Wie Sie Ihren Jugendlichen mit ADHS richtig unterstützen

Die Diagnose ADHS bei ihrem Kind verunsichert Eltern oft. Insbesondere die Unterstützung beim Lernen fällt Eltern oft schwer, da sie nicht wissen, wie sie vorgehen sollen. Hier finden Sie nützliche Tipps zur Unterstützung Ihres Kindes mit ADHS. 
Inhaltsverzeichnis

Förderung von Kindern mit ADHS

Die ärztliche Diagnose „ADHS“ kann im ersten Moment eine Erleichterung sein, weil Sie und Ihr Kind nun eine Erklärung für manche schulischen Schwierigkeiten und vielleicht auch andere Probleme gefunden haben. Dennoch: Die Diagnose allein hilft Ihrem Kind nicht weiter. Jetzt ist es wichtig, dass Sie als Eltern die richtigen Maßnahmen ergreifen, um Ihren pubertierenden Nachwuchs einerseits genau dort zu unterstützen, wo er Hilfe braucht. Andererseits müssen Sie jedoch darauf achten, dass Sie Ihr Kind nicht bevormunden oder ihm Verantwortung abnehmen, wo es lernen muss, diese zu übernehmen. Vor allem rund um das Thema „Schule und Lernen“ ist es sicher nicht immer einfach, diese Balance zu finden.Oft ist es nicht möglich, eine eindeutige Diagnose für ADHS zu erstellen. Die Übergänge zwischen „normalen“ Konzentrationsproblemen und einer Konzentrationsstörung sind meist fließend und neurologisch manchmal schwer nachweisbar. Hinzu kommt, dass Konzentrationsschwierigkeiten oft nicht nur medizinische, sondern auch genetische, soziale, umweltbedingte etc. Ursachen haben können.

ADHS oder „nur“ Pubertät?

Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn Ihr Kind während der Pubertät mit Konzentrationsproblemen zu kämpfen hat. Sogar Jugendliche, die diese Schwierigkeiten zuvor nicht hatten, vergessen nun vielleicht auch Termine von Klassenarbeiten, erinnern sich nicht mehr an wichtige Hausaufgaben oder können gedanklich nur schwer bei einer Aufgabe bleiben. „Schuld“ daran sind nicht unbedingt nur die Hormone, wie man lange Zeit gedacht hat, sondern vielmehr die Umbauarbeiten im Gehirn, die während der Pubertät vorgenommen werden. Diese organischen Veränderungen können neben Konzentrationsproblemen unter anderem auch dazu führen, dass Ihr Kind
  • impulsiver und emotionaler reagiert,
  • nicht über Handlungskonsequenzen nachdenkt,
  • sich dadurch eventuell auch in Gefahr bringt,
  • sich manchmal „seltsam“ verhält, weil es Signale und Emotionen anderer Menschen langsamer oder anders versteht,
  • zeitliche und andere organisatorische Planungen (z.B. Termine von Klassenarbeiten, Referaten) nicht im Griff hat,
  • inhaltliche Strukturierungsaufgaben (z.B. von Aufsätzen, Referaten, Lernaufgaben) nur mit Mühe bewältigt.
Manchmal ist es schwer zu bestimmen, ob diese „Symptome“ nun Pubertäts-bedingt oder doch auf ADHS zurückzuführen sind oder ob vielleicht sogar beides zutrifft. Auch wenn es vielleicht keine eindeutige Antwort gibt: Entscheidend ist, mit welchen Maßnahmen Sie Ihr Kind bei seinen Problemen unterstützen können.

