen Kompetenz.

  • Die Grundstufe: Sie besteht aus zwei jahrgangsgemischten Klassen mit rund 24 Schülern von der ersten bis zur dritten Jahrgangsstufe. Jede Klasse wird von zwei Pädagogen begleitet, die jedem Schüler dort helfen, wo er gerade Schwierigkeiten hat oder Unterstützung benötigt. Die Schüler wählen sich ihre Aufgaben selbst und erarbeiten sich viele Lernziele selbstständig mit Hilfe des Materialangebots.
  • Die Orientierungsstufe: Sie besteht in dieser Privatschule aus zwei jahrgangsgemischten Klassen von der vierten bis zur sechsten Jahrgangsstufe. Nach der vierten bzw. fünften Jahrgangsstufe können geeignete Schüler an eine weiterführende Schule übertreten. Sie nehmen dazu am Probeunterricht der jeweiligen Schule teil. Auf diesen Probeunterricht werden die Schülerinnen und Schüler gezielt vorbereitet.
  • Die Spezialisierungsstufe: Sie besteht aus zwei jahrgangsgemischten Klassen von der siebten bis zur neunten Jahrgangsstufe. Nach Abschluss und mit dem Bestehen der neunten Jahrgangsstufe haben die Kinder automatisch einen Hauptschulabschluss.

Für die Private Montessori Grund- und Hauptschule Amberg fallen Kosten von monatlich 130€ pro Kind sowie ein einmaliges Elterndarlehen von 1.000€ an, das am Ende der Schulzeit in dieser Privatschule zurückgezahlt wird. Dazu kommen Kosten für Schulmaterialien, falls gewünscht, Mittagessen und Klassenfahrten. Der Unterricht findet vormittags statt, eine darüber hinausgehende Betreuung ist zwischen 7.30 Uhr und 14.15 Uhr gewährt. Anschließend werden noch verschiedene Kurse im Freizeitbereich der Privatschule angeboten.

Keine Noten für Montessori-Schüler

Da sich die Kinder an der Montessorischule mit unterschiedlichen Themen beschäftigen, macht das Schreiben von Klassenarbeiten oder Proben keinen Sinn. Es gibt demnach auch keine Noten und keine Notenzeugnisse auf dieser Privatschule. Trotzdem erhält jedes Kind täglich eine Rückmeldung über seine Leistungen, halbjährlich ein Zwischenzeugnis in Form eines ausführlichen Briefes und ein Jahreszeugnis, die so genannte IzEL (Information zum Entwicklungs- und Lernprozess). Die IzEL ist eine von der bayrischen Staatsregierung genehmigte und verbindliche Zeugnisform für alle Montessori-Schulen in Bayern, die im Montessori-Landesverband zusammengeschlossen sind. Darin werden die Lernziele jedes Unterrichtsfaches aufgeschlüsselt und einzeln beurteilt, so dass sowohl Stärken als auch Schwächen des einzelnen Schülers deutlich sichtbar werden.

Der Campus Klarenthal

Mit nur 46 Kindern ist im Sommer 2008 die private Gesamtschule Campus Klarenthal in das neue Schuljahr gestartet. Mit zwei Lehrern pro Klasse und einem bestechenden pädagogischen Konzept, stadtnah und trotzdem direkt am Wald gelegen, wagt sich die Modellschule des evangelischen Vereins für Innere Mission (EVIM) mit engagierten Lehrkräften für gute Privatschulen an neue Lernmethoden. Die Religionszugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler spielt trotz des kirchlichen Trägers keine Rolle.

Eine Grundschule sowie bauliche Erweiterungen und eine Oberstufe sind für diese Privatschule bereits in Planung. Im Gründungs- und Beratungsteam der neuen Gesamtschule ist die Pädagogin Enja Riegel, die bis 2003 die mehrfach mit Preisen ausgezeichnete Helene-Lange-Gesamtschule mit Elementen der Freinet-Pädagogik in Wiesbaden geleitet hat.

Die besonderen Merkmale der Privatschule sind:

  • Kunst, Musik und Theater mit professionellen, aktiven Künstlern
  • selbstständiges Lernen und Forschen in der Natur, in Werkstätten, in naturwissenschaftlichen Laboren, aber auch außerhalb der Schule, häufig in Form von realen, fächerübergreifenden Lebens- und Erfahrungsprojekten
  • mehrere Fremdsprachen mit längeren Auslandsaufenthalten und unter Mithilfe von ausländischen Lehrern
  • umfangreiche, herausfordernde Praktika in Betrieben, sozialen Einrichtungen, bei Film und Fernsehen
  • Viel Engagement und Interesse auch seitens der Lehrer

