Trotzanfall: Wie viel Nein darf sein?
Kinder in der Trotzphase
Die Trotzphase, ein Meilenstein in der kindlichen Entwicklung, beginnt gegen Ende des zweiten Lebensjahres und dauert etwa bis zum vierten Lebensjahr. Es geht dabei aber nur bei oberflächlicher Betrachtung um Trotz und Widerstand, sondern im Wesentlichen um die Ablösung und das Selbstständigwerden Ihres Kindes.
Um gelassener zu werden, sollten Sie wissen, dass ein Trotzanfall zur Entwicklung Ihres Kindes gehört
Das probateste Mittel, einigermaßen gelassen zu bleiben, ist das Wissen, dass die Trotzphase ein äußerst wichtiger Schritt in der Persönlichkeitsentwicklung Ihres Kindes ist. Sein eigener Wille erwacht – er zeigt sich in Form von Trotzreaktionen und Gehorsamsverweigerung. Dabei wendet sich Ihr Kind aber nicht in erster Linie gegen Sie. Es leidet vielmehr unter seiner eigenen Unzulänglichkeit. Es möchte die Welt erobern und seine eigenen Wege gehen. Dabei stößt es unweigerlich an Grenzen, dass es etwas beispielsweise noch nicht kann. Gleichzeitig „funktionieren“ auch die geliebten Eltern plötzlich nicht mehr so, wie es sich das vorstellt. Sie verbieten ihm etwas oder bestrafen es – kurz, sie setzen Grenzen. Und das führt bei Ihrem Kind zu einer Art „Panikreaktion“, dem Trotzanfall. Es ist dann nicht mehr in der Lage, die Situation zu überblicken, fühlt sich verzweifelt und kann dem Chaos seiner Gefühle nicht mehr Herr werden.
Bloß nicht noch mehr Grenzen in der Trotzphase für Ihr Kind!
Da Sie jetzt um das Gefühlschaos und die Verzweiflung Ihres Kindes im Trotzanfall wissen, wird es Ihnen leichter fallen, ihm gerade in dieser Phase besonders viel Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken. In einer Entwicklungsphase, in der es ohnehin Probleme mit der Anpassung an die Welt hat, sind zusätzliche Einschränkungen und Strafen das Letzte, was Ihr Kind verkraften kann. Natürlich ist es absolut verständlich, dass Sie selbst häufig aufgebracht und verärgert über das Verhalten Ihres Kindes sind und ihm nur schwer die erforderliche Zuneigung und Geduld entgegenbringen können.
Mein Tipp bei einem Trotzanfall |
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Stellen Sie sich vor, wie Sie sich fühlen, wenn Sie wütend und/oder verzweifelt sind, weil gar nichts so funktioniert, wie Sie es sich wünschen. Denken Sie daran, was Sie selbst brauchen, wenn Sie das Gefühl haben, die ganze Welt ist gegen Sie. So können Sie sich besser in Ihr Kind einfühlen und liebevoller in dieser schwierigen Situation reagieren. |
Beugen Sie dem Trotzanfall vor
Überprüfen Sie die Liste Ihrer Regeln und Verbote. Jetzt gilt die Maxime: Weniger ist mehr! Reduzieren Sie potenzielle Konfliktsituationen auf ein Minimum. Entfernen Sie lieber „interessante“ Gegenstände, die für Ihr Kind ungeeignet sind, als sie Ihrem Kind immer wieder zu verbieten.
Sprechen Sie verständlich, klar und deutlich mit Ihrem Kind. Endlos lange Erklärungen und Vorträge führen selten zum Ziel. Erklären Sie Ihrem Kind trotzdem kurz und in verständlicher Form, warum es etwas nicht darf.
Geben Sie Ihrem Kind die Möglichkeit, sich auf Veränderungen einzustellen. Sagen Sie Ihrem spielenden Kind z. B. schon zehn Minuten vorher, dass Sie bald spazieren gehen wollen. Alles, worauf es sich einstellen kann, kann es auch leichter annehmen.
Planen Sie grundsätzlich für alle Tätigkeiten etwas mehr Zeit ein. Wenn Sie sich weniger unter Druck fühlen, fällt es leichter, gelassen zu reagieren.
Bleiben Sie für Ihr Kind berechenbar. Nichts verwirrt es mehr als unterschiedliches Verhalten in derselben Situation! Manchmal Ja, dann wieder Nein, ab und zu ein Vielleicht und manchmal lange Diskussionen machen es ratlos.
Zeigen Sie Ihrem Kind in guten Momenten immer wieder Ihre Zuneigung. Nehmen Sie es einfach öfter in den Arm, kuscheln Sie zusammen, hören Sie ihm aufmerksam zu, bewundern und loben Sie es.
Unterstützen Sie Ihr Kind möglichst oft in seinen Bestrebungen nach Selbstständigkeit. Bieten Sie Situationen an, in denen Ihr Kind selbstständig sein kann. Nehmen Sie sich Zeit für gemeinsame Unternehmungen, in denen Ihr Kind das Tempo angibt.