ADHS: Suchen Sie therapeutische Hilfe zur Unterstützung

ADHS beeinflusst meist das gesamte Leben: Die schulischen Leistungen leiden darunter, die sozialen Kontakte Ihres Kindes und sein persönliches psychisches wie körperliches Wohlbefinden sind eventuell davon betroffen. Hilfsmaßnahmen sollten sich daher nicht nur auf das schulische Lernen beziehen. Für eine positive Entwicklung und das Wohlbefinden eines AD(H)S-Kindes ist es oft entscheidend, wie früh AD(H)S diagnostiziert wurde und wie Familie, Gleichaltrige und/ oder Lehrer mit diesem Verhaltensproblem umgehen. Durch die neurologisch bedingte Störung der Impulskontrolle und Selbstregulation kommt es immer wieder zu Konflikten mit Gleichaltrigen und Erwachsenen. Können diese Verhaltensschwierigkeiten vom sozialen Umfeld des Kindes (Eltern, Geschwister, Lehrer, Freunde) nicht adäquat aufgefangen werden, weiten sich diese Schwierigkeiten in der Regel weiter aus, und es kommt zu einer Verstärkung der Symptomatik. Schnell stecken hier alle Beteiligten – vorneweg das betroffene Kind bzw. der Jugendliche – in einem Teufelskreis aus verhärteten Erziehungsmaßnahmen, ständigen Frustrationserlebnissen in der Schule und Abweisungen durch Gleichaltrige:
  • Grundsätzlich ist es daher sinnvoll bei Kindern und Jugendlichen mit AD(H)S im Rahmen verhaltenstherapeutischer Maßnahmen die Selbstwahrnehmung und Selbststeuerung zu verbessern.
  • Zusätzlich können Sie als Eltern und andere Familienangehörige beispielsweise durch eine Familientherapie gezielte Unterstützung für den richtigen Umgang, die Erziehung etc. mit Ihrem Kind bekommen.
  • Konkrete Adressen, an die Sie sich als Eltern vor Ort wenden können, bekommen Sie in der Regel von Ihrem Kinderarzt, der Schule oder vom schulpsychologischen Dienst.

ADHS-Kinder fördern: Schaffen Sie ein übersichtliches und geregeltes Umfeld

Für das gemeinsame Zusammenleben in der Familie sowie für das schulische Lernen und Arbeiten ist es gut, wenn Sie dem „Chaos im Kopf“ Ihres Kindes mit geordneten äußeren Strukturen begegnen.
  • Hilfreich ist es, wenn Sie Ihrem AD(H)S-Kind einen geordneten und überschaubaren Tagesablauf bieten können. Feste Lernzeiten, feste Freizeittermine, gemeinsame Essenszeiten, feste Schlafzeiten etc. unterteilen den Tag für Ihr Kind in kleinere überschaubare Einheiten. Hängen Sie zusätzlich einen Kalender auf, in dem alle wichtigen Termine wochenweise zu sehen sind.
  • Zusätzlich können einfache Regeln helfen, diesen festen Tagesablauf nicht aufzuweichen, z.B. Verabredungen mit Freunden erst ab 16 Uhr und nach den Hausaufgaben, Computerspielen nur am Wochenende oder erst nach 18 Uhr, feste Ruhe- bzw. Lernzeiten  für alle Geschwister etc.
  • Richten Sie zusammen mit Ihrem Kind einen übersichtlichen und möglichst reizfreien Arbeitsplatz ein. Ordner und Ablagen für Schulsachen, eine Pinnwand für den Stundenplan, Terminübersichten etc., einen Extraplatz für den PC usw. können dabei helfen. Um Ablenkungen weiter zu reduzieren, kann es auch sinnvoll sein, den Arbeitsplatz außerhalb des eigenen Zimmers einzurichten, z.B. im Arbeitszimmer der Eltern, in einem Extraraum etc.

Helfen Sie Jugendlichen mit ADHS beim Planen, Organisieren und Strukturieren

Ihr Kind ist in der Pubertät: Es möchte selbstständig und unabhängig werden. Nichts nervt Ihren Nachwuchs daher mehr, als Eltern, die ständig nachfragen, ob auch alle Hausaufgaben erledigt sind, und dann auch noch kontrollieren, ob die Antwort wirklich stimmt. Dennoch: ADHS-Kinder benötigen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit oft ein wenig mehr Unterstützung. Dabei sollte diese Hilfe aber immer zum Ziel haben, das Kind anzuleiten, schrittweise mehr Verantwortung für das eigene Lernen zu übernehmen.