Die pädagogisch experimentierfreudige Ganztagsschule (Unterricht von 7.30 Uhr bis 18 Uhr) ermöglicht alle Bildungsabschlüsse bis zum Abitur. Ob Teilleistungsstörung oder Hochbegabung: Auf dieser Privatschule wird jedes Kind individuell unterstützt. Dabei ist es den Lehrerinnen und Lehrern der Privatschule wichtig, dass alle Kinder gemäß ihren Begabungen gefördert werden. Wolfgang Stamm, Schlagzeuglehrer, Musiker und selbst dreifacher Vater, erklärt im Interview: „Es ist eine echte Herausforderung, bei den Jungen und Mädchen der 5. Klasse die Begeisterung zum Musikmachen zu wecken. Aber genau das ist es, was mich dazu gebracht hat, hier als Musiklehrer zu arbeiten. Ich möchte es auf jeden Fall besser machen als meine eigenen Musiklehrer in der Schule! Diese Schule gibt mir und meinen Kolleginnen den entsprechenden Freiraum dazu.“

Noch bekommt die Privatschule keine Zuschüsse

Das lassen sich die Eltern gerne etwas kosten. Zwischen 200€ und 875€ pro Monat kostet zurzeit ein Platz im 2008 neu eröffneten Campus Klarenthal – je nach Einkommen der Eltern. Da Privatschulen erst nach drei Jahren eine staatliche Unterstützung erhalten, gibt es momentan noch keine „kostenlosen“ Plätze. Geplant ist für die Privatschule ein Stipendienfonds, der später auch sozial schwachen Familien den Besuch der Privatschule erlaubt (www.campus-klarenthal.com).

BEST-Sabel Grundschule und Oberschule in Berlin

Seit 1990 agiert die BEST-Sabel-Bildungszentrum GmbH auf dem Berliner Bildungsmarkt und bietet auf Fachschulen unterschiedliche Berufsausbildungen an. Seit 2000 engagiert sich die GmbH auch auf dem Gebiet der allgemein bildenden Schulen. 2000 startete die Grundschule, im Jahr 2004 kam die Oberschule mit zurzeit 105 Plätzen hinzu, an der Schülerinnen und Schüler den mittleren Schulabschluss oder das Abitur absolvieren können.

Lernen bis 16 Uhr ist auf dieser Privatschule Alltag

Wie die meisten Privatschulen ist auch die staatlich anerkannte BEST-Sabel-Schule eine Ganztagsschule, die Unterricht, Hausaufgabenbetreuung, Förderung oder Mittagessen ab der ersten Klasse bis zum Abitur von 8 bis 16 Uhr anbietet. Eine Rundumbetreuung ist daher stets gewährleistet. Auf der Oberschule werden in erster Linie Kinder aus der eigenen Grundschule aufgenommen, ein Quereinstieg ist nach einem gründlichen Erstgespräch bei dieser Privatschule aber auch möglich. „Wir sind eine weltoffene Schule, Religionsunterricht findet hier nicht statt, die Religion unserer Schüler hat keinen Einfluss auf ihre Aufnahme. Unsere Schülerinnen und Schüler bekommen den Schulabschluss nicht geschenkt, sie werden jedoch gemäß ihren Möglichkeiten intensiv gefördert, mehr als an staatlichen Schulen leistbar ist“, erklärte die Schulleiterin Dr. Martina Dietrich im Interview.

Förderprogramme mit hohem Anspruch

In der Tat bekommen die Eltern für ein monatliches Schulgeld von rund 380€ im Monat auch einen Gegenwert, denn die Privatschule legt großen Wert darauf, jeden Schüler individuell zu fördern. Ein Teil des Unterrichts wird daher jahrgangs- und klassenübergreifend durchgeführt, so dass jedes Kind seinem Leistungsniveau entsprechend angesprochen werden kann. Da kann es schon mal passieren, dass über einen begrenzten Zeitraum in einer Schulstunde nur zwei Schüler in der Privatschule unterrichtet werden, um Versäumtes nachzuholen. Für einige Schüler gibt es im Bereich Arbeitslehre auch die Möglichkeit, ihren Leistungsstand über vorwiegend praktische Tätigkeiten zu erlangen.

Legasthenie? Kein Problem!

Auch Kinder mit Teilleistungsstörung sind an der Oberschule gut aufgehoben. Bei jedem Schüler wird mit einem standardisierten Testverfahren (Hamburger Schreibprobe) festgestellt, ob eine Lese-Rechtschreibschwäche oder eine Legasthenie vorliegt. Anschließend wird auf dieser Privatschule entschieden, welche Förderung dem Kind angeboten werden kann. Bei einer stark ausgeprägten Legasthenie findet die Förderung durch speziell ausgebildete pädagogisch-therapeutische Fachkräfte in Zusammenarbeit mit einem Lese-Rechtschreib-Studio in der Schule statt. Bis zur 9. Klasse werden die betroffenen Kinder unterstützt und der Nachteilsausgleich gewährt. „Eine Legasthenie darf kein Grund dafür sein, das Abitur nicht zu schaffen,“ verteidigt die Schulleiterin die betroffenen Schüler.

  • Mein Tipp: Wenn Sie sich für eine bestimmte Privatschule interessieren, besuchen Sie auf jeden Fall die entsprechende Internetseite und lassen Sie sich das Schulkonzept als Erfahrungen mit der Privatschule zuschicken. Sagt es Ihnen zu, können Sie sich zu einem persönlichen Gesprächstermin anmelden.