Mutter-Sohn-Beziehung: Worauf Sie in der Pubertät achten sollten

In der Pubertät gibt es typische Verhaltensweisen von Jungen, die Mütter vor besondere Herausforderungen stellen. Lesen Sie hier, welche Verhaltensweisen männliche Teenager oft zeigen, wie Sie als Mutter darauf reagieren sollten und warum das hilfreich sein kann. 

Inhaltsverzeichnis

Eltern-Kind-Kommunikation

Darin sind sich die meisten Eltern einig. Allerdings sind auch Jungen untereinander sehr unterschiedlich, und jede Mutter-Sohn-Beziehung ist ebenfalls individuell geprägt. In der Pubertät gibt es jedoch ein paar typische Verhaltensweisen von Jungen, die Mütter vor besondere Herausforderungen stellen. So zeigen Jungen manchmal Verhaltensweisen, die als „aggressiv“ und „provokativ“ erlebt werden. Andererseits ziehen sich viele Jungen aber auch von ihrer Mutter zurück, sind zurückhaltend und/oder geben nicht mehr viel von sich preis. Was also tun?

Mutter-Sohn-Beziehung in der Pubertät

Auch wenn das viele Mütter zunächst irritiert: Wenn aus dem lieben Kleinen ein rebellischer Teenager wird, der sich nicht mehr gern sagen lässt, was er tun und was er lassen sollte, ist diese Form des Widerstandes ist kein Zeichen mangelnder Zuneigung, sondern von Reifung. Um die intensive Bindung zur Mutter zu lockern, werden Jungen schon mal provokativ, widerspenstig oder unzugänglich. Doch keine Sorge: Das geht wieder vorbei. Die Mutter-Sohn-Beziehung ist für einen Jungen in der Regel die erste wichtige intensive Bindung. Wie diese Bindung von ihm erlebt wird, prägt seine gesamte Psyche, insbesondere aber auch seine Haltung dem weiblichen Geschlecht gegenüber.

  • Prinzipiell gilt: Ist die mütterliche Bindung zu ihrem Sohn liebevoll und stärkend, lernt der Junge, Urvertrauen in die Menschen und in die Welt zu entwickeln. Ist sie jedoch nicht stärkend, sondern belastend und/oder irritierend, können später verschiedene Probleme auftreten.

Schlechte Behandlung:

Männer, die als Jungen von ihren Müttern häufig geschlagen oder auf andere Weise schlecht behandelt wurden, haben im späteren Leben oft Probleme in intimen Beziehungen mit Frauen. Unter anderem fürchten sie sich beispielsweise davor, schlecht behandelt oder bestraft zu werden, gleichermaßen hegen sie aber auch oft latente Aggressionen gegen Frauen. Wenn sie z.B. nie Wut auf die Mutter zeigen durften, haben sie gelernt, dieses Gefühl permanent zu unterdrücken. Später jedoch kommt diese „gespeicherte“ Aggression in unpassenden Situationen wieder hervor, z. B. wenn die Partnerin ähnliche Gefühle auslöst, wie die Mutter dies damals tat. Es fällt Männern, die als Kind von ihrer Mutter beschämt, geschlagen oder verletzt wurden, oft schwer, tiefes Vertrauen zu ihren Partnerinnen zu fassen, sich emotional zu öffnen und sich hinzugeben. Sie fühlen sich schnell angegriffen, reagieren oft heftig auf Kritik und benehmen sich kurzfristig, als seien sie ein kleiner, wütender Junge. Und so fühlen sie sich dann auch: klein und hilflos.

Übermäßige Verhätschelung:

Umgekehrt haben aber auch erwachsene Männer Probleme, die von ihren Müttern in ihrer Kindheit übermäßig verhätschelt, verwöhnt und idealisiert wurden. Es fällt diesen Männern oft schwer, sich emotional von der Mutter abzukoppeln. Sich anderen Frauen emotional zuzuwenden, erfüllt „Mamas Liebling“ unbewusst mit Schuldgefühlen. Die Meinung der Mutter ist solchen Männern dann „heilig“, sie zu enttäuschen oder eine andere Meinung zu vertreten, scheint ihnen unmöglich oder unverschämt.

