Reden Sie mit Ihrem Kind – aber richtig! Die wichtigsten Eltern-Kind-Kommunikationsregeln

Kritik in der Erziehung muss sein, aber oft machen Eltern im Gespräch mit ihrem Kind viele unnötige Fehler, die keine Verbesserung der Situation bewirken. Es lohnt also, sich die Geheimnisse der Eltern-Kind-Kommunikation genauer anzusehen. Wie soll ich bloß mit meinem Kind sprechen, damit meine Botschaften auch ankommen? Welche Worte sind erlaubt, was geht gar nicht? Wann schaltet mein Kind auf Durchzug, und warum wird es bei manchen Formulierungen sogar selber wütend oder fühlt sich ungerecht behandelt? Die Antworten finden Sie im folgenden Beitrag. 

Inhaltsverzeichnis

Erziehung und Entwicklung

Kennen Sie das? Beim Blick in den Turnbeutel Ihrer Tochter platzt Ihnen der Kragen. Trotz mehrfacher Ermahnungen finden Sie darin schon wieder einen verfaulten Apfel und ein völlig verschwitztes Sportshirt. Gekränkt und wütend warten Sie auf Ihr Kind, um ihm klarzumachen, dass „Hotel Mama“ auch seine Grenzen hat. Als es von der Schule nach Hause kommt, legen Sie gleich mit Ihrer Strafpredigt los. „Ich bin so sauer, weil ihr nie aufräumt! Ich bin doch nicht euer Putzteufel! Jetzt gibt es Fernsehverbot.“ Schließlich muss es für eine Neunjährige doch zumutbar sein, nach dem Sport den Turnbeutel auszuleeren. Doch Ihre Tochter reagiert anders als erwartet. Anstatt reumütig ihren Fehler einzugestehen und Besserung zu versprechen, rennt sie Türen knallend in ihr Zimmer und verweigert das Mittagessen. Dicke Luft und keine Lösung des Problems in Sicht! Was ist schief gelaufen?

Die Konfliktsituation aus unserem Beispiel können Sie vermeiden

Obwohl die Mutter in unserem Beispiel natürlich zu Recht wütend ist, wird sie mit diesem Vorgehen bei Ihrer Tochter auf kein Verständnis stoßen. In ihrer Reaktion macht sie fünf gravierende Kommunikationsfehler, die bei ihrem Kind Rückzug und Abwehr bewirken. Das ursächliche Problem wird dadurch in keiner Weise gelöst.

Diese fünf gravierenden Kommunikationsfehler sind der Mutter unterlaufen:

  1. Während der Wartezeit auf ihr Kind steigert sich die Mutter in ihre Wut hinein, die immer größer wird.
  2. Die Tochter wird ohne Vorwarnung und völlig unerwartet sofort mit dieser Wut konfrontiert. Sie kann sich nicht darauf einstellen oder etwas erklären
  3. Ohne weitere Erklärungen wird das Kind sogleich mit der Strafpredigt und der willkürlichen Strafe „überzogen“.
  4. Die Formulierung „ihr“ zeigt, dass die Mutter nicht nur auf die Tochter wütend ist, sondern das Putzthema generell unbefriedigend findet. Sie müsste „du“ sagen oder die anderen mit einbeziehen. So fühlt sich die Tochter nicht richtig angesprochen.
  5. Die Formulierung „nie“ ist eine Kränkung, denn sie drückt aus, dass die Tochter immer alles falsch macht. Das wird als Ungerechtigkeit wahrgenommen.

