So löst Ihr Kind Konflikte klug und nachhaltig

Wenn Kinder sich streiten, fliegen manchmal ganz schön die Fetzen. Auch Wutausbrüche und Tränen sind dann keine Seltenheit. Doch so schnell wie er gekommen ist, endet oft auch der Konflikt. Lesen Sie im folgenden Beitrag, wie Sie Ihrem Kind bei der Konfliktlösung helfen können. 

Inhaltsverzeichnis

Konflikte mit sozialer Intelligenz lösen

Jüngere Kinder (bis circa acht Jahre) sind selten nachtragend und vergessen einen Streit ebenso schnell, wie sie ihn angezettelt haben. Wenn der eine dem anderen den Ball wegkickt, einen Stift wegnimmt oder wenn eine blöde Bemerkung gemacht wird, reicht das oft schon, um sich kräftig anzumeckern. Gefühle von Wut und Zorn oder eine Trotzphasebrausen in Sekundenschnelle auf und werden spontan entladen. Doch meistens herrscht schon nach kurzer Zeit wieder Frieden – nach einer knappen Entschuldigung oder einem Schuldeingeständnis. Erst wenn Kinder älter werden, können Sie eine Freundschaft als zweiseitige Beziehung betrachten. Die Lösung eines Konflikts ist dann ein Prozess des Aushandelns, bei dem beide Seiten zufrieden gestellt werden müssen. Damit das klappt, benötigt Ihr Kind soziale Intelligenz.

Ihr Kind sollte lernen, Fehler einzusehen und dafür einzustehen

Ist es jüngeren Kindern noch vollkommen gleichgültig, wer bei einem Streit im Recht ist, so spielt das bei älteren durchaus eine Rolle. Nicht mehr das Erfüllen des eigenen Bedürfnisses, sondern die Gerechtigkeit rückt in den Mittelpunkt. Jugendlichen in der Pubertät ist es wichtig, dass der andere sich entschuldigt und seinen Fehler eingesteht, wenn er im Unrecht war. Genauso muss ein Kind auch selber lernen, seine Fehler einzugestehen, um wieder Frieden herzustellen. Das können Sie im Erziehungsalltag schon früh trainieren.

Mein Tipp
Geben Sie ruhig zu, wenn Sie im Unrecht sind und als Verursacher eines Konflikts einen Rückzieher machen müssen. Mit einer Entschuldigung verlieren sie keine elterliche Autorität, sondern stärken Ihre Vorbildfunktion. Ihr Kind wird diese Ehrlichkeit schätzen und im günstigsten Fall kopieren.

So erkennt Ihr Kind, was den Konflikt ausmacht

Kinder geraten immer wieder in Auseinandersetzungen, manche mehr und manche weniger. Neben der Fähigkeit, Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen, brauchen sie auch einen klaren Blick auf die Ursachen des Streits. Um das erkennen zu können, muss ein Kind seine Gefühle ausdrücken und die Gefühle des anderen verstehen können. Wenn ihm dies gelingt, kann der Streitauslöser nach der anfänglichen Wut- oder Trotzphase „isoliert“ werden – beide Parteien können sich annähern und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Die sieben Schritte zur Konfliktlösung helfen dabei.

Ihr Kind kann Versöhnungen ruhig richtig feiern

Je intensiver ein Streit oder eine Auseinandersetzung gewesen ist, desto bedeutungsvoller darf auch die Versöhnung sein. Haben es die Kontrahenten geschafft, den Konflikt beizulegen, dürfen sie das auch feiern und etwas Schönes zusammen machen. Ein Eis essen, eine CD zusammen hören oder das Lieblingsspiel auspacken: Je nach Situation ist etwas anderes geeignet, das Ende eines Streits zu feiern.

Diese Übungen und Spiele fördern die Konfliktfähigkeit

Zu einer Auseinandersetzung, einem Streit gehören mindestens zwei Personen. Es ist daher sinnvoll, Spiele zur Konfliktfähigkeit mit mehreren Kindern zu spielen, damit sie wirksam sind. Nutzen Sie doch den nächsten Kindergeburtstag oder ein Treffen Ihres Kindes mit seinen Freunden, und probieren Sie eine unserer Anregungen aus.

1. Die schmelzende Eisscholle (mindestens drei Kinder, Zeitungsseite)

Legen Sie eine ausgebreitete Zeitungsdoppelseite auf den Boden. Nun sollen sich alle Kinder darauf stellen oder setzen, je nach Gruppengröße. Die Zeitung ist eine Eisscholle und Sie spielen nun die Sonne. Reißen Sie nach und nach Stücke von der Zeitung ab (die Sonne schmilzt Stücke ab), so dass der Platz auf der Zeitung immer weniger wird. Das Spiel endet, sobald ein Kind die Eisscholle verlässt und ins Meer fällt.

Beobachten Sie die Reaktionen der Kinder:

  • Wie verhält sich die Gruppe?
  • Helfen sich die Kinder gegenseitig?
  • Wird ein Kind abgedrängt?
  • Klettern sie übereinander?

Sprechen Sie anschließend mit den Kindern über ihr Verhalten und ihre Gefühle während des Spiels:

  • Wie hast du dich gefühlt, als es enger wurde?
  • Waren die anderen hilfreich?
  • Hast du dich bedroht gefühlt?
  • Hat dir jemand geholfen?
  • Bist du wütend geworden?

In der Diskussion sollen die Kinder ihre Gefühle erkennen und ausdrücken. Das Gefühl, von den anderen im Stich gelassen, heruntergestoßen oder abgedrängt zu werden, soll angesprochen werden.

2. Lassen Sie Fotos sprechen: Was fühlen die Personen

Nicht immer ist eine Kindergruppe da, mit der Sie die Konfliktfähigkeit Ihres Kindes verbessern können. Doch es geht auch anders. Wählen Sie sich ein Buch oder ein Fotoalbum aus, das Ihr Kind interessiert und in dem Menschen in lebendigen Situationen zu sehen sind. Sprechen Sie nun über die Gefühle der Menschen auf den Fotos. Legen Sie Wert darauf, dass Ihr Kind sich in alle Personen einfühlt, also überlegt, wie es ihnen gerade geht. So lernt es, im Alltag (und eben auch in Streitsituationen) die Gefühlslage aller Beteiligten zu berücksichtigen.

Fragen Sie: „Wie wirkt diese Person auf dich? Sieht sie glücklich, traurig oder verängstigt aus? Was denkt sie wohl gerade? Woraus schließt du das?“

3. Male die Geschichte weiter (Stifte, Papierbogen)

Geben Sie zeichnerisch eine Situation vor, in der Ihr Kind in einem Konflikt steckt. Wie in einem Comic soll Ihr Kind nun den möglichen Ausgang der jeweiligen Situation zeichnen. Themen könnten sein:

  • In der Pause verstecken Mitschüler ein Buch Ihres Kindes.
  • Beim Spielen schneidet ein Mädchen ihrer Freundin eine Haarsträhne ab.
  • Auf dem Spielplatz ruft eine Gruppe Ihrem Kind Beleidigungen zu.
  • Bruder oder Schwester Ihres Kindes haben sein Lieblings-T-Shirt angezogen.

Beim Weitermalen der Geschichte hat Ihr Kind viel Zeit, sich über den Fortgang Gedanken zu machen. Es reagiert nicht impulsiv und unüberlegt, sondern kann unterschiedliche Reaktionen gegeneinander abwägen. Am besten ist es, wenn Sie eine Konfliktsituation aufgreifen, in der Ihr Kind schon einmal gesteckt hat.