Auch wenn Ihnen das möglicherweise übertrieben vorkommt: Tatsächlich legen wissenschaftliche Studien die Vermutung nahe, dass Jungen von ihren Müttern häufiger verwöhnt werden als Mädchen. Tendenziell werden Mädchen stärker zur Selbstständigkeit erzogen, Jungen werden oft länger gestillt, ausgiebiger bekuschelt, länger bekocht und versorgt. Die Ursachen hierfür sind unklar.

  • Fakt jedoch ist: Eine liebevolle, stützende Bindung zwischen Mutter und Sohn ist für die gesunde psychische Entwicklung eines Jungen von höchster Bedeutung. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass er sich von der Mutter in altersangemessener Weise loslösen darf. 

Muttersöhnchen, nein danke! Warum Loslassen jetzt so wichtig ist

Das klassische Muttersöhnchen, das bis ins hohe Alter bei „Muttern“ wohnt und sich einerseits von ihr bedienen lässt, andererseits sich für ihr Glück zuständig fühlt, kommt in der Realität eher selten vor. Trotzdem gibt es durchaus recht viele Männer, die eine „zu starke“ bzw. eine verwickelte innere Bindung zu ihrer Mutter haben. Diese Männer konnten sich aus verschiedenen Gründen nicht angemessen ablösen. Gründe dafür sind häufig

  • eine hohe Bedürftigkeit der Mutter, etwa bei chronischer oder schwerer organischer Erkrankung und wenig Hilfe durch andere Menschen,
  • eine hohe Bedürftigkeit der Mutter wegen psychischer Probleme wie Depressionen, Suchterkrankung etc., und wenig Hilfe durch andere Menschen, etwa Partner, Eltern, Freunde,
  • massive Verlustängste der Mutter, etwa wenn sie selbst früh ihre Eltern oder sogar ein eigenes Kind verloren hat,
  • traumatische Erfahrungen der Mutter, die sie insbesondere mit Männern gemacht hat, und ihre hohe Schutzbedürftigkeit, die der Sohn wahrnimmt.

In all diesen Fällen bindet die Mutter ihren Sohn (unbewusst!) übermäßig stark an sich: Er bekommt keine „Erlaubnis“, selbstständig werden und seinen eigenen Weg zu gehen. Männer, die so „erzogen“ wurden, haben es oft schwer, mutig und selbstbewusst ihre eigenen Ziele zu verfolgen. Aber auch in Liebesbeziehungen haben sie mitunter massive Probleme.

Um solche unerwünschten Entwicklungen zu vermeiden, ist es wichtig, dass Mütter ihre männlichen Teenager nicht nur lieben und akzeptieren, sondern sie auch auf eine positive Art loslassen. Dazu gehört unter anderem:

  • zu akzeptieren, dass in der Pubertät andere Menschen und Bezugspersonen wichtig für den Teenager werden – sogar wichtiger als Mama,
  • zu verstehen, dass der Jugendliche eine gehörige Portion Freiraum braucht, um sich auszuprobieren, ohne ständig kontrolliert zu werden,
  • zu akzeptieren, dass aus dem lieben, braven Sohn nun eventuell ein schlecht gelaunter und mitunter widerspenstiger Kerl wird, den man kaum zu kennen glaubt,
  • zu respektieren, dass sich Geschmack, Interessen und Hobbys verändern können,
  • zu verstehen, dass auftretende Aggressionen gegen die Eltern in der Regel ganz normale Abgrenzungsversuche sind.

Beispiele: Verhaltensweisen von männlichen Teenagern

Hier finden Sie einige typische Verhaltensweisen von männlichen Teenagern, mit Vorschlägen wie Sie als Mutter darauf am besten reagieren sollten und warum das hilfreich ist.

Ihr Sohn verhält sich „aggressiv“, schreit z.B. oft oder knallt Türen aus Wut

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Überlegen Sie, woher sein Verhalten kommt: Ist er nur ungehalten, wenn Sie ihm Vorwürfe machen? Dann sollten Sie Ihre Kritik konstruktiver vorbringen. Vorwürfe machen jeden wütend.Prinzipiell müssen Sie sich als Mutter fragen, ob Sie das aggressive Verhalten Ihres Kindes möglicher verursachen oder zumindest verstärken. Je konstruktiver Sie selbst sind, desto weniger aggressiv muss Ihr Sohn auf Sie reagieren.

