Wut und Aggressionen bei Teenagern: Wie Sie am besten damit umgehen

Schlechte Laune, abweisendes Verhalten und Wutausbrüche der Teenager sind für Eltern eine echte Herausforderung. Lesen Sie hier, warum Wut eine wichtige Emotion ist und wie Sie Ihrem Jugendlichen helfen können,den Umgang damit zu lernen. 

Inhaltsverzeichnis

Wütende Teenager

Wut ist eine sehr heftige Emotion. Wut wird oft ausgelöst, wenn sich jemand in einer sehr unangenehmen Situation befindet und sich hilflos, unwohl oder „schlecht behandelt“ fühlt. Auch Bemerkungen oder das Verhalten anderer Menschen, die als kränkend erlebt werden, machen manchmal ärgerlich und wütend. Wut wird als heftiger Impuls erlebt – sie kann entsprechend zu starken inneren und äußeren Reaktionen führen. Viele Menschen weinen oder schreien, wenn sie sehr wütend sind. Manche werfen Dinge durch die Gegend oder werden handgreiflich, Wut kann also in „Aggression“ umschlagen. Oft verbunden mit starker Wut sind Gefühle von Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Verzweiflung und Überforderung. Andere Menschen wiederum nehmen ihre Wut wahr, müssen sie aber nicht unbedingt ausleben, sondern finden andere Wege, um damit umzugehen. Das kann sein:

  • die Wut zu thematisieren und zu besprechen („Das macht mich jetzt ärgerlich …!“),
  • sich einen Moment zurückzuziehen und innezuhalten,
  • tief ein- und auszuatmen,
  • sich gut zuzureden und sich innerlich zu beruhigen,
  • regelmäßig Sport zu machen, sich auszutoben usw.

Jeder Mensch lernt im Laufe seines Lebens mehr oder weniger gut, Wut auszuhalten und damit umzugehen.

Mein Tipp: Reflektieren Sie Ihre Wut
Überlegen Sie doch einmal, wie Sie mit Ihrer Wut umgehen. Was hilft Ihnen, sich zu beruhigen, wenn Sie wütend sind? Wie erleben Sie die Wut? Macht Wut Sie stark oder schwach? Was macht Sie wütend? Sind Sie, was den Umgang mit Wut angeht, ein gutes Vorbild? Was könnten Sie selbst eventuell noch verbessern? Je klarer man sich selbst darüber ist, wie man mit Wut umgeht, desto besser kann man auch mit der Wut anderer Menschen umgehen.

Wut ist ein wichtiger Schutzmechanismus der Psyche von Kindern in der Pubertät

Wut hat bei uns keinen guten Ruf. Viele Psychologen bezeichnen sie als „negative Emotion“, dabei ist eine Emotion an sich nicht gut oder schlecht. Jedes Gefühl hat schließlich seine Berechtigung und Funktion. Die positive Kraft der Wut wird dabei ebenfalls oft übersehen. Wut kann beispielsweise in Trotz umgewandelt werden und damit in eine starke antreibende Kraft. Viele Menschen lernen bereits in ihrer Kindheit, dass Wut unerwünscht und sozial nicht kompatibel ist. Dabei ist die Fähigkeit, Wut zu entwickeln, ein hilfreicher Mechanismus, denn sie signalisiert dem Betroffenen, dass eine Grenze überschritten, seine Integrität oder seine Würde verletzt wurde. Wut und Traurigkeit bezeichnet man als Komplementärgefühle, das heißt: Da, wo viel Wut ist, ist oft auch viel Traurigkeit. Und umgekehrt. Oft spüren wir aber nur ein Gefühl von beiden, weil das andere verdrängt wird – je nachdem, welches Gefühl wir besser ertragen können. Die Seele hat hier gute Schutz- und Abwehrmechanismen eingebaut.

 Hört jemand in seiner Kindheit und Jugend immer nur „Sei brav!“ und „Schrei nicht rum!“ oder wird er sogar wegen seinerWut ausgeschimpft und geschlagen, wird er regelrecht dazu erzogen, keine Wut zeigen zu dürfen. Diese Kinder lernen dann sehr schnell, ihre Wut zu unterdrücken. Das geht meistens eine Weile gut, bis sich die aufgestaute Wut dann an  anderer Stelle entlädt und unter Umständen sehr heftig aus dem Betroffenen herausplatzt. Das kann in Form offener Wut gegenüber anderen sein oder sich in aggressiven und  kriminellen Handlungen äußern. Oft wird die Wut dann „verschoben“: Statt auf ein Elternteil wütend zu sein, weil Mama oder Papa dem Kind das verbieten, wird dieser Impuls auf ein anderes Objekt verlagert. Wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass es ungesund ist, seine Wut ständig zu unterdrücken. Ein erhöhter Cholesterinspiegel, Bluthochdruck sowie ein erhöhtes Herzinfarktrisiko und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folgen sein. Auch psychische Störungen haben viel mit unterdrückten Aggressionen und Wut zu tun, etwa Depressionen, Essstörungen oder Suchterkrankungen.

Kinder und Jugendliche müssen den Umgang mit Wut lernen

Bei einem Wutanfall verliert der Betroffene für einen gewissen Zeitraum die Kontrolle über seine Gefühle und ist ihnen nahezu ausgeliefert. Man spricht dann von einem Affekt. Während dieser Wutanfälle kommt es oft zu Reaktionen, über die sich die Betroffenen nachher wundern oder sich dafür sogar schämen. Becher gehen zu Bruch, man schreit hemmungslos herum, sagt Sachen, die man sonst nie sagen würde, oder schlägt sogar zu. Weil der Mensch in diesem Zustand nicht ganz Herr seiner Sinne ist, gilt beispielsweise ein Mord im Affekt als weniger heimtückisch als ein strategisch geplanter Mord.

Bedenken Sie: Kinder und Jugendliche müssen den angemessenen Umgang mit Wut erst noch lernen. Wut und Wutausbrüche bei Kindern und Jugendlichen sind also in einem gewissen Rahmen ganz normal!