Motiviert geht es besser: So bekommt Ihr Kind seine Hausaufgaben selbst in den Griff

Spaß machen in der Pubertät oft ganz andere Dinge als die täglichen Hausaufgaben. Zudem haben viele Jugendliche in dieser Zeit zusätzlich mit Unsicherheiten oder Ängsten zu kämpfen, und der Kopf ist dann einfach schwer frei zu bekommen. In diesem Beitrag lernen Sie planerische und methodische Hilfen für Ihr Kind sowie Verhaltenstipps für Sie als Eltern kennen, die Ihr Kind auf dem Weg zum selbstständigen Arbeiten unterstützen. 

Inhaltsverzeichnis

Hausaufgaben

Zunächst betreiben Sie Ursachenforschung. Fragen Sie sich, was die wesentlichen Gründe für die „chronische“ Lustlosigkeit Ihres Kindes auf Hausaufgaben sind? Hier einige Beispiele:

  • Über- oder Unterforderung. Beides geht auf Kosten der Motivation. Überforderung erzeugt Frustration und Versagensängste, Unterforderung Langeweile. Nachhilfe, um Lücken zu schließen, oder ein Schulwechsel, um Dauerfrust zu entgehen oder zusätzliche Herausforderungen schaffen, sind hier mögliche Lösungsansätze.
  • Zeitmangel, d.h. zu viel Arbeit und zu wenig Freizeit. Muss sich Ihr Kind seine Freizeit „stehlen“, indem es seine Hausaufgaben vernachlässigt, sollten Sie unbedingt gemeinsam über das Zeitmanagement Ihres Kindes und vielleicht auch der Familie sprechen. Die folgenden Planungshilfen können dabei helfen.
  • Fehlende Rückmeldung der Lehrer zu den Hausaufgaben. Nehmen die Lehrer Ihres Kindes kaum oder gar nicht wahr, ob und wie Ihr Kind seine Hausaufgaben erledigt, dann suchen sie das Gespräch mit der jeweiligen Lehrkraft.
  • „Falsch“ gesetzte Prioritäten. Ihr Kind findet Freizeit, Träumen, Probleme wälzen etc. oft wichtiger als Hausaufgaben? Auch dann werden Ihrem Kind die folgenden Tipps eine Hilfe sein.

Zwei Planungshilfen

„Niemand plant zu versagen, aber die meisten versagen beim Planen.“ Dieser wahre Satz stammt von dem amerikanischen Manager Lee Iacocca. Typisch für alle Schüler, die merken, dass sie sich besser organisieren müssten, ist die Aussage: „Ich habe vor …“. Doch aus diesem guten Vorhaben wird dann meistens doch nichts. So lassen sich viele Schüler einfach treiben und von den Ereignissen am Nachmittag vereinnahmen, statt ihre Arbeitszeit und Freizeit vorab festzulegen. Am nächsten Tag zeigen sie dann zwar wieder guten Willen und „haben vor“, es heute besser zu machen, aber auch dann bleibt es nur beim Vorhaben. Hat Ihr Kind ähnliche Probleme, sich zu organisieren, werden ihm die beiden folgenden Planungsinstrumente helfen.

1. Alles im Blick: Der Wochenarbeitsplan

Ein Wochenarbeitsplan ist eine selbst erarbeitete Übersicht. Ihr Kind trägt in diesen Plan – am besten jeweils mit einer anderen Farbe – Folgendes ein:

  • die Unterrichtszeit (von wann bis wann dauert der Unterricht, wann sind Freistunden)
  • die Pausenzeiten (damit sind z.B. die Busfahrt nach Hause, Mittagessen, Ausruhen vor den Hausaufgaben und die freie Zeit gemeint)
  • feste Termine (z.B. Training, Musikunterricht, Nachhilfe etc.)
  • die Zeiten für Hausaufgaben (diese Zeiten bestimmt Ihr Kind möglichst selbst.
  • zusätzliche Lernzeiten (z.B. für schwächere Fächer oder regelmäßiges Vokabellernen sollte Ihr Kind auch verbindlich notieren)