Wenn Ihr Sohn sich nur Ihnen und Ihrem Partner gegenüber „aggressiv“ verhält, sollten Sie Ihre Eltern-Kind-Beziehung prüfen: Fühlt sich Ihr Sohn ernst genommen oder wie ein kleines Kind behandelt? Letzteres kann auch für Ärger sorgen. Fragen Sie Ihren Sohn, was ihn aggressiv macht, und kommen Sie mit ihm darüber ins Gespräch.

Männliche Teenager wollen oft cool und locker wirken und empfinden es als Zumutung, wenn sie in Watte gepackt werden oder sich nicht ernst genommen fühlen. Je ernster Sie Ihren Sohn nehmen, desto schneller kommt er auch in die Verantwortung.
Prinzipiell sollte es Ihrem Sohn auch mal erlaubt sein, laut oder wütend zu werden. Versuchen Sie also, sich von der Power Ihres Sohnes nicht einschüchtern zu lassen. Tätlichkeiten oder verbale Entgleisungen jedoch gehen deutlich zu weit. Wenn dies stattfinden sollte, suchen Sie bitte professionelle Hilfe auf.Ihr Sohn möchte auch mit seinen wütenden und ärgerlichen Impulsen gesehen und verstanden werden. Daher tut es ihm gut, wenn Sie als Mutter nicht sofort fliehen, schimpfen oder weinen, wenn er mal laut wird, sondern ihn aushalten und sich der Auseinandersetzung stellen. Seien Sie sich auch darüber bewusst, dass Sie das Frauenbild Ihres Sohnes erheblich prägen!
Sorgen Sie dafür, dass Ihr Sohn sich sportlich betätigt oder sich beim Raufen oder Bolzen mit Papa ordentlich austoben kann.

Energien und Aggressionen können so kreativ ausagiert werden!

Ihr Sohn zieht sich von Ihnen zurück

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Versuchen Sie ein Gespür dafür zu bekommen, wie es Ihrem Sohn geht. Fragen Sie ihn, was ihn beschäftigt, lassen Sie sich aber nicht mit einem schnellen „Alles okay!“ abwimmeln. Manchmal müssen Sie ein bisschen Vorarbeit leisten, damit sich ein Teenager anvertrauen kann. Nehmen Sie sich also ein bisschen Zeit, wenn Sie mit Ihrem Sohn ins Gespräch kommen wollen.Sie zeigen Ihrem Sohn, dass Sie echtes Interesse an ihm und seiner Befindlichkeit haben. Das tut ihm gut und stärkt sein Selbstvertrauen („Ich bin wichtig!“) – auch wenn er sich Ihnen nicht anvertrauen möchte, merkt er, dass er nicht allein ist.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass es Ihrem Sohn gut geht, dann ist sein Rückzug rein altersbedingt: Er braucht jetzt einfach mehr Zeit für sich, seine Entwicklung und seine Freunde. Das ist normal. Respektieren Sie das bitte. Ihr Sohn merkt, dass Sie ihm Zeit mit sich selbst und seinen Freunden gönnen, dass Sie ihn „loslassen“, also ihm erlauben, sich von Ihnen abzunabeln. Das stärkt ihn und hilft ihm beim Erwachsenwerden.
Wenn Ihr Sohn Hobbys aufgibt, in der Schule stark nachlässt oder gar nicht mehr hingehen möchte, wenn er bedrückt wirkt und antriebslos ist, könnte eine Depression vorliegen. In diesem Fall müsste ggf. ein Jugendpsychotherapeut zurate gezogen werden.Ein guter Jugendpsychotherapeut kann Depressionen rasch erkennen und mit dem Jugendlichen an einer positiven Veränderung arbeiten.

