Familienstreitereien: Wann ein Familientherapeut Ihnen helfen kann

Wenn es in einer Familie immer wieder kracht, sich die Eltern nicht verstehen, oder wenn sich die Kinder aufsässig und aggressiv verhalten, kann ein Familientherapeut die Rettung sein. Was eine Familientherapie ist und wie sie Ihnen helfen kann erfahren Sie hier. 

Inhaltsverzeichnis

Arten und Anwendungsbereiche

Eine Familientherapie zielt darauf ab, dass die Beteiligten ihre Stärken erkennen und diese dafür benutzen, um die familiäre Situation wieder zu klären. Jeder soll befähigt werden, seine Emotionen herunterzufahren und eingefahrene Verhaltensweisen zu verändern.

Der Familientherapeut zeigt dazu Hilfen auf und findet gemeinsam mit den Beteiligten Lösungen zur Konfliktvermeidung. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Familientherapie die gesamte Familie betrifft, oder nur das Elternpaar. Der Therapeut ist Gesprächsleiter und regt entsprechende Dialoge an, die im Idealfall zu gegenseitigem Verständnis und geänderten Verhaltensweisen führen. Ein normaler Umgang miteinander soll erreicht werden.

Arten der Familientherapie

  • Die systemische Familientherapie:

    Bei der systemischen Therapie wird der Mensch nicht isoliert für sich selbst betrachtet, sondern der Therapeut geht davon aus, dass der Einzelne mit seiner Umgebung verankert ist und eventuelle Störungen in der Kommunikation mit anderen Familienmitgliedern begründet liegt. Der Einfluss aller relevanten Personen wird bei dieser Therapie mit berücksichtigt. Im Blick liegt die Lösungsfindung und nicht die Erforschung der Ursachen.
  • Die klinische (psychosomatische) Paar- und Familientherapie:

    Die Therapiesitzungen finden in der psychosomatischen Medizin und Psychotherapie einer Klinik statt. Zwischen den Sitzungen sollten die Beteiligten die Zeit für Verhaltensänderungen nutzen. Diese Therapieform ist auf Langfristigkeit angelegt und dauert in der Regel bis zu einem Jahr.
  • Die aufsuchende Familientherapie:

    In diese Therapie wird die Umgebung der Beteiligten mit einbezogen. Der Therapeut sucht die zu Behandelnden in ihrer Wohnung zu Hause auf. In dieser individuellen Therapieform werden Probleme und Ursachen bewusst gemacht und umsetzbare Hilfestellungen gegeben.

Doch wer hat nun etwas von einer Familientherapie? Wer sollte einen Familientherapeuten aufsuchen? Wann kann ein Familientherapeut helfen?

Hilfe bei andauernden Ehekonflikten

Wenn es in Familien kriselt, fühlt sich keiner mehr wohl. Eltern streiten und die Kinder merken, dass etwas nicht stimmt. Wenn schlechte Laune die vorherrschende Stimmung ist, keiner mit der Situation zufrieden ist, aber niemand weiß, wie der Karren aus dem Dreck gezogen werden kann, dann ist eine Familientherapie sinnvoll. Solange die Eltern ihre Beziehung wieder hinkriegen wollen und wenn ihnen an einem harmonischen Familienleben gelegen ist, solange besteht auch Hoffnung.

Wenn Paare ihre Ehe retten wollen, ist ein Familientherapeut der richtige Ansprechpartner. Er kann die richtigen Ansätze aufzeigen und hochgekochte Emotionen in normale Bahnen lenken. Voraussetzung für eine funktionierende Familientherapie ist allerdings, dass beiden Ehepartnern an einer Fortsetzung ihrer Ehe gelegen ist. Doch wenn beide den entsprechenden Willen mitbringen, kann eine Familientherapie eine gute Grundlage für das Weiterbestehen der Ehe sein.

Hilfe bei Erziehungsproblemen

Familie besteht aus vielen Beziehungen. Da gibt es das Elternpaar, das gegenseitig in Beziehung steht, doch auch die Kinder, die jeweils zu dem einen und zu dem anderen Elternteil eine wechselwirkende Beziehung haben, genauso wie untereinander. Da an Familien vielfältige Anforderungen gestellt werden, sind sie auch große Belastungen ausgesetzt und damit auch ihre Beziehungen untereinander. Die Folge sind oft Erziehungsprobleme.

Die Kinder hören nicht auf die Eltern. Sie verweigern ihre Hausaufgaben, schwänzen die Schule, übertreten alle Grenzen, halten sich an keine Regeln und bieten ständige Machtkämpfe. Dazu gibt es Kinder mit ADHS, die Erwachsene permanent fordern. Eltern geraten hier mitunter an die Grenzen ihrer eigenen psychischen und physischen Belastungsfähigkeit. Doch sie müssen diese Spannungen keineswegs alleine aushalten. Dafür gibt es gezielte Hilfen durch einen Familientherapeuten.

Insbesondere bei Erziehungsproblemen ist die Arbeit eines Familientherapeuten wesentlich. Denn dadurch können weitere Probleme vermieden werden. Gerade Erziehungsschwierigkeiten werfen Fragen auf, die zu gegenseitigen Schuldzuweisungen bei den Partnern führen können. Darum ist die Betreuung durch einen Familientherapeuten gleichzeitig eine gute Prophylaxe hinsichtlich eventuell auftretender Eheschwierigkeiten.

Hilfe bei Suchtproblemen

Wenn jemand in der Familie drogen- oder alkoholabhängig ist, stellt das für die gesamte Familie eine hohe Belastung dar. Wie sollen die Beteiligten mit der Situation umgehen und wie kann dem Betroffenen geholfen werden? Das sind Fragen, die mit Hilfe eines Familientherapeuten geklärt werden können.

Hilfe für Kinder nach einer Scheidung

Wenn sich Eltern scheiden lassen, kommen manche Kinder mit dieser Situation nur schwer zurecht. Mancherorts werden Kindertherapiegruppen speziell für Scheidungskinder angeboten. Kinder lernen dort andere kennen, die sich in derselben Situation befinden und erfahren stärkende Hilfen. Eine Scheidungssituation wirkt genauso traumatisch wie der Tod eines nahen Verwandten. Deshalb ist es wichtig, Kindern dabei zu helfen, dieses Ereignis zu verarbeiten.

Hilfe nach Schicksalsschlägen (wie Unfall, Tod, traumatische Ereignisse)

Ein Familientherapeut hilft natürlich nicht nur bei „normalen“ Problemen, sondern erst recht bei unvorhergesehenen und außergewöhnlichen Ereignissen, die Betroffene schnell aus dem Gleichgewicht bringen können. Gerade ein plötzlicher Unfall, oder gar ein Todesfall kann manchen in tiefe Depressionen stürzen. Um dem entgegenzuwirken ist die Hilfe eines Familientherapeuten besonders wertvoll.