Die Vorteile des Wochenarbeitsplanes sind offensichtlich: So muss Ihr Kind nicht mehr jeden Tag neu darüber nachdenken, wann es seine Hausaufgaben erledigen möchte. Nun sind diese Zeiten verbindlich festgelegt. Außerdem hat Ihr Kind durch die deutliche Trennung von Arbeits- und Freizeit einen besseren Überblick über die Verteilung seiner Aktivitäten. Dass es nun mit Engagement versuchen wird, sich an seinen Plan zu halten, liegt daran, dass es ihn selbst erstellt hat. Würden Sie Ihrem Kind einen solchen Plan vorgeben, würde es Ihnen vielleicht beweisen wollen, dass es so nicht funktionieren kann.

2. Der Hausaufgaben-Manager: Tägliche Zeit- und Aufgabenplanung

Mit zunehmendem Alter bekommt Ihr Kind vermutlich mehr oder umfangreichere Hausaufgaben auf. Manche dieser Hausaufgaben muss es auch nicht gleich für den nächsten Tag, sondern erst für die übernächste Stunde oder die nächste Woche fertigstellen. Das alles im Blick zu behalten, fällt vielen Schülern schwer. Außerdem neigen Schüler oft dazu, erst die Aufgaben zu erledigen, die sie gerne machen oder die ihnen leicht fallen, die aber eigentlich (noch) nicht besonders wichtig sind. Wichtige Hausaufgaben bleiben so liegen oder werden nur oberflächlich erledigt. Der Hausaufgaben-Manager ist also eine detaillierte Planungshilfe, die Ihrem Kind dabei hilft, die täglich wichtigen Aufgaben im Blick zu behalten. Damit ist der Hausaufgaben-Manager eine prima Ergänzung zum Wochenarbeitsplan. Folgendermaßen füllt Ihr Kind diesen Tagesplan aus:

Zunächst trägt es alle Hausaufgaben, die es am aktuellen Tag aufbekommen hat, Aufgaben für zusätzliches Lernen und private Aufgaben in den Plan ein. Dann versieht es jede Aufgabe mit der Priorität A, B oder C.

  • Priorität A: Diese Aufgabe muss Ihr Kind unbedingt am gleichen Tag erledigen.
  • Priorität B: Diese Aufgabe ist wichtig, muss aber nicht unbedingt am gleichen Tag getan werden. Diese Aufgaben erledigt Ihr Kind erst, wenn es mit den A-Aufgaben fertigt ist.
  • Priorität C: Diese Aufgabe hat noch Zeit und wird in den nächsten Tagen zu einer B- bzw. A-Aufgabe.

Sinnvoll ist es, zu den B- und C-Aufgaben zusätzlich aufzuschreiben, bis zu welchem Termin die Aufgaben erledigt sein müssen.

Auch liegen die Vorteile dieser Planungshilfe auf der Hand: Ihr Kind vergisst wichtige Aufgaben nicht mehr, weil es den genauen Überblick hat, welche Aufgaben an welchem Tag unbedingt erledigt werden müssen. Außerdem kommt es weniger in Zeitnot, weil es sich seine Aufgaben vorausschauend einteilen kann. Selbst wenn Ihr Kind nicht stetig und hundert Prozent zuverlässig mit dem Hausaufgaben-Manager arbeitet, so lernt es doch damit, sich Schritt für Schritt selbstständig zu organisieren.

Bitte bedenken Sie!

Planungshilfen sind nicht dazu da, den Tag mit noch mehr Aufgaben und Terminen „vollzustopfen“. Sowohl der Wochenarbeitsplan wie auch der Hausaufgaben-Manager sollen Ihr Kind dabei unterstützen, sich Zeit für wichtige Freiräume zu schaffen und diese Freizeit dann auch bewusst wahrzunehmen.

Auf www.elternwissen.com/elternwissen-service/gratis-downloads.html kann sich Ihr Kind die Kopiervorlagen für den Wochenarbeitsplan und den Hausaufgaben-Manager downloaden.

Was Sie tun können!

Was Sie tun können!

