Loslassen lernen in 3 Schritten

Kleine Kinder brauchen unsere ganze Fürsorge und Aufmerksamkeit, damit ihnen nichts geschieht. Doch wenn Kinder größer werden, möchten sie auch selbstständiger handeln, allein ihre Entscheidungen treffen und Risiken eingehen. Schritt für Schritt müssen Kinder und Eltern dann lernen, die enge Bindung verantwortungsbewusst zu lockern. Hilfreiche Tipps wie Sie als Eltern das Loslassen lernen und wie wichtig Vertrauen für diesen Prozess ist, lesen Sie im folgenden Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Warum und in welchen Situationen Vertrauen in Ihr Kind so wichtig ist

Es gibt viele klassische Situationen, in denen Eltern das Loslassen ihres Kindes üben müssen. Immerhin ist es der Lauf der Dinge, dass Kinder sich freistrampeln, selbstständiger werden und irgendwann ein eigenes Leben führen. Das geht nicht von heute auf morgen. Einen festen Zeitpunkt für bestimmte Veränderungen gibt es nicht, denn jedes Kind entwickelt sich anders. Zu den Etappen, die fast alle Eltern und Kinder irgendwann einmal durchlaufen, gehören beispielsweise:

  • allein in der Stadt einkaufen gehen
  • selbst bestimmen, wofür das Taschengeld ausgegeben wird
  • seine Freunde selber aussuchen

Beispiel zum Loslassen lernen: Nils will alleine in die Schule laufen

Nils ist sieben Jahre alt und geht in die zweite Klasse. Seine Grundschule ist ungefähr einen Kilometer weit entfernt, und bisher hat sein Vater ihn jeden Morgen pünktlich zum Unterrichtsbeginn dort abgesetzt. Nils Eltern finden es sicherer, wenn der Grundschüler nicht allein in die Schule läuft. Sie machen sich Sorgen, ob ihr Kind mit dem Verkehr und der Straßenüberquerung zurechtkommt. In letzter Zeit fragt Nils aber immer öfter, ob er nicht mit seiner Freundin Helene zusammen laufen kann. Er möchte nicht wie ein Kleinkind vom Papa in die Schule gebracht werden.

Angst und Misstrauen machen das Loslassen lernen so schwer

Die Eltern von Nils haben gute Gründe, warum ihr Sohn nicht allein in die Schule laufen soll. Sie sorgen sich um seine Sicherheit, trauen ihm kein verantwortungsbewusstes Verhalten im Straßenverkehr zu und haben Angst vor unplanbaren Ereignissen wie beispielsweise einer Entführung. Diese Sorgen und Ängste haben eine Ursache. Die Eltern lieben ihr Kind und möchten es unter allen Umständen beschützen. Doch mit diesem übertriebenen Schutzverhalten engen die Eltern die Entwicklung ihres Kindes ein. Sie beschützen es, behindern es aber auch in seiner Entwicklung. Drei Schritte sind notwendig, um ihr Kind vorsichtig loszulassen.

3 Schritte zum Loslassen lernen

Loslassen lernen Schritt 1: Überprüfen Sie Ihre innere Haltung

Zunächst sollten Eltern sich fragen, warum es ihnen so schwer fällt, ihr Kind loszulassen. Gerade Mütter empfinden das Verhältnis zu ihrem Kind oft wie eine Symbiose, eine ganz starke Verbindung. Eltern sollten sich klarmachen, dass diese Verbindung lockerer werden muss, um dem Kind ein eigenständigeres Leben zu ermöglichen. Loslassen ist ein Teil der Erziehung, oft ein sehr schwieriger. Doch wenn ein Kind seine Persönlichkeit entwickeln soll, muss es eigene Erfahrungen machen dürfen.

Loslassen lernen Schritt 2: Erinnern Sie sich an Ihre eigene Kindheit

Oft fällt es Eltern leichter loszulassen, wenn sie sich an ihre eigenen Abnabelungsversuche erinnern. Sicher können sich viele noch daran erinnern, wie schwer es war, die eigenen Eltern von etwas zu überzeugen. Und wie befriedigend und erleichternd, wenn das gelungen war. Das Hineinversetzen in die Wünsche der Kinder hilft dabei, sie langsam loslassen zu können.

Loslassen lernen Schritt 3: Stärken Sie das Vertrauen und bauen Sie Sicherheitspuffer ein

Gegen reale Ängste helfen konkrete Absprachen. So können beispielsweise Schulwege vorab noch einmal gemeinsam abgegangen werden, um dem Kind und den Eltern ein sicheres Gefühl zu vermitteln. Auch regelmäßige, telefonische Rückmeldungen helfen beim Loslassen. Sie ermöglichen es jederzeit festzustellen, ob es dem Kind gutgeht. Gemeinsam verabredete Zeitspannen, die nach und nach verlängert werden können, ermöglichen auch ein leichteres Loslassen. Generell müssen Eltern sich darauf verlassen können, dass ihr Kind sich meldet, sobald etwas nicht in Ordnung ist.

Beispiel zum Loslassen lernen Nils: Diese Lösung ist für alle gut

Um ihrem Kind besser vertrauen zu können, haben die Eltern den Schulweg gemeinsam mit Nils geübt. Der Junge hat versprochen, die Straße nur an den Ampeln zu überqueren. In der ersten Woche hat Nils immer kurz angerufen, wenn er die Schule erreicht hatte. Alles lief gut, und inzwischen kann der Anruf unterbleiben. Nils bewältigt auch den Heimweg allein, nur wenn etwas Unerwartetes passiert, meldet er sich kurz zu Hause. Inzwischen sind Nils’ Eltern sehr stolz auf ihren Sohn und freuen sich auch über die gewonnene eigene Zeit.