Ihr Sohn verhält sich widerspenstig, macht, was er will, „gehorcht“ nicht, provoziert mit seinem Verhalten oder Worten

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Treffen Sie immer mehr Entscheidungen mit Ihrem Sohn gemeinsam. Nehmen Sie die Meinung Ihres Sohnes ernst. Wenn Sie Ihrem Sohn ein gewisses Mitentscheidungsrecht einräumen, muss er nicht gegen bestimmte Entscheidungen ankämpfen
Prüfen Sie, wogegen Ihr Sohn kämpft. Fühlt er sich nicht gesehen, ungerecht behandelt, zu streng erzogen? Kommen Sie mit Ihrem Sohn darüber ins Gespräch und hören Sie ihm gut zu. Prüfen Sie dann, ob er an manchen Stellen recht hat und Sie vielleicht „zu streng“ sind oder ihn nicht ganz altersangemessen behandeln. Provokatives Verhalten von Jugendlichen hört dann oft auf, wenn sie sich gesehen und grundsätzlich respektiert fühlen. Wenn Sie die Vorwürfe Ihres Teenagers ernst nehmen und auch mal selbstkritisch sein können, wird Ihr Sohn das wertschätzen und sein Verhalten modifizieren.

Ihr Sohn hat viel Streit und Stress mit seinem Vater/ seiner männlichen Bezugsperson

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Halten Sie sich möglichst aus den Streitigkeiten heraus und ergreifen Sie keine Partei. Vater und Sohn müssen lernen, ihre Probleme selbst miteinander zu regeln. Gehen Sie davon aus, dass sie das schaffen werden. Intervenieren Sie nur, wenn es Ihrem Sohn wirklich schlecht im Kontakt mit seinem Vater geht, und suchen Sie dann das Gespräch mit dem Vater. Passen Sie aber auf, sich selbst nicht allzu sehr zu verwickeln. Wenn das nicht hilft, suchen Sie zusammen (oder alleine) eine Familienberatung auf.Jungen in der Pubertät setzen sich mit den Themen „Männlichkeit“ auseinander. Dazu gehört auch, den Vater noch mal ordentlich zu testen: Hält er mir stand? Akzeptiert er mich? Ist er stolz auf mich? Mag er mich auch dann, wenn ich Blödsinn mache? Wenn sich ein Vater auf dieses Kräftemessen einlässt, ohne immer „gewinnen“ zu müssen, ist das für den Sohn ein echtes Geschenk. Daher sollten Sie diese „Kämpfe“ nicht unterbinden – oder nur dann, wenn sie zu eskalieren drohen.

Ihr Sohn hat Liebeskummer

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Seien Sie für Ihren Sohn da, nehmen Sie Anteil an seinem Kummer, ohne in Mitleid zu verfallen.Anteilnahme und echtes Interesse stärken, Mitleid schwächt Ihren Sohn.
Suchen Sie das Gespräch, zeigen Sie sich interessiert, ohne Ihren Sohn auszuquetschen.Sie stehen Ihrem Sohn so zur Seite, ohne ihn zu bedrängen.
Verkneifen Sie sich jede abwertende Bemerkung über das betreffende Mädchen à la „Sie ist es nicht wert, dass du ihr hinterherweinst!“, sondern sagen Sie lieber: „Ich kann deinen Schmerz nachvollziehen.Sie zeigen Ihrem Sohn so, dass Sie seine Mädchenwahl respektieren. Das ist wichtig für ihn.
Geben Sie ihm keine Tipps oder ungebetenen Ratschläge.Sie signalisieren so, dass Sie ihm zutrauen, sein Problem selbst zu lösen und seinen Kummer mit der Zeit zu überwinden.

Ihr Sohn ist schüchtern und zurückhaltend

Was Sie am besten tun solltenWarum das hilfreich ist
Gehen Sie möglichst gelassen damit um. Ihr Sohn ist in einer schwierigen Lebensphase. Das kann schon mal dazu führen, dass man nicht so viel von sich zeigen möchte. Drängen Sie Ihren Sohn nicht, anders zu werden, als er gerade ist, sondern nehmen Sie ihn an, so wie er gerade ist.Wie alle anderen Jugendlichen auch brauchen schüchterne Jungs das Gefühl, so angenommen und geliebt zu werden, wie sie gerade sind. Das stabilisiert die wackelige jugendliche Psyche.
Vertrauen Sie darauf, dass er seinen Weg gehen wird. Auch schüchterne Menschen können sehr glücklich und erfolgreich werden.Eine positive und optimistische Einstellung Ihrerseits entlastet Ihren Sohn von der Sorge, Sie möglicherweise zu enttäuschen.