Gesprächskiller: Das sollten Sie auf keinen Fall sagen

Im Kritikgespräch gibt es jede Menge Stolperfallen, auf die Sie achten sollten. Es gibt Formulierungen, die jedes konstruktive Gespräch im Keim ersticken. Die folgenden Äußerungen sollten Sie auf jeden Fall vermeiden, denn sie wirken als Gesprächskiller. Ihr Kind fühlt sich dadurch angegriffen, gekränkt, verletzt oder ungerecht behandelt. Es blockiert und hört weg. Eine Lösung für den Konflikt oder den Sachverhalt führen Sie so nicht herbei._adesense002_

Vermeiden Sie diese acht Gesprächskiller

  1. Killersatz: „Wenn du das noch einmal tust, wirst du schon sehen, was du davon hast!“

    Wirkung:
    Warnung oder Drohung – Ihrem Kind wird Angst gemacht.
  2. Killersatz: „Es ist mir egal, was deine Freundin darf und was nicht. Hier wird gemacht, was ich sage!“

    Wirkung:
    Befehl oder Kommando – Ihr Kind wird autoritär „abgewürgt“.
  3. Killersatz: „Du sollst deinen Turnbeutel gefälligst nach jeder Sportstunde aufräumen!“

    Wirkung:
    Unspezifische Aufforderung – die aktuelle Situation wird nicht wahrgenommen.
  4. Killersatz: „Am besten siehst du ab sofort jeden Abend deine Schulsachen durch.“

    Wirkung:
    Ungewollte Ratschläge verteilen – Ihr Kind ist dafür (noch) nicht bereit.
  5. Killersatz: „Ich finde es gemein und herabwürdigend, wie du mich behandelst! Mit Papa würde das nicht gehen.“

    Wirkung:
    Vorwürfe machen – Vorwürfe produzieren direkt eine Abwehrhaltung.
  6. Killersatz: „So wie du dich benimmst, könnte man meinen, du wärst noch im Kindergarten.“

    Wirkung:
    Lächerlich machen – Ihr Kind wird gekränkt und verschließt sich.
  7. Killersatz: „Ja, aber jetzt essen wir erst einmal einen nicht vergammelten Apfel.“        

    Wirkung:
    Das Thema wechseln, ablenken – Damit signalisieren Sie Unwichtigkeit.
  8. Killersatz: „Wegen deiner Unordentlichkeit habe ich jetzt schlechte Laune!“

    Wirkung:
    Schuldzuweisung – Ihr Kind fühlt sich angegriffen und blockiert sofort.

Mit diesen fünf Fragen machen Sie es besser

Wenn Sie mit Ihrem Kind einen Konflikt austragen möchten oder eine unbefriedigende Situation besprechen und verändern möchten, sollten Sie vorher kurz über Ihre Strategie nachdenken. Diese Bedenkzeit hilft Ihnen, sich über die Vorgehensweise und Ihre Ziele klar zu werden. Stellen Sie sich die folgenden Fragen, um ein konstruktives Gespräch mit Ihrem Kind führen zu können.

  1. Was möchte ich eigentlich erreichen? Geht es nur darum, Dampf abzulassen, oder möchte ich eine Verhaltensänderung bewirken?
  2. Wann ist mein Kind aufnahmebereit? Zu welchem Zeitpunkt hört es mir richtig zu?
  3. Wann ist meine Wut so weit verflogen, dass ich möglichst objektiv über das Problem sprechen kann.
  4. Welche mögliche Lösung des Problems kann ich meinem Kind anbieten?
  5. Welche Grenze setze ich, wie weit kann mein Kind gehen? Welche Konsequenz folgt?

Logische Konsequenzen verstehen Kinder am besten



Bleiben Sie auf jeden Fall sachlich,
und machen Sie Ihrem Kind klar, welche Konsequenzen sein Fehlverhalten in Zukunft haben wird. So hat es eine echte Chance, den Fehler auszubügeln

Mein Tipp
Nehmen Sie sich auf jeden Fall Zeit, wenn Sie mit Ihrem Kind etwas besprechen möchten. Überlegen Sie sich, in welche Richtung das Gespräch führen soll, und binden Sie Ihr Kind immer in die Lösungsüberlegungen mit ein. Machen Sie klar, wo Ihre Grenzen liegen.