Selbst wenn die Hausaufgaben komplett im Verantwortungsbereich Ihres pubertierenden Kindes liegen, so können Sie durch Ihr Verhalten doch auch dazu beitragen, dass Ihr Kind diese Aufgabe zunehmend mit mehr Sorgfalt und Energie erledigt.

Loben Sie, wann immer es möglich ist!

Ein ehrliches Lob von Ihnen in „Sachen Hausaufgaben“ wird Ihrem Kind vor allem dann gut tun, wenn es bislang dabei nichts oder nur wenig zu loben gab. Natürlich sollen Sie nicht lügen, aber versuchen Sie einmal genau hinzuschauen. Sicher finden Sie doch etwas Lobenswertes auf dem Weg zu den „perfekten“ Hausaufgaben. Und genau das ist wichtig:

  • Warten Sie nicht mit Ihrem Lob, bis das Ergebnis in Ihren Augen gelungen ist. Loben Sie alles, was Ihrem Kind bereits auf dem Weg dorthin gelingt, etwa: „Prima, dass du heute pünktlich mit deinen Hausaufgaben begonnen hast!“ oder „Mir gefällt, dass du heute alle deine Hausaufgaben notiert hast!“.
  • Seien Sie nicht zu pingelig. Ihre Vorstellungen von schöner Schrift und Ordnung provozieren Ihr Kind vielleicht nur zu noch mehr Unordnung.
  • Mischen Sie Lob nicht mit Kritik, das Lob verliert dann seinen Wert. „Super, der Rechenweg ist genau richtig – nur ist das leider kaum zu erkennen bei der grausigen Schrift.“

Achten Sie umgekehrt aber auch darauf, dass sie nicht „inflationär“ (also zu oft) loben, sonst nimmt Ihnen Ihr Kind das Lob bald nicht mehr ab. Und Vorsicht! Loben ist immer auch eine Form von Manipulation („Tue mehr von dem, was mir gefällt!“), die nur innerhalb einer akzeptierten Hierarchie funktioniert. Derjenige, der in der Hierarchie oben steht, darf denjenigen darunter beurteilen, also auch loben. In der Pubertät, wenn sich die  „hierarchische“ Beziehung zwischen Ihnen und Ihrem Kind verändert, könnte Ihr Kind selbst auf solch gut gemeinte Manipulationen „sensibel“ reagieren.

Verabreden Sie sich zu einer Strategiebesprechung mit dem Lehrer!

Eltern sind keine Nachhilfe- oder Ersatzlehrer und auch keine Hausaufgabenbetreuung. Gegen anfängliche Unterstützung in der Grundschule ist nichts einzuwenden und auch nicht später, wenn sich Ihr Aufwand in Grenzen hält. Abgesehen davon, will Ihr pubertierendes Kind diese tägliche Hilfe von Ihnen gar nicht mehr. Das merken Sie schon daran, dass Ihre Beurteilung einer Hausaufgabe nicht halb so viel wert ist wie eine Beurteilung durch den Lehrer. Diese Tatsache sollten Sie nutzen, wenn Sie merken, dass Ihr Nachwuchs jeden Tag „bockiger“ wird, seine Hausaufgaben kaum erledigt und Ihnen so das Familienleben verdirbt. Machen Sie einen Termin mit dem Klassen- oder betreffenden Fachlehrer und schildern Sie das Problem:

  • Überlegen Sie zunächst gemeinsam, welche Gründe hinter der „Verweigerung“ stecken könnten.
  • Vereinbaren Sie mit dem Lehrer, dass er ab nun genau kontrolliert, ob und wie die Hausaufgaben erledigt wurden.
  • Besprechen Sie dann, wie er auf fehlende oder unvollständige Hausaufgaben, aber auch auf positive Arbeitsergebnisse reagieren möchte.
  • Legen Sie einen Termin etwa vier Wochen später fest, an dem Sie sich über den Erfolg Ihrer Strategie austauschen.

Eine solch engmaschige Kontrolle durch den zuständigen Lehrer (und nicht durch die Eltern!) zeigt bei hartnäckigen Problemen mit dem pubertierenden Nachwuchs oft die größere Wirkung.