Baby-led Weaning

Karottenbrei ab dem fünften Monat und Beikosteinführung "nach Plan" – das ist out beim Baby-led Weaning, einem Trend aus Großbritannien. Beim „Babygesteuerten Beikoststart“ entdecken Babys das Essen selbst, sobald sie dafür bereit sind. 

Inhaltsverzeichnis

Beikost anders einführen

Beikost – das bedeutet für viele Eltern und ihre Babys erst einmal Stress! Das Kleine schiebt den liebevoll gekochten Gemüsebrei wieder und wieder aus dem Mund heraus, Mama befördert ihn mit wachsender Entschlossenheit immer wieder in den Mund hinein. Doch es geht auch anders.

Baby-led Weaning – ideal für kleine Breiverächter

Beim Baby-Led Weaning (auf Deutsch „babygesteuertes Entwöhnen“), propagiert von der englischen Hebamme und Gesundheitsberaterin Gill Rapley, entscheidet das Baby selbst, wann und auch was es essen möchte. Es wird nach Bedarf gestillt oder mit Säuglingsmilch gefüttert. Zusätzlich bekommt es geeignete Nahrungsmittel in Reichweite gelegt. Nahrung wird nicht püriert, sondern in Stücken angeboten. Anfangs wird ein Baby das Essen nur mit Mund und Händen untersuchen und so mit allen Sinnen begreifen. Dann wird es von allein herausfinden, wie man isst. Auf diese Art und Weise sollen Kinder einen gesunden Appetit entwickeln und später eine breite Palette an Nahrungsmitteln akzeptieren.

Die 15 wichtigsten Regeln beim Baby-led Weaning

  1. Lassen Sie Ihr Baby zu den Mahlzeiten mit am Familientisch sitzen, sodass es Sie nachahmen kann. Bieten Sie ihm Essen an, sobald es sich dafür interessiert (meist nicht vor Ende des sechsten Monats). Geben Sie ihm die Nahrungsmittel nicht in die Hand, sondern legen Sie sie vor Ihr Baby auf den Tisch oder lassen Sie es aus Ihrer Hand nehmen – Ihr Baby entscheidet, ob es zugreift.
  2. Muttermilch (oder Säuglingsmilch) ist weiterhin die Basis der Ernährung Ihres Babys beim Baby-led Weaning. Es dauert meist eine ganze Weile, bis ein Baby so viel isst, dass sich die Brust- bzw. Flaschenmahlzeiten reduzieren. Stillen Sie nach Bedarf!
  3. Beginnen Sie mit „Essens-Experimenten“, wenn Ihr Baby weder hungrig noch müde ist. Anfangs geht es nicht darum, dass Ihr Kind etwas isst, sondern dass es sich mit dieser neuen Art der Nahrung erst einmal vertraut macht.
  4. Wenn Ihr Baby etwas zu essen in der Hand hat, muss es immer aufrecht sitzen! Setzen Sie es sich entweder – mit dem Gesicht Richtung Tisch – auf den Schoß oder lassen Sie es in einem Hochstuhl sitzen, sofern es alleine sitzen kann.
  5. Lassen Sie Ihr Baby niemals unbeaufsichtigt essen.
  6. Geben Sie Ihrem Baby keine Nahrungsmittel, die es leicht verschlucken kann, z.B. Nüsse oder Pistazien.
  1. Bieten Sie beim Baby-led Weaning gesunde Familienkost an. Ihr Baby darf Obst und Gemüse (gekocht wie auch roh), Kartoffeln, Brot, Reis, Nudeln, Fleisch, Käse, gut durcherhitzte Eier und Fisch bekommen. Verzichten Sie auf Speisen mit zugesetztem Zucker oder Salz, vor allem Fast Food und Fertiggerichte (auch Konserven, Soßen und Dressings!). Tabu sind auch Honig, Schalentiere und nicht vollständig durcherhitzte Eier (z. B. weiche Eier oder Spiegeleier, wenn der Dotter nicht fest ist).
  2. Bieten Sie Lebensmittel in dicke Stifte geschnitten (wie Pommes) oder in Streifen an, sodass Ihr Kleines sie gut in der Faust halten kann. Lassen Sie Ihr Kind, wenn möglich, dasselbe essen wie der Rest der Familie.
  3. Bieten Sie eine breite Auswahl an Nahrungsmitteln an, sodass Ihr Baby unterschiedliche Geschmacksrichtungen und Konsistenzen kennenlernen kann.
  4. Ihr Baby bestimmt, wann und wie viel es isst! „Helfen“ Sie nicht, indem Sie ihm Essen in den Mund stecken. 
  5. Es ist völlig normal, dass Ihr Kleines anfangs kaum etwas isst. Wenn es erst einmal entdeckt hat, dass es das, was es in der Hand hält, essen kann, wird es beginnen, daran herumzunagen und auch zu schlucken.
  6. Es dauert eine Weile, bis Ihr Baby motorisch so geschickt ist, dass es auch an die Stücke in seiner Faust gelangt und diese aufessen kann. Anfangs bleibt daher immer etwas Essen in der Hand übrig.
  7. Lehnt Ihr Baby bestimmte Nahrungsmittel ab, probieren Sie es nach einigen Tagen bis Wochen wieder. Oft isst es anfangs verschmähte Speisen später doch.
  8. Bieten Sie immer wieder Wasser als Getränk aus einem Becher oder einer Tasse an, auch wenn es eine Weile dauert, bis Ihr Baby sich dafür interessiert. So lange Ihr Kleines noch viel Milch trinkt, braucht es keine zusätzliche Flüssigkeit.
  9. Rechnen Sie mit Geklecker. Anfangs sind Lätzchen mit Ärmeln und Auffangtasche praktisch. Legen Sie eine saubere Plastikunterlage unter Babys Sitzplatz. So können Sie leichter sauber machen und eventuell sogar heruntergefallenes Essen ohne hygienische Bedenken erneut anbieten. 

Baby-led Weaning: Pro und contra

Nach Gill Rapley ist die Gefahr des Erstickens beim Baby-led Weaning nicht größer als bei Breifütterung, wenn die oben angeführten Punkte beachtet werden. Das sehen Kinderärzte und Ernährungsberater nicht immer so entspannt. Zu Beginn der Beikostphase könnten (vor allem rohe!) längliche Obst- und Gemüsestücke doch die Gefahr des Verschluckens erhöhen.

Auch ist die Nährstoffaufnahme beim Baby-led Weaning anfangs nicht optimal, weil das Baby nur auf dem Essen herumlutscht oder -kaut. In Breiform können Gemüse, Kartoffeln und insbesondere Fleisch jedoch problemlos aufgenommen werden (siehe dazu auch dieser Foreneintrag im Elternwissen-Forum. Allerdings akzeptiert nicht jedes Baby Beikost „planmäßig“ ab sechs Monaten. Da Zwang beim Füttern grundsätzlich kontraproduktiv ist, muss man immer Geduld haben und abwarten, wann ein Baby bereit ist für Beikost.